MobilitätsprojektRikschas sollen Senioren in Fahrt bringen

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Mit zwei erwachsenen Fahrgästen, hier dem Leiter vom „Wohnhaus im Tal“, Hans-Werner Dax, und Eike Kleinheyer hatte der Fahrer Ulrich Buchholz keine Probleme.

Mit zwei erwachsenen Fahrgästen, hier dem Leiter vom „Wohnhaus im Tal“, Hans-Werner Dax, und Eike Kleinheyer hatte der Fahrer Ulrich Buchholz keine Probleme.

Niederkassel – Paula (7) und Lea (10) Klein waren sich einig über ihre erste Tour in einer Fahrrad-Rikscha. „Gut gefallen“ hat es ihnen, vor allem „der Fahrtwind war cool“. Ansonsten sei es „wie Autofahren“. Einige Rheidter Einwohner staunten am Samstagnachmittag über das seltene Gefährt, mit dem immer wieder zwei gut gelaunte Menschen von einem nicht minder strahlenden Chauffeur durch den Niederkasseler Stadtteil gefahren wurden.

Die Rikscha war neben Livemusik der Band Pures Glück, Tänzen von „Et Jecke Jrüppche“ und dem Catering Höhepunkt beim Sommer-„Oktoberfest“ im „Wohnhaus im Tal“. Die Initiative des im vergangenen Jahr gegründeten Bonner Vereins „Radeln ohne Alter“, der Rikscha-Fahrten mit Menschen unternimmt, deren Mobilität eingeschränkt ist, hat den Rheidter Ulrich Buchholz inspiriert: „Das wäre doch auch etwas für Niederkassel.“

Organisation als Herausforderung

Beim Leiter des „Wohnhaus im Tal“, Hans-Werner Dax, fand er offene Ohren, die Aktion wurde in das Sommerfest eingebunden und stieß auf reges Interesse bei Bewohnern und Gästen. Mittlerweile gibt es in vielen deutschen Städten solche Initiativen, die „Radeln ohne Alter“ oder „Wind in den Haaren“ heißen und ihren Ursprung in Dänemark haben.

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Die Idee dahinter ist bei vielen ähnlich. „Jung und Alt werden zusammengebracht, Menschen im Alter wird Mobilität und ein Gefühl von Freiheit verschafft, älteren Menschen wird geholfen, ein aktiver Teil der Gesellschaft zu bleiben“, heißt es etwa im Bonner Verein.

Buchholz, der selbst auf dem Fahrersitz saß, sähe gern ein solches Projekt in Niederkassel realisiert: „Das kann für Senioren angeboten werden oder für Menschen mit Behinderungen, die selbst nicht oder nicht mehr Rad fahren können.“

Sponsoring durch Banken und Firmen

Die größten Herausforderungen für Urich Buchholz: „Beschaffung und Organisation.“ Dazu zählt er das Sponsoring durch Firmen oder Banken – Buchholz: „Für welche, die Gutes tun wollen“ – ebenso wie die Wartung, die Unterbringung des Gefährts und den eigentlichen Fahrbetrieb.

„Natürlich muss alles auf sichere Beine gestellt werden“, sagt Buchholz. Deshalb hält er einen Modellversuch über einen längeren Zeitraum für sinnvoll, wenngleich er daran glaubt, „dass es funktioniert“. Später könnten Rikschas für alle Stadtteile angeschafft werden. Dadurch falle wiederum der Organisationsaufwand weg, der zwischen den Stadtteilen zu betreiben wäre.

Ansprechstellen für die Ausleihe wären einzurichten, zentral oder dezentral. Außerdem müssten sich entsprechend Buchholz’ Losung „für Menschen, die Zeit schenken wollen“, feste Fahrerinnen und Fahrer finden, die im Wechsel den Job des Chauffeurs übernehmen. Aus Sicherheitsgründen und wegen der erforderlichen Einweisung in das Gefährt sollte die eigentliche Fahrertätigkeit nicht aus der Verantwortung gegeben werden.

Elektromotor unterstützt Fahrer

Ideal wäre es für Initiator Buchholz, wenn sich ein Verein nach ähnlichem Muster wie in Bonn gründet, das Projekt in bestehende Vereine integriert würde oder sich eine Einrichtung wie Lebenshilfe oder Caritas der Sache annehmen könnte.

Den Fahrtwind ließ sich auch Eike Kleinheyer ins Gesicht wehen, die mit Hans-Werner Dax eine Spritztour machte. „Auch für zwei Erwachsene kein Problem“ sagte die 73-Jährige, die über das „bequeme Fahrgefühl“ auf dem gepolsterten Sitz staunte.

Für Fahrer Ulrich Buchholz war das Transportgewicht mit zwei Erwachsenen ebenfalls kein Problem. Denn ein Elektromotor unterstützte seine Pedalarbeit. An Sicherheit ist gedacht bei den Rikschas, sie verfügen über Scheibenbremsen und Sicherheitsgurte und sind sehr stabil verarbeitet.

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