Feuerwehr Sankt AugustinDrohne sucht Rauchsäulen aus der Luft

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Vom Standort an der ICE-Strecke aus steuert Nico Frank (l.) die Kamera-Drohne.

Sankt Augustin – Satt und tief surrend wie ein Hornissenschwarm hebt „Matrice 200“ ab vom Boden, zischt souverän hinauf in den blauen Himmel über Niederpleis und dem Dambroicher Wald. Von seinem Platz an der ICE-Strecke aus steuert Christian Groß, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in der Einheit Hangelar, das hochsensible Gerät über dichtes Gebüsch und Bäume hinweg auf eine Höhe von 120 Metern.

Derweil sorgt „Spotter“ Nico Frank für die Kamerabewegungen; Groß kann sich so ganz auf die Flugstrecke und Geschwindigkeiten konzentrieren. Mehr als 82 Stundenkilometer schafft sein Fluggerät, und je nach Lage kann der Pilot beides übernehmen, Kamera und Drohne gleichzeitig steuern. Rauchsäulen sind so im staubtrockenen Wald schnell ausgemacht, „für die Feuerwehr ein riesiger Vorsprung“, sagt der Sankt Augustiner Feuerwehrchef Herbert Maur.

Kamera liefert gestochen scharfe Luftbilder

Wie sonst bei hohen Temperaturen verfolgen auch an diesem Nachmittag weitere Akteure im Einsatzleitwagen die Live-Videos der Super-Drohne: Etwa Einsatzabschnittsleiter Stefan Panitzsch am Außenbildschirm des – um im Bild zum bleiben – „brandneuen“ Fahrzeugs. Der Innenraum bietet der Einsatzleitung im Ernstfall die nötigen Rückzugsmöglichkeit; auch hierhin überträgt „Matrice“ detailreiche und gestochen scharfe Livebilder aus der Vogelperspektive.

Eine Wärmebildkamera kann bei der Suche nach Vermissten helfen. Hier konzentrieren sich Führungskräfte auf teils lebensrettende Schritte, auf die nötigen Strategien und Maßnahmen. An vier Funkgeräten und mehreren Monitoren halten Oberfeuerwehrmann Jonas Tropschug und Unterbrandmeister Daniel Schriek im vorderen Teil des Fahrzeugs das Geschehen im Stadtgebiet im Auge.

Die beiden haben an diesem Tag die Verbindung zur Einsatzleitstelle im Blick, nehmen mit, was Abschnittsleiter Panitizsch und Einsatzleiter Maur melden, dokumentieren den Einsatz im Einsatztagebuch und halten Vorfälle in der Lagemeldung fest. „Wir führen alles zusammen, was im Sankt Augustiner Stadtgebiet passiert“, erklärt Tropschug, „wir bündeln die komplette Kommunikation an der Einsatzstelle.“

Vorreiter im Rhein-Sieg-Kreis

Die Freiwillige Feuerwehr Sankt Augustin war 2018 die erste Feuerwehr im Rhein-Sieg-Kreis, die eine Drohne anschaffte. Nach ersten positiven Erfahrungen mit einem einfachen Gerät beschaffte die Feuerwehr ein professionelles Modell, die Kamera bietet 4k-Auflösung und Wärmebilder. Die Drohne wird bei Bränden eingesetzt, auch bei Personensuchen kam die Drohne bereits zum Einsatz. (amh)

Sie sind so etwas wie das „Auge der Feuerwehr Sankt Augustin“, haben die Übersicht, welches Löschfahrzeug gerade wo im Einsatz und wer gerade zuständig ist. Sie hören mit, was bei den Feuerwehren im Kreisgebiet geschieht. Erleichterung herrscht während des Drohnenflugs, lediglich ein Mülleimer brennt in Hangelar.

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Maur erklärt das besondere und in der Region einzigartige Konzept, wonach die Feuerwehr mit Live-Übertragungen in Videokonferenzen eingebunden werde. Möglich wird das über moderne WLAN-, LTE- oder 5G-Technologie, „alle drei Optionen sind an Bord“. Dazu reichern Wetterdaten, etwa die Windverhältnisse, die Entscheidungsgrundlagen der Experten an.

Auch Polizei fordert die Hilfe der Drohne an

Rund 30.000 Euro kostet die Drohne, die schon beim Großbrand im Siegburger Siegwerk detailreiche Aufnahmen von unzugänglichen „heißen Szenen“ lieferte, von Teilen des Geländes, die von außen nicht ohne weiteres zugänglich waren. Außerdem fordert die Polizei die „Hilfe von oben“ bei der Personensuche an.

Weitere 290.000 Euro investierte die Stadt Sankt Augustin in den „brandneuen“ Einsatzleitwagen ELW-1. Maur: „Wir können so bis zu fünf Abschnitte leiten, und das ist schon eine ganze Menge.“

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