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Passagierschiff auf ReiseSt. Nikolaus wird in der Eifel zu Wasser gelassen

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Fertig gestrichen und fast schon bereit für die Reise nach Einruhr steht die St.Nikolaus im Trockendock der Lux-Werft in Niederkassel-Mondorf.

Fertig gestrichen und fast schon bereit für die Reise nach Einruhr steht die St.Nikolaus im Trockendock der Lux-Werft in Niederkassel-Mondorf.

Mondorf-Niederkassel – Fast sieht es so aus, als freue sich die neue St. Nikolaus schon diebisch auf ihre Jungfernfahrt auf dem Obersee des Rursees. Frisch gestrichen schaut das Schiff frech und selbstbewusst in die Montagehalle der Lux-Werft in Niederkassel-Mondorf, die 50 Beschäftigte hat. Am Dienstag kommender Woche soll es die Reise in die Eifel nach Einruhr antreten. Bereits am Freitag, 2. März, soll das 72 Tonnen schwere Schiff dann bei Einruhr am Obersee zu Wasser gelassen werden.

Elmar Miebach-Oedekoven, Geschäftsführer der Lux-Werft und Schifffahrt-GmbH, stellt sachlich fest: „Jetzt sind nur noch letzte Kleinigkeiten an der St. Nikolaus zu machen.“ Derzeit werde zum Beispiel gerade die Theke installiert.

Ein Schiff zu bauen, sei fast so ähnlich, wie wenn man ein Haus errichte. „Man braucht sechs bis neun Monate dafür“, erläutert Miebach-Oedekoven. Alle Gewerke seien vertreten: Schlosser, Schweißer, Elektriker, Isolierer, Maler, Mechatroniker und Schreiner. „Man sagt immer, eine Werft beschäftigt noch mal dreimal so viel Leute drum herum“, berichtet der Geschäftsführer lachend. Man brauche ja nur mal an die vielen Zulieferteile wie Fenster und Stahl zu denken.

Mit der St. Nikolaus hat die Lux-Werft energietechnisch ein Novum geschaffen: „Wir haben keine Blei-Akkumulatoren mehr an Bord, sondern Lithium-Ionen-Akkus“, erläutert der Geschäftsführer. Allein das mache das neue Schiff 10 bis 15 Tonnen leichter. Die Batterien könnten eine halbe Megawattstunde, mehr als 500 Kilowattstunden, speichern.

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Der besondere Clou: Im Winter, wenn das Schiff nicht fährt, kann es als Stromspeicher für das Netz verwendet werden. Schwankungen der Netzfrequenz im Millisekunden-Bereich können mit einem solchen Speicher gepuffert werden. Dass dafür nun ein Schiffsakku genutzt werden kann, ist eine technische Novität.

Gut isolierter Raum

Neun Jahre sollen die Akkus nach Angaben des Herstellers halten. Das allerdings nur, wenn sie gehegt und gepflegt werden: „Die Akkus dürfen nicht zu warm und nicht zu kalt werden“, erläutert Elmar Miebach-Oedekoven. Im Energieraum seien daher eine Heizung und eine Klimaanlage installiert, die natürlich auch mit dem Strom der Akkus versorgt würden. Dieser Raum sei außerdem gut isoliert.

Desto weniger Gewicht das Schiff hat, desto weniger Energie muss für seine Fortbewegung bereit gestellt werden. Man habe daher eine leichte Stahlbauweise gewählt, erläutert der Geschäftsführer. Auch der Schiffsrumpf sei entsprechend konstruiert. Das Schiff kann mit seinem 68 PS starken Elektromotor zehn Stunden täglich mit einer Geschwindigkeit von 10 km/h über den Obersee schwimmen, ohne dass nachgeladen werden muss. Die Akkus mussten natürlich so dimensioniert werden, dass auch die Verbraucher an Bord, wie zum Beispiel eine Kaffeemaschine, mit genügend Strom versorgt werden können.

