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Trost und Halt für TrauerndeHerz und Ohr in den letzten Stunden

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Der erste Vorsitzende Frank Steegerit im Kreis der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Ökumenischen Initiative zur Begleitung Schwerkranker, Sterbender und Trauernder.

Der erste Vorsitzende Frank Steegerit im Kreis der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Ökumenischen Initiative zur Begleitung Schwerkranker, Sterbender und Trauernder.

Sankt Augustin – Die Jubiläumsfeier ist vorerst ausgefallen, ihre Arbeit aber haben die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter auch in der Corona-Krise nicht aufgegeben – im Gegenteil. Die Ökumenische Initiative zur Begleitung Schwerkranker, Sterbender und Trauernder hat die telefonische Sprechstunde intensiviert und ist nun täglich erreichbar.

Vor 25 Jahren fand sich eine Gruppe von Interessierten um Lidwien Weyer van Herten zusammen. „Hospizlich etwas machen“ wollte die schon damals ökumenisch besetzte Gruppe, erinnert sie sich heute. Noch im selben Jahr wurden die ersten Ehrenamtlichen geschult. 120 Stunden umfassen die so genannten Befähigungskurse, in denen externe Referenten wie Seelsorger, Bestatter oder Fachdienste der palliativen Pflege ebenso eine wichtige Rolle spielen wie die Beschäftigung mit dem eigenen Ich. „Sich selbst mit Trauer und Tod zu befassen“ ist für Gabi Bärhausen, hauptamtliche Koordinatorin im Sankt Augustiner Büro, ein zentrales Thema. Auch über Nähe und Distanz wird gesprochen, wie ihre Kollegin Gerhild Garenfeld ausführt. „Den anderen so lassen können, wie er ist“ sieht sie als Hauptaufgabe der Begleitung – auch und vor allem, wenn nicht gelingt, was die Begleiter als ihre Hauptaufgabe bezeichnen: „Das Leben auch in schweren Zeiten lebenswert zu machen.“

Keine Haushaltshilfe

Menschen in Pflege- und Behindertenwohnheimen begleiten die Mitglieder des Hospizdienstes ebenso wie Todkranke, die noch zu Hause leben. Immer aber sind, soweit vorhanden, die Angehörigen ebenfalls betroffen. Auch ihnen gilt der Blick der Begleiterinnen und Begleiter. „Sie müssen nichts regeln“, benennt Lidwien Weyer van Herten eine der Grenzen der Aufgabe. Auch als Haushalts- und Pflegehilfe ist der Einsatz nicht gedacht, der die Aktiven ein- bis zweimal pro Woche in die Haushalte oder Heime führt. Aber: „Das nur Da-Sein ist vielleicht das Allerschwierigste“, gesteht Rita Gerharz-Kaun, die seit zehn Jahren im ehrenamtlichen Einsatz vor allem in Alten- und Pflegeheimen ist. Damit niemand überfordert wird, gibt es regelmäßige Team-Treffen und Supervisionen. Für erfahrene Ehrenamtliche ebenso wie für Brigitte Placke, die gerade ihre erste Sterbebegleitung übernommen hat.

Wieder Mehr persönlicher Kontakt

Angehörige nehmen meist selbst Kontakt auf mit der Ökumenischen Initiative, manchmal sind es auch Heime, Pflegedienste oder ein Hausarzt. Bei einem Erstgespräch mit den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen werden Bedarf und Voraussetzungen besprochen, danach der oder die passende Ehrenamtliche gesucht.

Zehn bis zwölf Sterbebegleitungen werden etwa im Jahr geleistet, sagt Koordinatorin Stephanie Lindenberg-Culemann. Was zuletzt auf das Telefon beschränkt war, findet nach und nach wieder im persönlichen Kontakt statt.

Bis auf weiteres ist das Team zusätzlich von Montag bis Freitag jeweils von 10 bis 12 Uhr telefonisch erreichbar, am Donnerstag auch von 15 bis 17 Uhr. Kontakt unter 02241/2 97 92 oder per E-Mail. (dk)

ambhospiz.sanktaugustin@t-online.de

„Warmherzigkeit und Empathie“ müssen auch die Trauerbegleiterinnen mitbringen, aber auch sie müssen auf die Grenzen achten. „Wir können die Schmerzen nicht wegnehmen“, stellt Lidwien Weyer van Herten zu Beginn einer Begleitung stets klar. Schmerzen, die nach Jahren noch aufbrechen können, wie Ingrid Habscheid weiß. Wann die Menschen „Herz und Ohr“ bräuchten, dafür gebe es kein „normal“ und „nicht normal“. Auf vier Säulen steht die Trauerbegleitung: Ingrid Habscheid und ihre Kolleginnen führen Einzelgespräche und laden zu Gruppenabenden ein. Niedrigschwellig ist der „Trauertreff“, der sich nach und nach zum Gesprächskreis entwickelt. Trauerwandern steht viermal im Jahr auf dem Programm, außerdem die Weiterbildung für Haupt- und Ehrenamtliche in anderen Einrichtungen. Manchmal bleibt es bei einigen wenigen Gesprächen, einen Ratsuchenden hat Ingrid Habscheid 18-mal zum Gespräch getroffen. Eines ist allen Begleitungen gemeinsam: Niemand wird gefragt, wo er herkommt, an was er glaubt. Und niemand muss für die Begleitung etwas bezahlen.

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Warum sie sich ausgerechnet dieses Ehrenamt gewählt haben, werden Sterbe- und Trauerbegleiter oft gefragt. „Sehr beglückend“ könnten die Begleitungen sein, antwortet Rita Gerharz-Kaun. Erst neulich wieder verließ sie einen hochbetagten Herrn und fragte sich: „Wer hat hier wem mehr gegeben?“

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