Bürgerverein Lüsdorf-RanzelGegen die Ansiedlung des Chemiekonzerns

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pcc Bürgerverein lülsdorf Ranzel

Als der Chemiekonzern PCC am Samstag vor einer Woche über seine Pläne informierte, kamen etwa 300 Bürgerinnen und Bürger. Nur wenige Tage später äußerte sich der Bürgerverein für Lülsdorf und Ranzel.

Niederkassel – Der Bürgerverein für Lülsdorf und Ranzel hat sich gegen die Ansiedlung einer Produktionsstätte des Duisburger Chemiekonzerns PCC auf dem Lülsdorfer Evonik-Gelände ausgesprochen. „Nach Abwägung des Für und Wider, der Arbeitsplätze gegen das Gefahrenpotenzial, verlief die Abstimmung einstimmig“, heißt es in einer Stellungnahme, die der Bürgerverein wenige Tage nach einer öffentlichen Informationsveranstaltung von PCC im Evonik-Casino veröffentlichte. „Das Unfallrisiko wird als zu hoch eingestuft.

Ob menschliches Versagen oder technisches Versagen – beides sind Hauptursachen für Unglücke, sie sind nie zu 100 Prozent auszuschließen und damit tödliche Begleiter bei der Produktion von diesem hochgiftigen und explosiven Stoff.“

Prduktion soll 2024 beginnen

PCC hatte kürzlich seine Pläne zum Bau von Anlagen zur Herstellung von Ethylenoxid und dessen Folgeprodukten sowie eine CO2 -Rückgewinnungsanlage vorgestellt. Ethylenoxid ist ein hochentzündliches Gas, das als Ausgangsstoff für viele Konsum- und Industrieprodukte dient, darunter Desinfektionsmittel, Farben und Dämmstoffe. Laut PCC wird ein Folgeprodukt auch zur Herstellung von Lithium-Ionen-Akkus für Elektroautos verwendet.

Läuft alles nach den Plänen der Duisburger, werden die Genehmigungsanträge für den Bau der Anlagen im Herbst dieses Jahres bei der Bezirksregierung eingereicht. Ein Jahr später könnte dann mit dem Bau begonnen werden. Laut dem geplanten Projektverlauf wird die Produktion schließlich 2024 in Betrieb genommen. In einem ersten Schritt sollen etwa 120 neue Arbeitsplätze entstehen. Weil weiterverarbeitende Betriebe planten, PCC an den Standort zu folgen, könnten dort bis zu 80 weitere Arbeitsplätze geschaffen werden, hieß es bei der Vorstellung des Projektes.

Ethylenoxid ist giftig und krebserregend

Nach Auffassung des Bürgervereins hat die geplante Produktionsanlage im Dreieck zwischen Niederkassel-Ort, Lülsdorf und Ranzel allerdings nichts zu suchen. „So eine Anlage gehört in keine Stadtbebauung, egal ob hier oder woanders.“ Der Standort sei „umzingelt von dichter Wohn- und Gewerbebebauung mit Kindergärten, Schulen und einem Seniorenheim in unmittelbarer Nähe“. Seine ablehnende Haltung begründet der Bürgerverein unter anderem damit, dass Ethylenoxid giftig und krebserregend ist. Unklar sei auch, welche Folgen ein Stör- oder Unfall bei PCC für andere chemische Produktionsanlagen in der Umgebung habe. Möglicherweise komme es zu einer „sich kumulativ ausbreitenden Gefahrenlage durch Chlor- und Raffinerieprodukte“ – ein Szenario, „das möglicherweise unbeherrschbar sein könnte“.

Vor diesem Hintergrund fordert der Bürgerverein die Stadt auf, „bei der Ansiedlung einer hochgefährlichen Produktionsanlage die Prokura, die Zustimmung der Bevölkerung einzuholen, wertzuschätzen und zu akzeptieren.“ Gleichzeitig erinnert der Verein daran, dass die Stadt vor rund zehn Jahren noch mit dem Image einer reinen Wohnstadt und dem Werbeslogan „Leben in R(h)einkultur“ um Neubürger geworben habe.

Sieben Monate vor der Kommunalwahl fordert der Bürgerverein eine klare Positionierung der im Stadtrat vertretenen Parteien. Eine solche Stellungnahme könne den Niederkasseler Bürgern helfen, am Wahltag „das Kreuz ins richtige Kästchen zu setzen“.

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