Meteorologe Sven PlögerSchon als Kind in Sankt Augustin im Gewitter Blitze gezählt

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Sven Ploeger sitzt in einem gelben Flugzeug.

Der begeisterte Flieger Sven Plöger war viel auf dem Flugplatz Hangelar unterwegs. 

Dass er einmal der freundliche Wettermann der ARD werden würde, hätte man sich beim Meteorologen Sven Plöger eigentlich schon früh denken können. „In mir ist ein Wettergen eingebaut. Warum, weiß ich nicht“, stellt Plöger fest, gebürtiger Bonner, der in Sankt Augustin aufwuchs. Bei jedem Gewitter sei er als Kind auf dem Balkon herumgehüpft, weil er jeden Blitz sehen wollte.

Er habe sich Bücher über das Wetter gekauft, wollte verstehen, was dahintersteckt. „Ich war immer ein Hans-Guck-in-die-Luft. Mein Blick war mehr am Himmel als am Boden.“ Das anspruchsvolle Meteorologie-Studium, in dem man viel mit Physik und Mathematik arbeiten muss, sei schon immer sein Wunsch gewesen.

Der Flugplatz Hangelar ist Heimat für Sven Plöger

Den Rhein-Sieg-Kreis vermisse er ständig. Das Rheinische sei seine Heimat, mit alten Freunden, Familie und Orten der Kindheit. Ein solcher Ort sei der Flugplatz in Hangelar. Plöger hat dort vor mehr als 30 Jahren den Segelflugschein gemacht und war lange in der Pilotenausbildung tätig: „Der Flugplatz Hangelar ist ein Ort, mit dem ich irgendwann eine dauerhafte Verbindung einging – es gibt so viele Erinnerungen an Momente, die man einfach nie vergisst.“

Derzeit ist es vor allem der Klimawandel, der ihn umtreibt, nicht nur als Autor des Buches „Zieht euch warm an, es wird heiß“. Auch ein kalter April wie in diesem Jahr hänge mit dem Klimawandel zusammen: „Bis zum Ende der zweiten Monatsdekade war der Monat der kälteste April seit, Achtung: 1929. Wir liegen hier teilweise vier bis fünf Grad unterhalb des langjährigen Mittels von 1991 bis 2020 und sind auch sehr deutlich unterhalb des natürlich tieferen Temperaturmittels von 1961 bis 1990“, erklärt Plöger. „Unsere Hochs und Tiefs sind langsamer geworden, damit hat natürlich auch mal eine Nordströmung länger Bestand, und wir sehen das Ergebnis in der diesjährigen Aprilkälte.“

Auch die Entwicklung der Corona-Pandemie könnte der April beeinflussen: „Der kalte April war im Hinblick auf das Coronavirus sicher kein Vorteil für uns – der Winter ging ja quasi in eine kleine Verlängerung“, sagt Plöger. Zwar sei er kein Biologe, aber „in einem so kalten April sind natürlich sehr viele Leute in geschlossenen Räumen geblieben, weil sie keine Lust hatten, inmitten von Schnee- oder Graupelschauern spazieren zu gehen.“ Und in geschlossenen Räumen könne sich das Virus besser ausbreiten.

Wie der zweite Corona-Sommer 2021 klimatisch werde, wisse er nicht. Durch den Klimawandel sei aber klar: „Unsere Sommer sind wärmer geworden, unsere Jahre sind insgesamt wärmer geworden. Wenn ich jetzt aus dem Stand sage: Wahrscheinlich wird der Sommer wärmer als das langjährige Klimamittel 1961 bis 1990, dann habe ich mit einer Wahrscheinlichkeit von deutlich über 50 Prozent Recht.“

Wenn dann zu viele Leute draußen zu dicht beieinander blieben, sei das für das Virus wieder eine tolle Verbreitungschance: „Für uns ist das weniger schön, deswegen bleibt der Satz »schnell impfen« sicher immer vernünftig.“

Der Emissionsrückgang durch den Lockdown reiche dabei keinesfalls, um den Klimawandel zu bremsen. Zwar seien alle Menschen weniger geflogen oder Auto gefahren, aber die Industrieproduktion, das Heizen und Kühlen gingen weiter. So mache das Ganze in Summe nur eine CO2 -Emissionsreduktion von rund sechs Prozent aus: „Es ist kein Rückgang, der sich groß bemerkbar macht. Es wäre schön, wenn es so wäre, aber wir haben über zig Jahre viele Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Luft gepustet. Wenn man dann ein Jahr lang etwas weniger in die längst überfüllte Atmosphäre packt, löst das ganz sicher keine spürbare Gegenbewegung aus.“

Wenn man immer extremeres Wetter verhindern wolle, müsse man die Emissionen jedes Jahr um weitere sechs Prozent senken – über Jahre. Das sei nur mit globalen Anstrengungen möglich: „Der neue US-Präsident Joe Biden gibt hier ganz aktuell ein positives Signal zum Aufbruch. Das Mitmachen jedes Einzelnen der über 7,5 Milliarden Menschen ist dabei am Ende unabdingbar. Für uns selbst und unsere Nachkommen.“

Sven Plöger möchte mit seiner Arbeit einen Teil zu einer positiven Entwicklung beitragen. Er selbst fahre fast nur noch elektrisch – mit dem Zug. So sei eine Reise in die alte Heimat Rhein-Sieg-Kreis, um etwa auf dem Flugplatz in Hangelar zu entspannen, ziemlich umweltfreundlich.


Zur Person

Sven Plöger wurde 1967 in Bonn geboren und wuchs in Sankt Augustin auf, wo er auch Abitur machte. In Köln studierte er Meteorologie. Seit 1999 ist er in Radio und Fernsehen als Meteorologe tätig, er arbeitet seit 2020 im Wetterkompetenzzentrum des Hessischen Rundfunks in Frankfurt.

Auch als Buchautor ist er erfolgreich: Mit seinem fünften Buch „Zieht euch warm an, es wird heiß“ erreichte der Diplom-Meteorologe Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste. Für Vortragsreisen ist er in ganz Deutschland unterwegs. Sven Plöger ist verheiratet und lebt in Ulm. (EB)

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