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Online-Projekt für Vergessene aus Rhein-SiegOpfern der NS-Medizin ein Gesicht geben

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Eine Ausstellung erinnert an die NS-Verbrechen. (Symbolbild)

Rhein-Sieg-Kreis – Die Opfer der nationalsozialistischen Medizinverbrechen aus dem Rhein-Sieg-Kreis sollen mit einem Online-Gedenkbuch geehrt werden. Das hat Helmut Rönz, der Leiter des wissenschaftlichen Projektes „Medizinverbrechen im Rhein-Sieg-Kreis“ des Rhein-Sieg-Kreises und des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) im Kulturausschuss des Kreistages angekündigt.

Seit mehreren Monaten forschen Rönz, Mitarbeiter am LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, der Historiker Ansgar Sebastian Klein, die Mitarbeiter des Kreisarchivs sowie wissenschaftliche Hilfskräfte der Universität Bonn zu Opfern und Tätern der nationalsozialistischen Medizinverbrechen im ehemaligen Siegkreis und im Landkreis Bonn.

Geplante Buchveröffentlichung des LVR

Ziel ist neben der wissenschaftlichen Aufarbeitung vor allem, den in der Öffentlichkeit bislang anonymen Opfern von Zwangssterilisationen und der sogenannten Euthanasie ein Gesicht zu geben.

Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sollen Ende dieses Jahres bei einem zweitägigen wissenschaftlichen Kongress im Katholisch-Sozialen Institut auf dem Siegburger Michaelsberg präsentiert werden. Auch eine Buchveröffentlichung in der Reihe der wissenschaftlichen Publikationen des LVR ist für Anfang 2020 geplant.

Zahl der Opfer immens

Die Zahl der Opfer ist jedoch so groß, dass im Buch nicht jeder Betroffene erwähnt werden kann. In den Beständen finden sich fast 3000 Wiedergutmachungs- und Erbgesundheitsakten aus dem ehemaligen Landkreis Bonn und dem ehemaligen Siegkreis. „Wir gehen von einer Zahl von 3500 Opfern aus“, erläuterte Rönz im Ausschuss.

Plattform für das Gedenken an die Opfer soll deshalb das Internetportal „Rheinische Geschichte“ des LVR werden. Dort sollen neben den Ergebnissen der Studie Fallbeschreibungen, Zeitzeugeninterviews sowie Angaben zu den verwendeten Quellen auch die biografischen Daten und weitere Angaben zum Schicksal jedes einzelnen Opfers abrufbar sein. „Ein vergleichbares Gedenkbuch gibt es beispielsweise bereits für die Euthanasie-Opfer in Hamburg“, erläuterte Rönz.

Von den Mitgliedern des Ausschusses wurden die Vorhaben der an der Studie Beteiligten ausdrücklich begrüßt. „Wir erreichen damit unser Ziel, den Opfern Namen und Gesicht zu geben“, sagte der Kreistagsabgeordnete Michael Solf (CDU), der Mitglied im Beirat des Forschungsprojektes ist. „Besonders wichtig und begrüßenswert ist, dass die Präsentation der Studie nachhaltig ist und die Angaben zu den Schicksalen der Opfer online auch noch in zehn Jahren abgerufen werden können.“

www.rheinische-geschichte.lvr.de

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