Hinkelstein in Sankt AugustinMenhir bei Schloss Birlinghoven gibt Rätsel auf

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Von Menschenhand behauen ist der Menhir im Birlinghovener Wald, der auch ein Grenzstein sein könnte.

Sankt Augustin – Kein Hinweisschild führt zu ihm. Nur wenigen Menschen ist seine Existenz auf einer Anhöhe, versteckt zwischen hohen Bäumen, bekannt. Wie kommt dieser von Menschenhand bearbeitete Stein in den Birlinghovener Wald?

Die Stelle wirkt auf den Betrachter wie eine prähistorische Kultstätte. Steine sind als Sitze um den Block herum gruppiert. Bis heute ist ungeklärt, was die ursprüngliche Funktion dieses Einzelsteines war. Die Bergheimer Fischereibruderschaft geht davon aus, dass es ein Grenzpunkt sein könnte, der ihr Herrschaftsgebiet markierte.

Der Stein ist ein Bodendenkmal des Landes

„Hundertprozentig sicher sind wir uns aber nicht“, sagt Wilfried Schell von der Bruderschaft. Der Standort könnte damit zusammenhängen, dass der vor Hunderten Jahren viel mächtigere Schleuterbach von den Fischern genutzt wurde.

Heinrich Brodesser schreibt dazu im Buch zum 1000-jährigen Bestehen der Fischereibruderschaft, dass heute der „Schleuterbach vermutlich das Rinnsaal ist, das auf der Höhe im Birlinghovener Schlosspark entspringt und dann in nördlicher Richtung fließt“. Vielleicht, so der Autor, habe dieser Bannstein früher an anderer Stelle gestanden und sei versetzt worden, nachdem der Bach immer weniger Fische gehabt habe und nicht mehr genutzt worden sei.

Immerhin ist er als Bodendenkmal in die Schutzliste des Landes eingetragen. Fest steht, dass der mit Algen bewachsene Stein von Menschen aufgerichtet wurde. Deshalb wird er Menhir genannt. Das ist eine in Bretonischen gebräuchliche Bezeichnung für einen Steinblock, auch als Hinkelstein bekannt. In der prähistorischen Archäologie bezeichnet das Wort einen länglichen Einzelstein, der in vorgeschichtlicher Zeit von Menschen aufrecht gestellt wurde.

Ursprung in der Bretagne

Bettina Schulz Paulsson von der Universität Göteborg in Schweden hat Hunderte Menhire wissenschaftlich untersucht. Sie fand heraus: Die ersten dieser von Menschenhand geformten Steine wurden in der Bretagne zwischen 4700 und 4000 vor Christus aufgestellt.

Anhand der Untersuchungen konnte sie nachweisen, dass einzelne Steine an verschiedenen Orten dieselbe Herkunft hatten und zum Teil per Schiff auf weit voneinander entfernte Inseln gebracht wurden. Diese Steine gibt es in ganz Europa, teilweise zu Linien oder Kreisen arrangiert, so die Prähistorikerin. Dies könne auf eine ähnliche oder gemeinsame Religion schließen.

Vielen Asterix-Fans ist ein Menhir als Hinkelstein bekannt. Der kräftige Obelix, der als Kind in den Zaubertrank gefallen war, trägt ihn mit beiden Händen auf dem Rücken. Im Comic kommt der Stein auch hin und wieder als Waffe bei Streitigkeiten zum Einsatz. (vr) 

Unwahrscheinlich ist, dass er früher zu einer Gruppe von Steinen gehört hatte – ähnlich der Kultstätte von Stonehenge in England. Diese wurde vor rund 4500 Jahren errichtet. „Wir würden auch gerne mehr über die genaue Herkunft des Steines erfahren“, sagt Günter Engels, der erste Brudermeister der Fischereibruderschaft. Vielleicht sei der Menhir früher an anderer Stelle zu finden gewesen, bevor er zum Grenzstein geworden sei.

Lage genau auf der Grenze

Denkmalpfleger Jens Berthold vom Landschaftsverband Rheinland ist der Stein bekannt. Auffällig sei seine Lage genau auf einer Gemarkungsgrenze und in der Nähe des Schlosses Birlinghoven. „Das lässt Zusammenhänge möglich erscheinen, die eine Errichtung in den letzten Jahrhunderten denkbar werden lässt.“ Das Objekt wirke zwar urtümlich, aber vielleicht solle ja gerade dieser Anschein erweckt werden.

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Zudem sei auf der Karte der preußischen Neuaufnahme unmittelbar neben dem Standort des Menhirs eine Abbaugrube zu finden. „Vielleicht wurde sie früher von einer Ziegelei genutzt. Beim Abbau könnte dieser Findling entdeckt und auf der Anhöhe platziert worden sein.“

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