Messe in der Villa FriedlindeWarum ein Lohmarer seine eigenen Pfeifen baut

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Pfeifenliebhaber Lohmar 1

Originelle Rauchgeräte: Ein Aussteller aus Kroatien hat Flora und Fauna zum Vorbild genommen.

Lohmar – Dicke Luft herrscht in der Villa Friedlinde: Männer nicken sich freundlich zu, gehen gemächlichen Schritts von Stand zu Stand, gefolgt von grauen Wölkchen. Das Rauchverbot in den städtischen Räumen ist für einige Stunden wohl außer Kraft gesetzt. Wer sich ein Pfeifchen ansteckt, macht es halt nicht nach fünf Minuten wieder aus, weiß Volker Bier. Der Mann aus Donrath ist Dreh- und Angelpunkt der besonderen Messe.

Der 50 Jahre alte Pfeifenmacher kennt wohl die meisten der rund 500 Besucher, die an diesem Samstag aus dem weitem Umkreis ins Erdgeschoss des Bürgerzentrums und in die beiden großen Zelte im Friedlinde-Park strömen. Bier hat vor 15 Jahren sein erstes Stück gebaut und sich längst in der Szene einen Namen gemacht.

Dieses Treffen wird das letzte sein in Lohmar: Bier, der hauptberuflich als Betreuer und Gruppenleiter in der offenen Ganztagsschule Neuhonrath arbeitet, schließt seine Kellerwerkstatt. Nicht aus Frust oder Unlust, sondern weil er aufhören will, solange es noch schön ist. Immer wieder sprechen ihn die Gäste drauf an, einige ungläubig, mit Tränen in den Augen. Das Schmoken ist eine Passion.

Mit 18 Jahren zum ersten Mal an der Pfeife

Mit 18 Jahren griff Volker Bier das erste Mal zum Rauchgerät. Ein Genuss: „Man atmet die Pfeife und inhaliert nicht.“ Später gab’s eine längere Pause, dann folgte der Wiedereinstieg, ungefähr zur Einführung des Euro. Die Pfeifenpreise stiegen nach seinem Empfinden damals „fast eins zu eins“ und brachten ihn damit zur Marke Eigenbau. Sein Lehrmeister aus dem Siegerland verriet Volker Bier Tricks und Kniffe zur Bearbeitung der Hartholz-Stücke für Rauchkammer und Rohr.

Säge und Bohrmaschine sind die wichtigsten Werkzeuge; der Naturkautschuk fürs Mundstück wird mit Raspel, Feile und Schleifpapier geformt und auf Hochglanz poliert. Noch heute ist der Lohmarer dem Mann aus Hilchenbach für diese Ratschläge dankbar. Üblicherweise behielten die Experten ihr Wissen lieber für sich.

Rauchen mit Hektik unvereinbar

Rauchen ist für Volker Bier der Inbegriff der Gemütlichkeit, mit Hektik unvereinbar. Eine halbe Stunde sollte man sich mindestens Zeit nehmen, bis zu zweieinhalb Stunden glimmt so ein Piefchen, dazu passen als Begleiter der gemütliche Sessel, eine Zeitung, ein Buch, vielleicht auch Musik – und nicht die schnelle Pause vor der Kneipentür.

Zigaretten reizten ihn nie. „Die raucht meine Frau, aber nicht im Haus. Das mag sie nicht.“ Tabu sind drinnen auch einige Pfeifentabake, wie der strenge Latakia mit durchdringender Rauchnote. Da bleibt nur die Terrasse.

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Obwohl allüberall in öffentlichen Lokalitäten Rauchverbot herrscht, gehe die Zahl der Pfeifenraucher nicht zurück, so Bier: „Das liegt im Mainstream.“ Kein Hobby nur für ältere Herren, sogar Frauen entdeckten es. Wie Maike Paeßens aus Berlin, eine der wenigen weiblichen Pfeifenmacherinnen. Sie schwärmt: „Jeder sollte es mal ausprobieren.“

Die zweite Ausstellerin in der Villa, Michaela Daniels, hat das Handwerk vom Vater gelernt. Dem Tabakgenuss kann sie allerdings nichts abgewinnen: Sie war schon immer Nichtraucherin.

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