Kiloweise Bücher unters Volk gebrachtFlohmarkt im Steyler Kloster ist wieder eröffnet

Lesezeit 3 Minuten
Viele Interessen werden in der Bücherhalle bedient

Viele Interessen werden in der Bücherhalle bedient

Sankt Augustin – Mit großem, jedoch entsprechend der Corona-Regeln sauber gesteuertem Andrang eröffnete nach zehn Wochen Pause der Bücher Flohmarkt im Steyler Kloster wieder seine Pforten. Flatterband-Gassen mit einer Desinfektionsstation waren von den Besuchern zu durchqueren, bevor sie die ehemalige Turnhalle, die seit längerem Bücherhalle heißt, betreten durften. Dort konnten sie im Wortsinn aus den Vollen schöpfen.

Mehr als 25 000 Bücher, CDs, DVDs, Schallplatten und Kunstgewerbeartikel warten dort jeden Freitag zwischen 12 und 16 Uhr auf Leseratten, Musik - und Kunstliebhaber. In Regalen und auf Tischen finden sich Romane, Biografien und Enzyklopädien, Fachbücher über alle Wissenschaftsgebiete, Epik und Lyrik für die großen, Bilder- und Abenteuerbücher für die kleinen Wissbegierigen und Muse-Beflissenen.

Waage ermittelt den Preis

Yucheng Zhong und Sieklang Tan bezeichneten es als „Glücksfall“, auf kleinem Raum derart interessantes Material für ihre Dissertationen zu finden. Der Chinese Zhong und der Malaysier Tan büffeln derzeit an der Uni Bonn für ihre Doktorarbeit in Philosophie und waren begeistert über „die Vielzahl der neuwertigen Bücher.“

Mit zwei vollen Körben traten sie die Heimreise in die Bundesstadt an. Doch zuvor mussten sie sich am Ausgang noch bei Rolf Lindner melden, der mit einer großen Waage den zu entrichtenden Preis ermittelte. Denn die Bücher werden nach Gewicht abgerechnet. Je nach Wert von drei Euro aufwärts für ein Kilo Buch.

Vor sechs Jahren hatte Guido Hackelbusch, damals noch Leiter der Hochschulbibliothek der Steyler Missionare, die Idee, nicht mehr benötigte Bücher aus Bibliotheksbeständen und Bücherspenden aus Privathaushalten sowie Bestände aus Haushaltsauflösungen für eine weitere Verwendung zur Verfügung zu stellen. Mit Steffi Färber und Dagmar Schoofs und später mit einer Reihe weiterer Helferinnen und Helfer ging er das Bücherhallen-Projekt an, das zur Erfolgsgeschichte wurde. „Initialzündung“, so Hackebusch, sei die Auflösung der Bibliothek des Steyler Klosters im österreichischen Mödling vor zehn Jahren gewesen, als 140 000 Exemplare nach Sankt Augustin übergeben wurden. „Damit gab es viele Doubletten, die anderweitig verwendet werden konnten.“

Alle Einnahmen werden gespendet

342 686 Euro beträgt der Verkaufserlös des Bücherflohmarkts seit der Gründung 2014, in diesem Jahr kamen trotz der wegen Corona fehlenden Verkaufstage schon 19 375 Euro zusammen. „Das Geld fließt ausnahmslos in Kinder- und Jugendprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika“, so Hackelbusch, der unterstreicht, dass das gesamte Bücherhalle-Team ehrenamtlich arbeitet.

Wie etwa Bernd Roth, der in einem Zelt vor der Halle die Bücherspenden vorsortiert, die jeweils an den Veranstaltungstagen in Massen angeliefert werden. 70 bis 80 Prozent würden hier ausgesondert und wanderten in einen großen Container, erklärt Hackelbusch, selbst „passionierter Vielleser“. Die Weiterbehandlung der Bücherspenden verlangt durchdachte Organisation, wie angesichts des zeitgleichen Anlieferns, Einsortierens und Weiterverkaufens schnell deutlich wird.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bei den Ehrenamtlern ist eine sorgfältige Routine festzustellen. Wie bei Dorothee Roth und Kristina Siegmunczyk („Die Arbeit ist Freude pur“), die an der Feinsortierung arbeiten und genau wissen, in welchen Sektoren die jeweiligen Exemplare landen.

Guido Hackelbuschs Helferteam ist offensichtlich ebenso glücklich über den Neustart wie die Stammgäste und die neuen „Kunden“. Wie ein Troisdorfer, der mit Büchern und CDs im „Kilo“-Wert von 43 Euro von dannen zieht und sich mit einem „Schön, dass Sie wieder da sind“ von „Zahlmeister“ Lindner verabschiedet.

Rundschau abonnieren