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Seit 20 Jahren in ArbeitPlanung im Weiterbau des Siegtalradwegs stockt

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Das abrupte Ende des Siegtalradwegs bei Rosbach.

Das abrupte Ende des Siegtalradwegs bei Rosbach.

Rhein-Sieg-Kreis – 162 Kilometer zwischen Siegquelle und -mündung, so wird der Siegtal-Radweg bei Wikipedia beschrieben. Wer weiterliest, erfährt aber auch, dass die durchgehende Route vom Rothaargebirge bis zum Rhein noch einige Lücken aufweist. Unmittelbar hinter der Landesgrenze will der Kreis Altenkirchen jetzt eine davon schließen: In der an Windeck angrenzenden Gemeinde Etzbach soll eine Radbrücke über die Sieg gebaut werden. Diesseits der Grenze dümpeln derweil die Planungen seit Jahren vor sich hin.

Der Beschluss im Altenkirchener Kreistag fiel coronabedingt zwar im Umlaufverfahren, also schriftlich, aber einstimmig. Die Verwaltung hatte die „fundamentale Bedeutung“ des Siegtal-Radweges als Teil der „Mittellandroute“ zwischen Aachen und Görlitz betont, zudem den Aspekt der Vernetzung von Rheinlandweg, Ruhr-Sieg-Weg und Ruhrtal-Radweg unterstrichen.

Brücke bei Dreisel gestoppt

Jetzt soll die Trasse von Wissen aus nördlich der Sieg bis auf die Höhe des Gewerbegebietes Etzbach führen. Ein Bach wird durch eine Furt und über Trittsteine überwunden. Über eine vier Millionen Euro teure Brücke, die zu 80 Prozent der Bund finanziert, geht es zum südlichen Siegufer, an den Gewerbegrundstücken vorbei bis schließlich nach Opperzau an der Landesgrenze, das in Rheinland-Pfalz den Namen Oppertsau trägt. Radfahrer sparen damit den steilen Aufstieg in die Berge diesseits oder jenseits des Flusses.

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Radfahren an der Sieg ist seit mindestens 20 Jahren ein Thema. Mit der Regionale 2010 wurde in Nordrhein-Westfalen ein Projekt daraus, in das auch Fördergeld floss. Nach und nach wurden die Lücken geschlossen, im Rhein-Sieg-Kreis zuletzt 2012 mit an Bahnquerungen angehängten Brücken bei Eitorf. Lange geplant und vor allem wegen der Naturschutzaspekte heiß diskutiert wurde eine Brücke bei Windeck-Dreisel. Die Kölner Bezirksregierung stoppte die Pläne des Kreises schließlich 2019 per Verfügung. Seitdem wird nach Alternativen gesucht.

Die zweite verbliebene Lücke im Rhein-Sieg-Kreis liegt zwischen Windeck-Rosbach und der Landesgrenze bei Au. Überlegungen, auch dort Radwege an die Bahnbrücken zu hängen, scheiterten an der Deutschen Bahn, obwohl auch deren Bauwerke erneuerungsbedürftig sind. Der Rhein-Sieg-Kreis hat jetzt eine Trasse geplant, die in weiten Teilen an der Bundesstraße 256 entlangführt. Bis der Radweg dort in zwei Abschnitten gebaut wird, müssen Radfahrer auf die Bundesstraße ausweichen, Steigungen in Kauf nehmen oder gleich in die parallel fahrende Bahn steigen.

Bis der Siegtal-Radweg durchgängig befahren werden könne, müssten auch im Kreis Altenkirchen weitere Lücken geschlossen werden, heißt es aus dem Siegburger Kreishaus. Die Planung für den Abschnitt zwischen Rosbach und Gansau – dort sind 2,1 Millionen Euro für den Bau eingeplant – werde im Frühjahr dem Beirat der Unteren Naturschutzbehörde vorgelegt. Nach der Genehmigung könnten Grundstückskauf und Bau beginnen. Eine Nachricht, die so bereits 2019 verbreitet wurde. Für die Strecke von Gansau nach Au verhandele der Kreis gerade wegen des Planungsstarts mit dem Landesbetrieb Straßen NRW, berichtet die Kreisverwaltung.

Der Windecker SPD-Fraktionschef Dirk Bube nimmt den Beschluss in Altenkirchen zum Anlass, einmal mehr für das Projekt zu kämpfen. Er fordert Gespräche mit der Gemeinde Hamm. Über deren Gebiet lasse sich der Radweg abseits der stark befahrenen Bundesstraße nach Au und darüber hinaus nach Etzbach realisieren. Diese Variante sei aus Sicht der SPD attraktiver und preisgünstiger. Bube spricht zudem davon, den vor sich hin rottenden Bahnhof Au mit Ladestationen für E-Autos und -Bikes aufzuwerten.

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Der Kreisverwaltung wirft Bube vor, sie suche nicht intensiv genug nach geeigneten Varianten zur Brücke in Dreisel. Der Zustand sei unhaltbar. Es gelte, schnell die Landesregierung ins Boot zu holen, die schließlich den Bau von Radwegen propagiere.

Im Ziel eines durchgehenden Radwegs im Siegtal ist die CDU im Siegburger Kreistag und auf Gemeindeebene mit der Windecker SPD einig. Allerdings lobt sie in einer Erklärung die Siegburger Kreisverwaltung und deren Bemühungen, die Lücken zu schließen, und verweist ihrerseits auf die im Altenkirchen noch fehlenden Abschnitte des Radweges.

In Windeck soll sich demnächst der Gemeinderat in einer Sondersitzung mit den Angeboten für Radfahrer befassen. Da gehe es dann sowohl um das Touristische als auch um das Alltagsangebot für die Windecker, kündigte der Beigeordnete Thomas Becher an.

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