Comedy aus NiederkasselOberucken hat es ins Kino geschafft

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Oberucken1

Mittlerweile haben sie auch ein Bier namens „Uckenbräu“ aus Oberucken im Angebot, die Youtuber Tino Klein, Lars Fricke und Daniel Gatzke (v. l.) im Siegburger Cineplex, wo der 142-Minuten-Comedy-Film über den erfundenen Rhein-Sieg-Ort Oberucken lief. 

Niederkassel/Siegburg – Oberucken goes to Hollywood. Naja, noch nicht so ganz. Aber immerhin schaffte es die Youtube-Comedy-Serie über einen erfundenen Ort im Rhein-Sieg-Kreis nun in Spielfilmlänge ins Kino, gefördert mit 50.000 Euro von der Film- und Medienstiftung NRW.

Premiere war vor einer Woche im Cinenova in Köln-Ehrenfeld mit immerhin 280 Zuschauern. Das Siegburg Cineplex am Bahnhof war am Dienstag, 20.15 Uhr, der nächste Aufführungsort. Von der Großstadt zur Kleinstadt war jedoch ein Schwund zu verzeichnen, die Besucherzahl schrumpfte auf 24 Fans der Serie.

Den drei Machern Daniel Gatzke aus Niederkassel, Lars Fricke aus Köln, die beide auch professionell geschminkt Frauenrollen übernehmen, und Tino Klein aus Bonn, verdarb das aber nicht die Laune.

In Hennef gebraut

Im Gegenteil, vor Kinosaal 1 im Cineplex gaben sie, dauergutgelaunt, wie Comedians nun mal sind, Freibier aus. Und was für eins. Ein feinwürziges Helles Uckenbräu, das ihnen Uli Schambil in seiner Privatbrauerei Isserts-Hofbräu in Hennef braute. Die 0,33-Liter-Flaschen haben lustige gelbe Etiketten. Darauf steht auch: „Das Bier aus Oberucken“.

Gedreht in Niederkassel

Aber wo liegt Oberucken eigentlich? Es sei ein fiktiver Ort am Rhein im Kreisgebiet, betonen die drei jungen Filmschaffenden (29, 30 und 31 Jahre alt). Wer sich ein wenig auskennt, wird schnell entdecken, dass die Straßenszenen in Niederkassel-Ort, Mondorf und Rheidt gedreht sind.

Es sind 26 Youtube-Videos, die nun zusammen einen 142 Minuten langen Spielfilm ergeben. Dabei werden Spießer, Prolls und Normalos in Alltagssituationen auf die Schippe genommen.

Einer davon ist der leicht abgehalfterte Bernd Strunk, den Lars Fricke verkörpert, der als Frau geschminkt auch zugleich dessen Schwester Ute Strunk spielt. Diese ist, wie sollte es anders in einer Comedy über mehr oder weniger schräge Typen sein, Besitzerin eines Sonnenstudios, das auch eine Rolle in dem Film spielt, etwa in dem Einzelvideo „Zoff im Sonnenstudio“.

Fricke besetzt allein schon sechs Rollen, dank eines professionellen Maskenbildners immer wieder verblüffend anders aussehend. Noch ein paar Rollen drauflegen kann Daniel Gatzke. Der ist vor allem Adelheid, eine Wuchtbrumme mit brünettem langen Haar.

Er wirkt aber unter anderem auch als Pfarrer mit oder als Manfred von der Stadtverwaltung, als einer von zwei Dorfpolizisten und nebenher auch noch als Reisebürokauffrau. Das alles kommt im Internet gut an.

Die drei bringen es mit ihrem Youtube-Kanal „SceneTakeTV“, wo auch Oberucken läuft, bisher auf 19,4 Millionen Gesamtaufrufe bei 132.000 „Abonnenten“. So die Bezeichnung bei Youtube, diese Fans heißen bei Instagram und Twitter „Follower“.

Von ungefähr kommt der Erfolg der drei jungen Filmer nicht. Daniel Gatzke betreibt als Filmproduzent die gatzke.media für Webvideo-Beratung, Produktion und Projektmanagement. Da geht es auch um viel Werbung und Influencer-Marketing. Lars Fricke ist Sprecher und Schauspieler (unter anderem „In bester Verfassung“, ZDF).

Tino Klein, der bei Oberucken nicht vor der Kamera steht, ist von Beruf Mediengestalter Bild und Ton, was man der professionellen Machart von Oberucken ansieht. Dabei handelt es sich übrigens um eine Mockumentary. Bei diesem Filmgenre geht es um fiktionale Dokumentarfilme, die echte Dokumentarfilme parodieren. Sie gehören zur Comedy.

Parodie auf Dokumentarfilme

Bekanntester dieser Art dürfte „Stromberg“ mit Christoph Maria Herbst sein. Um den dokumentarischen Anschein zu wahren, wird extra kurz unscharf gestellt oder mit der Kamera gewackelt. So als trete die Kamera zufällig herbei.

Die Kinotour der drei mit Uckenbräu im Gepäck geht nun weiter durch NRW-Kinos nach Münster, Leverkusen und Aachen. Und wer weiß, wann es so richtig zündet. Auch ohne Hollywood kann man Erfolg haben.

Fricke und Gatzke können trotz bester Kostümierung nicht alle Rollen spielen. So kamen bisher um die 30 Komparsen hinzu. So auch Doris Wolfer (58) aus Niederkassel, die eine Supermarkt-Kundin spielte und gern zum Kino in Siegburg kam. Die meisten Zuschauer gehörten aber altersmäßig in die von Youtube festgestellte Zielgruppe: 18 bis 35 Jahre.

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