Helmut Esch im Interview„Niederkassels Infrastruktur ist auf 44.000 ausgelegt“

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Zum Ende dieses Monats räumt der Erste Beigeordnete Helmut Esch seinen Arbeitsplatz im Niederkasseler Rathaus.

Zum Ende dieses Monats räumt der Erste Beigeordnete Helmut Esch seinen Arbeitsplatz im Niederkasseler Rathaus.

  • Am heutigen Mittwoch räumt der Erste Beigeordnete in Niederkassel Helmut Esch seinen Arbeitsplatz.
  • Im Interview blickt er auf die Zeit zurück und spricht unter anderem über die Infrastruktur.
  • Und er diskutiert, warum der Kölner Wohnungsmarkt die Lage in Niederkassel verschärft.

Niederkassel – Nach fast 38 Jahren in Diensten der Stadt Niederkassel wechselt Helmut Esch zum Monatsende in die passive Phase seiner Altersteilzeit. Nach Stationen als Sachbearbeiter, Amtsleiter und Fachbereichsleiter, trat der gebürtige Troisdorfer am 1. September 2001 sein Amt als Erster Beigeordneter der Stadt an. Am heutigen Mittwoch wird Esch in einer Sondersitzung des Stadtrates (Beginn um 18 Uhr im Mondorfer Schulzentrum Süd) von Politik und Verwaltung der Stadt verabschiedet. Über seine Zeit in der Stadtverwaltung sprach er mit Peter Freitag.

In der vergangenen Woche haben Sie bei Ihrer letzten Teilnahme an einer Sitzung des Bauausschuss betont, dass Sie froh waren, für die technischen Bereich der Stadtverwaltung verantwortlich gewesen zu sein. Warum?

Esch: Das hat vermutlich damit zu tun, dass ich aus einer Handwerkerfamilie stamme. Mein Vater war Maurer. Als Erster Beigeordneter war ich vor allem für die Bereiche Bauaufsicht, Stadtplanung, Umwelt, Liegenschaften, Tiefbau, Bauhof und Gebäudewirtschaft zuständig. Da geht es weniger um politische Streitfragen als um Fakten. Ich habe es deshalb immer auch als positiv empfunden, dass in den entsprechenden Ausschüssen sachlich und nicht ideologisch diskutiert wurde.

Als Sie 2001 Erster Beigeordneter wurden und damit auch verantwortlich für die Stadtentwicklung, hatte Niederkassel etwas mehr als 30.000 Einwohner. Inzwischen hat die Stadt die 40.000 Einwohner-Grenze überschritten. Wie hat sich Niederkassel seitdem entwickelt?

Wir standen zu Beginn meiner Amtszeit, aber auch schon in den Jahren davor, immer wieder vor der Frage: Bekommt Niederkassel ein echtes Stadtzentrum oder erhalten wir die dezentrale Struktur? Letztlich ist die Entscheidung gefallen, dass wir die einzelnen Ortsteile mit ihren Eigenheiten beibehalten und sie weiter stärken. Ich denke, dass uns das auch gelungen ist. Die Stadtteile haben eine eigene Infrastruktur und ein lebendiges Vereinsleben.

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Die Kehrseite dieser starken Ortsteile ist aber, dass das Bewusstsein, in einer gemeinsamen Stadt zu leben, nicht sonderlich ausgeprägt ist.

Das stimmt, tatsächlich haben wir so etwas wie eine Nord-Süd-Teilung im Bewusstsein der Niederkasseler.

Unabhängig von diesen Befindlichkeiten ist Niederkassel eine attraktive Stadt, wie die steigenden Einwohnerzahlen beweisen. Aber wie viele neue Bürger verkraftet die Stadt?

Es gibt seit Jahren eine Bevölkerungszielzahl von 44.000. Darauf ist unsere Infrastruktur auch ausgelegt. Und ein Wachstum in diesem Rahmen verkraftet die Stadt, ohne dass sie ihre Strukturen verliert. Nach Westen können wir wegen des Rheins ohnenhin nicht weiter wachsen, Richtung Osten ist die Umgehungsstraße die Grenze, über die wir nicht hinausgehen wollen.

Trotzdem wird der Druck auf die Stadt anhalten.

Wir haben einen Überschwapp-Effekt vor allem aus Köln, wo der Wohnungs- und Immobilienmarkt sehr angespannt ist. Wir haben darauf auch mit einer Nachverdichtung unserer Wohngebiete reagiert, was in der Bevölkerung durchaus umstritten ist.

Kritiker werfen der Stadtverwaltung und der Mehrheitsfraktion im Stadtrat vor, einseitig auf den Bau von Einfamilienhäusern zu setzen.

Das trifft so nicht zu. Gerade bei der Nachverdichtung gibt es auch viel Geschosswohnungsbau. Ich gebe aber zu, dass es beim Wohnungsbau eine Lücke gibt zwischen dem sozialen Wohnungsbau und dem höherpreisigen Wohnungsbau. Das ist aber auch der Tatsache geschuldet, dass der Druck auf die Grundstückspreise weiter anhält.

Wie wird sich Niederkassel in den kommenden Jahren weiterentwickeln?

Die Stadt hat vor allem bei der Anbindung ans überörtliche Verkehrsnetz Nachholbedarf. Ich bin zuversichtlich, dass wir durch die geplante neue Rheinquerung und die geplante rechtsrheinische Stadtbahn zwischen Köln und Bonn diesbezüglich weiterkommen werden. Das sind die großen Themen, die die Stadt in den nächsten zehn bis 15 Jahren beschäftigen werden.

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