Mundart-LiederMartin Graf spricht über die Auftritte mit Bernd Antweiler

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Martin Graf

Martin Graf im Garten mit Akkordeon und Euphonium, das bei jedem Konzert mit dabei ist.

Rhein-Sieg-Kreis – Martin Graf ist eine Hälfte des Hennefer Duos Antweiler & Graf. Einige seiner Mundart-Lieder landeten bereits auf Tonträgern namhafter Kölsch-Bands. Die Auftritte von Antweiler & Graf sind in der Region längst mehr als ein Geheimtipp.  Mit dem 61-Jährigen sprach Peter Lorber.

Was fühlen Sie, wenn die Bläck Fööss im Radio Ihr „Ich wör su jään ens Weihbischof“ spielen? Das ist jedes Mal schön und macht mich stolz. Beim ersten Mal war das unglaublich für mich. Ich dachte: „Meine Vorbilder, und jetzt spielen sie mich.“

Mit den Bläck Fööss ist Ihre Gruppe öfter aufgetreten. Wie war Ihre Erfahrung daraus? Wir haben mit Bömmel, Kafi Biermann und Hartmut Priess Flüsterkonzerte gemacht, abwechselnd jeweils eine halbe Stunde gespielt. Tolle Erlebnisse. Beim ersten Mal im Saal Wolters ging mir aber schon der A… auf Grundeis.

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Wie sind Sie zur Musik gekommen? Ich habe als Junge mit Klavier angefangen und 15 Jahre im Musikverein Allner Tuba gespielt. Mein Euphonium ist beim Einzug zu den Konzerten immer dabei.

Das haben Sie sich autodidaktisch beigebracht? Ja. Heute spielen wir übrigens nichts mehr nach Noten, sondern alles aus dem Kopf. Wir werden oft nach Partituren gefragt, können damit aber nicht dienen.

Wie kam es zu Antweiler & Graf? Wir sind beide aus Allner und kennen uns seit der Kindheit. Der Altersunterschied verhinderte, dass wir früher Gemeinsamkeiten entdeckten. Ich spielte noch Fußball auf der Wiese, er kam schon mit dem VW-Bus um die Ecke. Bei der Einweihung des Allner Bürgerhauses kamen wir uns näher. Er machte Musik, ich stellte Bilder aus. Am Tresen erkannten wir unsere Seelenverwandtschaft. 2003 traten wir zum ersten Mal im Kur-Theater auf. Meine Bedenken: „Ein Konzert, und das war’s“ haben sich nicht bestätigt.

Wie entstehen die Antweiler-Graf-Stücke? Gibt es da immer Eintracht? Wir schreiben und texten unabhängig voneinander. Wer Urheber ist, lässt sich bei uns leicht erkennen: Wer singt, hat das Stück auch geschrieben.

Das setzt voraus, dass man sich einig ist, was ins Programm übernommen wird. Klar. Es kommt schon mal vor, dass wir uns gegen ein Stück entscheiden. Wenn es einem nicht gefällt, ist es auch nichts. Da gibt es null Futterneid. Was vielleicht daran liegt, dass wir keine fremdfinanzierten Stücke schreiben.

Sie schreiben im Allner Platt. Haben Sie es mal Hochdeutsch versucht? Ja, so etwas mache ich zunächst für mich. Wenn es einer nimmt, freue ich mich. Bisher wollte aber noch keiner so ein Stück haben. (Er lacht laut) Das macht nichts, ich mache Musik nicht zum Broterwerb, das gibt mir die Freiheit, zu machen, was ich will.

Sie erzählen in den Liedern Alltagsgeschichten; lustig, melancholisch, schräg. Wie kommen Sie an den Stoff? Aus Selbsterfahrung. Ich schaue hin und höre zu, zum Beispiel jeden Tag im Zug zur Arbeit. Da heute jeder am Handy hängt, wird im Gegensatz zu früher nicht mehr so viel erzählt. Da wusste ich, welche Unterwäsche gekauft und wie der beste Krautsalat gemacht wird.

Bernd Antweilers Texte und Ihre sind kaum auseinanderzuhalten. Geht er genauso vor? Das kann ich nicht sagen, aber wir sind so etwas wie Brüder im Geiste. Es klingt komisch, aber wir haben über diesen Sachverhalt noch nie gesprochen.

Gibt es ein Feedback von den Bands, die Ihre Songs übernehmen oder nicht übernehmen? Durch den engen Kontakt von Anti zu Bömmel gab es immer einen Draht zu den Fööss. Ich habe Klaus Voormann (siehe Kasten, d. Red.) mal mein Lied „Keiner ist mehr ganz wach“ angeboten. Das hat er zwar nicht genommen, mir aber eine sehr persönliche Mail geschrieben, in der er sich quasi dafür entschuldigt hat.

Auftritte von Antweiler & Graf leben von wechselnder Moderation. Ist das choreographiert? Nein, das ergibt sich so und ist so gewachsen. Wir spielen da nichts vor, sondern sind, wie wir immer sind.

Wie stehen Sie zur modernen Technik? Arbeiten Sie zum Beispiel mit Loops für Begleitakkordfolgen? Bei uns ist alles frisch und handgemacht. Dass ich den Begriff Loop noch nie gehört habe, beantwortet Ihre Frage von selbst.

Was folgt nach der Musik? Die mache ich, solange es geht. In meinem Ruhestand will ich mich wieder der Malerei widmen.

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