Das Schiff ist 30 Meter lang und 7,20 Meter breit. 200 Personen, für die es hundert Innen- und hundert Außenplätze gibt, können künftig damit befördert werden. Dadurch, dass es behindertengerecht gebaut wurde, können die neuen Eigentümer, Waltraud und Franz Josef Heuken (Rursee-Schifffahrt), einen größeren Kundenkreis ansprechen. Die Passagiere müssen beim Einstieg übrigens keine Stufe überwinden, und natürlich ist auch ein WC an Bord vorhanden.

Der Transport

Die 72 Tonnen schwere St. Nikolaus wird in der kommenden Woche durch die Kübler Spedition aus Michelfeld-Erlin bei Schwäbisch-Hall zum Rursee transportiert. Das 130 Mitarbeiter starke Unternehmen hat in der Vergangenheit bereits spektakuläre Transporte durchgeführt. Unter anderem wurde die russische Raumfähre Buran 2008 ins Technik-Museum Speyer gebracht, im vergangenen Jahr überführte das Unternehmen die geschichtsträchtige Boeing 737 „Landshut“, die in Mogadischu 1977 von der GSG 9 gestürmt worden war, ins Dornier-Museum Friedrichshafen.

Koordinator Nicolas Grimm erläuterte, die St. Nikolaus gehe in der Nacht zum Mittwoch auf die Reise. Das Schiff werde gegen 24 Uhr in der Werft in Niederkassel-Mondorf auf einen Neun-Achsen-Flat-Kombi-Anhänger, gezogen von einer MAN-Zugmaschine mit 680 PS, geladen. Über den Rhein gelange die insgesamt 143 Tonnen schwere Fracht durch die dortige Autofähre. Die Reise wird bis zum Freitag dauern. Das Schiff wird via A1, L 206 und B 266 (durch Gemünd) bis Einruhr transportiert, wo dann die Wasserung ansteht.

Gefahren wird ausschließlich nachts von 22 bis 6 Uhr. Da das Schiff mehr als sieben Meter breit ist, kann nicht schneller als 20 km/h auf der Bundesstraße gefahren werden. Auf dem Parkplatz Walberhof bei Vogelsang muss wegen der Serpentinen nach Einruhr der Hänger umgerüstet werden. (pe)

Die Ruhrseeschifffahrt

„Wir freuen uns auf die neue Saison 2018! Auf dem Obersee fährt unsere neue St. Nikolaus.“ Dies verkündet voller Vorfreude die Webseite der Rurseeschifffahrt. Wie Geschäftsführerin Waltraud Heuken mitteilt, ist für Gründonnerstag, 29. März, in Einruhr die Jungfernfahrt des Schiffs geplant.

„Das Schiff wird eingesegnet und geht anschließend zwei Stunden lang auf große Fahrt“, so Heuken. Natürlich wird das Ereignis mit einem kleinen Fest zünftig gefeiert. Eifel-Troubadour Günter Hochgürtel werde an Bord für die Musik sorgen, kündigte Heuken an. Genaueres werde man in den nächsten Tagen mitteilen.

Ab Karfreitag werde die St. Nikolaus regulär auf dem Obersee unterwegs sein, wo sie das Fahrgastschiff „Eifel“ ersetzt. Gemeinsam mit dem 2014 in Dienst gestellten Schiff „Seensucht“ wird die St. Nikolaus auf dem Obersee fahren.

Bereits am 24. März startet die Rurseeschifffahrt in die Saison 2018, die bis zum 28. Oktober andauern wird. Die Abfahrzeiten der Schiffe auf Obersee und Rursee kann man auf der Internetseite der Rurseeschifffahrt abrufen und die Fahrpläne herunterladen. Auch die Abfahrtzeiten der Rurseebahn vom Staudamm Schwammenauel nach Heimbach sind dort genannt, ebenso findet man dort die Fahrpreise.

www.rurseeschifffahrt.de

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