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Tuner-SzeneGroßeinsatz in Sankt Augustin – 200 Autos bei Treff kontrolliert

Lesezeit 4 Minuten
Polizei regelt (80)

Mehr als 35 Platzverweise wurden ausgestellt, außerdem acht Anzeigen.

Sankt Augustin – Großeinsatz für die Polizei in Sankt Augustin: Mehr als 60 Beamte kontrollierten in der Nacht zu Sonntag, 4. April, an der Huma die Teilnehmer eines Autotreffens. Mehrere hundert Menschen hatten sich mit ihren Fahrzeugen im Bereich des Einkaufszentrums versammelt. Anwohner beklagten sich über die nächtliche Ruhestörung. Eine Hundertschaft riegelte das Gelände an der Rathausallee ab und nahm die Personalien aller Fahrer auf.

Eine lange Autoschlange steht am Ostersonntag in der Ausfahrt der Marktgarage. Ein wenig wirkt es, als kämen die Wagen von einer Einkaufstour, wäre es nicht zwei Uhr morgens – und wäre da nicht die Polizei. Mit ihren Fahrzeugen haben die Beamten die Zufahrt zur Rathausallee blockiert. In aller Ruhe gehen sie von Fenster zu Fenster, um die Papiere der Fahrer in Augenschein zu nehmen.

Bis zu 200 Pkw in Tiefgarage

Seit einigen Wochen schon träfen sich dutzende Autofahrer regelmäßig unterhalb des Huma-Einkaufszentrums, sagt Bernadette Leßmann, Dienstgruppenleiterin der Polizeiwache in Sankt Augustin. „Die verabreden sich im Internet und treffen sich dann hier um umherzufahren und die Musik aufzudrehen.“ Regelmäßig kontrollierten ihre Kollegen den Bereich. „Die fahren dann eben weg und sobald wir weg sind, sind sie wieder hier.“

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Kontrollen an der Marktpassage

Bereits am Abend zuvor hatte das Ordnungsamt den Bereich der Marktpassage kontrolliert. Dabei war ein Mitarbeiter verletzt worden. Gegen 2.20 gingen die Beamten ebenfalls Beschwerden wegen Ruhestörungen nach, laut Polizei handelte es sich dabei um denselben Bereich wie am Sonntag. Als sie einen 20-jährigen kontrollieren wollten, flüchtete dieser und fuhr mit seinem Wagen über den Fuß des Ordnungsamt-Mitarbeiters. Der Mann wurde ins Krankenhaus gebracht, konnte es nach ambulanter Behandlung aber wieder verlassen. Da sich seine Kollegen das Kennzeichen notiert hatten, hatte die Polizei keine Mühe, Halter und Fahrer ausfindig zu machen. Der Wagen des Hennefers wurde sichergestellt, ihn erwartet ein Strafverfahren. (mfu)

So sei es auch am Samstagabend gewesen. Polizei und Ordnungsamt hätten in der Marktgarage Präsenz gezeigt, nachdem sich mehrere Anwohner über die nächtliche Ruhestörung beklagten. Die Polizei verteilten Platzverweise. Im Laufe des Abends aber nahm der Andrang zu. „So extrem war es noch nie: Da standen bis zu 200 Pkw. Die konnten wir mit den verfügbaren Kräften nicht kontrollieren. Deswegen haben wir Verstärkung angefordert“, sagt Leßmann.

Fahrzeuge aus Rhein-Sieg und umliegenden Kreisen

Die Beamten der Hundertschaften aus Köln und Mönchengladbach hätten gegen 1.30 Uhr die Ausfahrten der Tiefgarage abgeriegelt. Das Treffen löste sich schlagartig auf, als die Polizeiwagen vorfuhren. Bei den Übrigen beginnt die Polizei nach und nach, die Personalien der Fahrer aufzunehmen.

Es sind überwiegend junge Menschen, die nun drauf warten, den Parkplatz verlassen zu können. Die meisten kommen dem Kennzeichen zufolge aus dem Rhein-Sieg-Kreis, aber auch aus dem Kreis Altenkirchen oder den Städten Köln und Bonn. Viele der Wagen sind getunte BMW und auffällig lackierte VW-Golfs.

Platzverweise, Anzeigen wegen Verstoßes gegen Corona-Regeln

Die Fahrer erhalten eine Anzeige wegen Ruhestörung und wegen Verstoßes gegen die Corona-Schutzverordnung. Etwas anderes könne man ihnen nicht vorwerfen, so Leßmann. Wie viele Wagen genau kontrolliert wurden, kann die Einsatzleiterin in der Nacht nicht sagen.

Insgesamt aber spricht die Polizei 35 Platzverweise aus und schreibt acht Anzeigen wegen Nichteinhaltens der Corona-Regeln, die auch in Autos gelten. Nicht alle Fahrer sind einsichtig: Rund 20 Autos stehen wenig später auf dem Parkplatz der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg – die Fahrer ohne Maske und Mindestabstand.

Auto-Freunde lassen ihren Müll zurück

„Wir haben volles Verständnis, wenn die Leute während der Corona-Pandemie raus wollen. Sie müssen sich dabei nur an die Schutzvorgaben halten und dürfen nicht zu laut sein. Dann gäbe es von unserer Seite aus keinen Handlungsbedarf. Leider gibt es immer ein paar Leute, die sich nicht daran halten“, betont Leßmann.

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Wenig später ist der Spuk vorbei. Zurück bleiben Unmengen an Müll: Fast-Food-Tüten, leere Flaschen, Chipstüten. Das Pflaster ist klebrig. Am nächsten Wochenende werden die Auto-Freunde wohl wieder die Marktgarage ansteuern. Eine Schranke gibt es vor den Parkflächen nicht.

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