NachbarschaftshilfeStandortsuche in Sankt Augustin spitzt sich zu

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Der Eingang der Nachbarschaftshilfe an der Bonner Straße, auf der es im Berufsverkehr viele Staus gibt.

Der Eingang der Nachbarschaftshilfe an der Bonner Straße, auf der es im Berufsverkehr viele Staus gibt.

Sankt Augustin – Zieht das Gebraucht-Kaufhaus der Nachbarschaftshilfe um? Der Verein führt derzeit Gespräche mit der Stadt über einen möglichen neuen Standort. Man wolle eigentlich nicht weg von der Bonner Straße, so Geschäftsführer Hans-Peter Schuhmacher. Doch wenn er an die Verkehrsprobleme denke, werde ihm „angst und bange“.

Warum spitzt sich die Lage zu?

Derzeit nutzt die Nachbarschaftshilfe das alte Bauhof-Gelände an der Südstraße als zusätzlichen Parkplatz. Doch stehen diese Stellflächen spätestens ab Februar kommenden Jahres nicht mehr zur Verfügung. Das Gelände im Stadtzentrum hat die Stadt, wie berichtet, an einen Investor verkauft, der an der Stadtbahnlinie 66 ein Wohnviertel mit kleinen Ladenlokalen, Büros und Praxen errichten will. Für die Mieter wird eine Tiefgarage gebaut.

Wie ist das Gebraucht-Kaufhaus künftig erreichbar?

Mit der Bebauung entfällt zugleich eine der Zufahrten zum Second-Hand-Kaufhaus, in dem es für kleines Geld Kleidung, Bücher, Hausrat und Möbel gibt. Der gesamte Verkehr – Bürger, die Spenden abliefern, die vereinseigenen Transporter für Haushaltsauflösungen und die Kunden – soll dann über die viel befahrene Bundesstraße 56 abgewickelt werden. Dort gibt es aber jetzt schon lange Staus im Berufsverkehr zwischen Sankt Augustin und Siegburg. Schumacher hätte sich gewünscht, die Abfahrt zur Südstraße frei zu halten – indem dieser Grundstücksstreifen nicht an den Investor veräußert worden wäre. „Doch das ist wohl Geschichte.“

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Gibt es andere Parkmöglichkeiten?

Der Verein hat bereits ein kleines Grundstück an der B 56 dazu gekauft, wird in Kürze das Wohnhaus neben der Zufahrt abreißen. So entsteht Platz für einige wenige Parkplätze, entweder an der Bonner Straße oder hinter dem Möbelhaus, wo jetzt noch Container stehen, die dann verlagert werden. Damit seien aber alle Möglichkeiten ausgereizt.

Gibt es geeignete Grundstücke?

Ein neuer Standort müsse verkehrsgünstig liegen, auch mit Stadtbahn oder Bus gut erreichbar sein, da ein Teil der Kundschaft zu Fuß komme, „oft Familien mit Kinderwagen“. Etliche nutzten auch das Fahrrad. Die Nachbarschaftshilfe habe nicht nur 80 unbefristete Arbeitsplätze geschaffen. Sie stille auch einen Bedarf, 70 bis 80 Prozent der Kunden hätten nur sehr wenig Geld zum Leben. Man kontrolliere das aber nicht. „Ob letztlich ein Hartz-IV-Empfänger oder ein Mercedesfahrer bei uns fünf Euro ausgibt, ist mir egal“, sagt der Geschäftsführer.

Warum nicht die alte Deponie?

Das Gelände der Rhein-Sieg-Abfallgesellschaft am Rand von Niederpleis, wo sich künftig unter anderem Recycling-Betriebe ansiedeln werden, hat zwar einen Anschluss an die Autobahnen 560 und 3 und noch viel Platz. Doch für Schumacher liegt es definitiv zu abgelegen. Am zweiten Standort in Sankt Augustin, in Buisdorf, wo der Verein einige Räume für sein Möbellager und den Verkauf angemietet hat, sei zu wenig Platz.

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Gibt es weitere Freiflächen?

Schumacher sieht den „Butterberg“ zwischen der Fachhochschule und dem Freibad als eine Option. Auf dieser Freifläche will die Stadt Institutionen und Gewerbe mit dem Schwerpunkt Forschung und Innovation ansiedeln.

Welche Vorteile hätte der Verein?

Die Umsiedlung des Gebraucht-Kaufhauses würde nicht nur die Verkehrsprobleme eindämmen, sondern habe auch städtebauliche Vorteile. Der Verein könne sein Stammgelände, wo vor 35 Jahren alles in einer Scheune begann, versilbern. Und ein Investor ein weiteres attraktives und zentrumsnahes Wohnviertel schaffen. Das sieht auch der Erste Beigeordnete der Stadt, Rainer Gleß. Er hofft, dass Stadt und Verein bei weiteren Treffen eine Lösung finden.

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