Sonderstellung im Rhein-Sieg-KreisLohmarer Landwirt hält Wasserbüffel-Herde

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Vorsichtig füttert Ulrich Fischer die Büffel. 

Lohmar – Obama lässt Olga den Vortritt. Seine Partnerin wiegt den dunklen Kopf und stapft mit vorgerecktem Hals auf Ulrich Fischer zu. Der streckt ihr ein Lockmittel entgegen. Ohne Karotte, erzählt der 58-Jährige, würden ihn die Tiere mit den imposanten Hörnern weitgehend ignorieren. Wasserbüffel gelten zwar als domestiziert, aber das sieht der Bauer etwas anders: „Die sind alles andere als handzahm.“

Wenn die lauten, kehligen Rufe durchs Naafbachtal schallen, wundert sich so mancher Wanderer. Der Anblick des gewaltigen Quartetts – die erwachsenen Tiere können etwa doppelt so schwer wie eine durchschnittliche Milchkuh werden – sorgt für Erstaunen bis Erschrecken. Hier gibt es keine Reisfelder wie in Vietnam, wo die Büffel den Pflug ziehen. Auch keine Käse-Produktion wie in Italien, wo ganze Herden als Milchlieferanten für den Mozzarella di Bufala gehalten werden.

Lohmarer Landwirt setzt die Büffel als Landschaftspfleger ein

Fischer, der den elterlichen Hof in Büchel bewirtschaftet, würde die Tiere niemals melken („zu gefährlich“), auch an der Verwertung des schmackhaften Fleisches ist er nicht interessiert. Warum also hält er die Wasserbüffel? Antwort kurz und trocken: „als Landschaftspfleger.“ Damit hat Fischer eine Sonderstellung im Rhein-Sieg-Kreis.

Die Feuchtwiesen zwischen Kreuznaaf und Ingersauel sind nicht nur ideal für Bubalus bubalis mediterannea, wie die europäische Gattung heißt; die Flächen im Naturschutzgebiet dürfen nur extensiv bewirtschaftet werden, das heißt nicht gedüngt und nur mit „geringerer Tierdichte“ besetzt, erklärt Biologe Klaus Weddeling, Ansprechpartner der Landwirte in Sachen Vertragsnaturschutz. Der Staat zahlt Prämien für diese andere, umweltschonende Nutzung von Grünland und Ackerflächen. Und Ulrich Fischer, der noch eine Mutterkuhherde mit 60 Schwarz-Bunten hält, hat ein festes Zusatzeinkommen und spart eine ganze Menge Arbeit: „Den Ein-Mann-Betrieb könnte ich sonst nicht schaffen.“

Das Abenteuer Wasserbüffel begann mit dem Tipp seines Vaters und großem Vorbehalt seiner Frau Ulrike. Als Fischer ins Ruhrgebiet aufbrach, um sich zwei Tiere anzuschauen, hatte sie ihm mit auf den Weg gegeben: „Nur gucken, nicht kaufen.“ Er brachte vier Büffel mit nach Hause. Ein Jahr später waren es sieben, dann acht. Zuviel. Fischer gab vier ab an einen Halter im Wenigerbachtal.

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Der sanftmütige Obama, die temperamentvolle Olga, das Bullenkälbchen der beiden und ein weibliches Jungtier – beide schreckhaft und namenlos – leben in einem Stall nahe der alten Naafer Mühle. Sie weiden von Frühjahr bis Herbst, halten die Flächen frei von Seggen und Binsen, die die artverwandten Nutzrinder nicht fressen. Und sie suhlen sich: Denn wenn die Temperatur über 24 Grad Celsius steigt, müssen die Wasserbüffel ihre Haut feucht halten. Einen Teil des Grundstücks hat Fischer zwischenzeitlich aus dem Vertragsnaturschutz herausnehmen lassen und extra umzäunt: „Damit die Tiere auch im Winter den Offenstall verlassen und grasen können.“

Die Weide hat Fischer doppelt gesichert: mit Stromzaun und mit Stacheldraht. Er hat großen Respekt vor den Tieren, die sich nicht treiben ließen und vermutlich auch nicht einfangen: „Die sind so schnell, dass sie in zehn Minuten bis Kreuznaaf laufen.“ 

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