Spektakuläre Aussicht aus 300 MeternMit dem Zeppelin entspannt den Rhein entlang

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Drachenburg, Petersberg und Drachenfels auf einen Blick gab es beim Rundflug zu sehen.

Drachenburg, Petersberg und Drachenfels auf einen Blick gab es beim Rundflug zu sehen.

Sankt Augustin – Spektakuläre Wege geht der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen, um Nachwuchskräfte zu finden. In diesen Tagen kreist ein 75 Meter langer Zeppelin NT (Neue Technologie) über den Kreis und fliegt Richtung Süden und Norden.

Fünf Exemplare davon gibt es auf der Welt, eines davon hat ein nagelneues Branding des Unternehmens, das in Düsseldorf und Koblenz große Entwicklungszentren unterhält, aber auch in Eitorf einen Standort hat. Bei seiner Deutschlandreise über Hildesheim und Hannover macht das rund 6,5 Tonnen schwere Gefährt Station in Hangelar.

Zwei Triebwerke mit Rotoren schieben das Luftschiff an und beschleunigen es auf bis zu 30 Knoten.

Zwei Triebwerke mit Rotoren schieben das Luftschiff an und beschleunigen es auf bis zu 30 Knoten.

Dort gibt es einen eigens für Luftschiffe eingerichteten Start- und Landeplatz. Immerhin hat hier schon 1930 die „Graf Zeppelin“ einen Zwischenstopp eingelegt.

Die Hülle wird mit nicht entflammbarem Helium gefüllt. Nur noch 350 bis 400 Kilogramm Startgewicht bleiben damit durch den Auftrieb. Weil der Zeppelin aber immer noch schwerer als Luft ist, fliegt er – anders als ein Ballon, der fährt.

Vibrationsfreies Fliegen

Den restlichen Auftrieb besorgen zwei Triebwerke mit Rotoren, die je 2,70 Meter Durchmesser haben. Sie schieben das Luftschiff an, bringen es auf eine Reisehöhe von 300 Metern und beschleunigen es auf 30 Knoten, rund 56 Stundenkilometer. Außer bei Start und Landung ist es ein ruhiges, fast vibrationsfreies Fliegen.

Pilot Fritz Günther ist ein absoluter Exot. „Es gibt mehr Astronauten als Zeppelin-Piloten“, erläutert er während eines zweistündigen Fluges entlang des Rheins nach Koblenz. Er und seine Kollegen kommen aus der Berufsluftfahrt, haben mindestens 700 Flugstunden auf dem Buckel, bevor sie die anderthalbjährige Spezialausbildung beginnen können.

Einfach den Autopilot einschalten geht nicht, hochkonzentriert muss Günther alle Bewegungen und Monitore im Auge haben. Zwar gleichen die elektronischen Systeme Neigungen und Abweichungen aus, ohne den Menschen indes geht es nicht.

Beim Schwenken zieht der Michaelsberg mit dem Katholisch-Sozialen Institut vorbei. Die Sieg schlängelt sich ihren Weg zum Rhein, schön ist von oben die Mündung zu erkennen – in der Ferne ragt der Dom in die Höhe.

Das eingerüstete Hotel am Petersberg schmiegt sich im sanften Morgenlicht an das Plateau, die Drachenburg erstrahlt in der Sonne. Der Drachenfels, Touristenattraktion Nummer eins im Kreis, ist noch nahezu menschenleer.

Eine Schar Gänse von oben

Mit an Bord ist Manfred Meyer, Senior Vice President und Leiter Engineering des Geschäftsfelds Bremssysteme von ZF. Obwohl weltweit unterwegs, ist sein Heimatstandort Koblenz. Deshalb freut er sich über den Flug rund um das Deutsche Eck an der Moselmündung in den Rhein, über die Festung Ehrenbreitstein und „sein“ Werk, auf dessen Gelände gerade ein neues Technologiezentrum gebaut wird.

Über dem Rhein geht es zurück nach Sankt Augustin-Hangelar. Von oben ist eine Schar Gänse zu sehen, die in Formation über Wasser gleiten, gefolgt von ihrem eigenen Schatten. Der große Strom hat sich weit in sein Bett zurückgezogen, von der Mosel ziehen grüne Schlieren hinein.

Die Blaualge hat sich im Nebenfluss stark vermehrt. Bald schon sind Siebengebirge und der Bonner Post-Tower wieder durch das vordere Kabinenfenster zu erkennen. 14 Gäste haben Platz, an zwei Stellen lassen sich die Fenster öffnen, um auch spiegelfrei fotografieren zu können.

Perfekt setzt Günther zur Landung an, am ausfahrbaren und auf einem schweren Transporter montierten Landemast wird angedockt. Über eine kleine Treppe können die Passagiere wieder aussteigen, sichtlich beeindruckt vom Flug. Der Zeppelin NT mit dem ZF-Logo „see.think.act“ bleibt noch bis Sonntag in Hangelar. Fahrten können noch gebucht werden, ein allerdings kostspieliger Spaß, 375 bis 480 Euro pro Person, je nach Tour.

Kein Wunder, dass zu den Höhepunkten auf der Köln-Route der Hahnwald auftaucht – schließlich wohnen dort potenzielle Kunden. Wer es nicht ganz so flüssig hat, kann sich das faszinierende Luftschiff aber als Zaungast anschauen. Seinen Platz hat es gegenüber der Fliegergruppe der Bundespolizei. Auf dem Radweg entlang des Flugplatzes kommen Zaungäste ziemlich nah heran.

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