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Bad Honnefer PianistinStephanie Troscheit spielt beim Musikfest in Siegburg

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Stephanie Troscheit spielt beim Engelbert-Humperdinck-Festival. 

Bad Honnef/Siegburg – Als 13-Jährige hörte sie erstmals „Play Bach“ von Jacques Loussier und war fasziniert. „Nicht so sehr von der Möglichkeit, Bach zu verjazzen, sondern vom Sound der Band. Ein Klaviertrio wollte ich auch haben, unbedingt“, erzählt Stephanie Troscheit. Bis es soweit war, vergingen Jahrzehnte. Doch die Erfahrungen, die die Pianistin aus Bad Honnef in jener Zeit sammelte, haben ihr Spiel unverwechselbar gemacht.

Auf die melodische Linie legt sie Wert

Das zeigt sie nun beim 34. Engelbert-Humperdinck-Musikfest in Siegburg, wenn sie sich im Trio mit Fritz Roppel (Kontrabass) und Stephan Schneider (Schlagzeug) präsentiert. Eigene Kompositionen von Troscheit werden zu hören sein; etwa „Invincible Summer“ als Titelstück des Abends, aber auch Songs von E.S.T, Avishai Cohen oder vom Tingvall Trio – „Jazzbands, die für ihre Integration von Einflüssen aus Folklore und Weltmusik ebenso bekannt sind wie für die melodische Linie“, sagt die 55-Jährige; „und darauf lege auch ich großen Wert“.

Mit sechs Jahren hat sie das Klavierspiel begonnen, später in Trommelgruppen die Freude am Rhythmus ausgelebt. Die führte sie als 18-Jährige nach Ghana. „Das war verrückt. Ich war damals sehr schüchtern, bin ganz allein gereist und kannte niemanden in dem Land.“ Sie studierte am Art Centre in Accra, fand Aufnahme bei einer Gastfamilie in einem Dorf. „Ich fühlte mich sehr geborgen, die Menschen dort strahlen eine große Freundlichkeit und Wärme aus.“

Von Afrika an die Hochschule in Arnheim

Sechs Monate blieb sie, wurde mit afrikanischen Instrumenten vertraut. Dann studierte sie zwei Jahre lang Percussion an der Hochschule in Arnheim. Sie entwickelte ein Soloprogramm, trat vor der Königin von Lesotho und dem damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler auf. Damit und mit dem Quartett „Rakatak“ gewann sie zweimal den Publikumspreis bei der „Offenen Bühne“ im Bonner Beethovenhaus.

„Doch irgendwann wurde mir klar, dass das Schlagen auf die Felle mit der Feinmotorik des Klavierspiels nicht zu vereinbaren ist. Das Leichtgängige, das Gefühl für die einzelnen Finger geht verloren.“ Was sie als freischaffende Künstlerin suchte, war auch eine gewisse finanzielle Sicherheit.

Im Gottesdienst die Orgel gespielt

Beim Konzert in einer Kirche entdeckte Troscheit ein Plakat, auf dem für die Organisten-Ausbildung geworben wurde. Sie bewarb sich als Externe und absolvierte die C-Ausbildung beim Landeskirchenamt in Düsseldorf. Jahrelang hat sie an der Troisdorfer Friedenskirche Gottesdienste begleitet und auch Solo-Abende gegeben, die unter dem Motto „Wie im Himmel“ mit eigenen Arrangements E-Musik und Pop verbinden. „2017 wurde ich von der Deutschen Botschaft in Dar es Salam eingeladen, dort ein Orgelkonzert zu geben. Das war ein schönes Gefühl, zurück nach Afrika zu kommen, wo meine musikalische Reise begonnen hat“, erzählt sie.

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Die reichhaltigen Möglichkeiten an diesem Tasteninstrument haben die gebürtige Bonnerin ermutigt, auch das Klavier neu zu erforschen. In Afrika hatte sie erlebt: „Je mehr es rasselt, desto besser. An Instrumenten werden Muscheln und Kronkorken befestigt, damit das einen Extrasound ergibt.“

„Wie Regen auf einem Zeltdach“

So kombiniert sie in einem eigenen Stück die Mbira, eine Art Daumenklavier, mit dem Flügel und erzielt eine aparte Mixtur von afrikanischen Begleitpattern und Choral. Papier auf den Klaviersaiten, „das klingt wie Regen auf einem Zeltdach“, begeistert sich Troscheit, die diese Wirkung im Stück „Shelter“ verarbeitet hat. Auch Ketten, die ein Klirren erzeugen, oder weiche Schlägel kommen zum Einsatz.

Triokonzert am 8. Juni

Das Konzert mit Stephanie Troscheit (Klavier), Fritz Roppel (Kontrabass) und Stephan Schneider (Schlagzeug) beginnt am Mittwoch, 8. Juni, 19.30 Uhr, in der Musikschule Siegburg, Humperdinckstraße 27. Der Eintritt kostet 15 Euro, ermäßigt zehn Euro.

„Die Effekte müssen aber dramaturgisch Sinn machen. Im Kopf des Zuhörers sollte ein Film entstehen.“ Den hat die Pianistin auch selbst vor Augen, etwa für ihr Stück „Und los!“ die Vision eines Parks, in dem Kinder eine Schnitzeljagd starten.

Perfekte Bedingungen in Siegburg

„Ich mag es, wenn Musik Geschichten erzählt. Und ich liebe ungerade Metren.“ Mit ihrem Trio sei dies hervorragend umzusetzen. Dass sie zudem beim Musikfest in Siegburg perfekte Bedingungen vorfindet, freut Stephanie Troscheit besonders: „Im Saal habe ich zwei Flügel zur Verfügung, einen Steinway und einen Ibach, den ich präparieren kann. Zwischen beiden werde ich hin- und herwechseln, sogar innerhalb eines Stücks.“ Ein Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

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