21 PlätzeDas winzige Studio-Kino in Sankt Augustin beendet nach Umbau Corona-Pause

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Das „Ausverkauft“-Schild hält Ulrich Henke schon mal bereit – nur 21 Plätzen hat das Studio-Kino. 

Sankt Augustin – Mit der oscargekrönten Sozialkomödie „Der Rausch“ kehrte die Studio-Kino-Lounge in Mülldorf vor ein paar Tagen aus der fast anderthalbjährigen Corona-Pause zurück. Der vielfach ausgezeichnete dänische Spielfilm über vier Lehrer, die folgenreich ihre Midlife-Krise wegsaufen, passe ausgezeichnet in die Zeit, findet Kino-Betreiber Ulrich Henke, der in den vergangenen Wochen sein kleines Lichtspielhaus auf die neuen Umstände eingestimmt hat.

Corona-bedingt ist der ohnehin schon kuschlige Kinosaal noch etwas intimer geworden. Henke hat eine ganze Sitzreihe herausgenommen und reichlich umgebaut. Dadurch reduzierten sich die verfügbaren Sitzplätze von 28 auf 21. „Dafür können wir jetzt den empfohlenen Sicherheitsabstand von 1,50 Meter zwischen den Plätzen einhalten“ erläutert der ehemalige Lehrer, der auch begeisterter Kunstsammler ist.

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Die Sitzreihen mit 21 statt 28 Plätzen stehen jetzt noch weiter auseinander, um den Sicherheitsabstand einhalten zu können.  

Das zeigt sich im neu gestalteten Foyer, wo jetzt ein Gemälde neben dem anderen hängt: „Hier gibt es die gemalten und gleich nebenan die bewegten Bilder“, erklärt der 73-Jährige.

Er führt seit November 1993 die Geschicke in dem Kino, das er als „schnuckeligen, kleinen Betrieb“ beschreibt. Er war damals als Mit-Initiator des Sankt Augustiner Trickfilmfestivals ins Visier des Kulturamts geraten, das die Kino-Kultur in der Stadt stärken wollte. Das inzwischen 120 Jahre alte, ehemalige Schulgebäude, zentral an der Bonner Straße gelegen, erschien dafür geeignet.

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Das Foyer des Kinos wurde zur Kunstgalerie.

Und so laufen heute in dem alten Klassenzimmer, wo jahrzehntelang Mathe und Rechtschreibung gebüffelt wurde, Arthouse-Filme vorwiegend aus deutscher und europäischer Produktion. „An die amerikanischen Blockbuster komme ich nicht heran, und die interessieren mich auch nicht“, sagt Henke. Dafür gebe es viele respektable kleine Verleihe aus Deutschland, die dankbar seien, wenn man ihr Angebot ins Programm nehme: „Wenn ich so Filme zeigen kann, die im großen Kino vielleicht keine Chance hätten, dann geht mir das Herz auf.“

Das Publikum sieht das offenbar ebenfalls so. Es ist zu 70 Prozent weiblich und mitunter nicht mehr ganz jung: „Hier muss keine Frau fürchten, blöd angegafft zu werden“, betont Henke, der sein Kino als Ein-Mann-Betrieb führt. Das werde geschätzt: „Dann gehen die Damen gerne auch mal mit dem Glas Wein in den Saal.“ Auch Ehepaare kommen gern, wenn der Nachwuchs alt genug ist, um gelegentlich dem Babysitter anvertraut zu werden.

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„Ein Kinobesuch dauert einen überschaubaren Zeitraum, und wenn es zuhause doch mal Stress gibt, dann kann der Babysitter immer hier anrufen, und wir holen die Eltern aus dem Saal.“

Den Corona-Stillstand hat die Studio-Bühne gut überstanden, auch dank Henkes kluger Programmpolitik. Für sie ist er erst kurz vor dem Lockdown mit einem dotierten Preis der Film- und Medienstiftung NRW ausgezeichnet worden: „Eigentlich ist das ja nicht so meine Welt, aber im Vorfeld von Corona erschien mir das sinnvoll.“ Jetzt hofft er auf einen gelungenen Neustart. Die ersten Tickets waren schon eine Woche vor dem Comeback reserviert worden.  

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