Berauschende ErstaufführungZwei Pianisten spielen vierhändig Humperdinck und Wagner

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Humperdinck_Simeonidis_Klaas

Sofi Simeonidis und Rainer Maria Klaas boten am Steingraeber-Flügel einen Opernabend zu vier Händen.

Siegburg – „Kater“ oder „Katzenjammer“ notierte Engelbert Humperdinck lapidar in sein Tagebuch, wenn es am Abend zuvor wieder hoch hergegangen war – vorzugsweise bei Freunden in Bonn, wo man gemeinsam musizierte und Bowle oder Wein konsumierte. Was gespielt wurde, etwa Humperdincks „Parsifal“-Bearbeitungen für Klavier, hätte angesichts der Komplexität eigentlich einen kühlen Kopf erfordert, wie Sofi Simeonidis und Rainer Maria Klaas nun im Stadtmuseum demonstrierten.

Beim Abend zu vier Händen bewiesen die junge georgische Pianistin, Dozentin an der Musikschule in Siegburg, und ihr Kollege, der in Recklinghausen und Dortmund lehrt, hohe Konzentration und Übersicht.

Handgeschriebene Noten sind die Vorlage

Was allein schon wegen des Notenmaterials ein Kunststück war. „Wotans Abschied und Feuerzauber“ von Richard Wagner und die Ouvertüre zur Oper „Sonnenflammen“ von Sohn Siegfried spielte das Duo aus den Kopien der handgeschriebenen Manuskripte – gedruckt sind sie noch nicht, und so kamen die Gäste in den Genuss einer wahrlich berauschenden Siegburger Erstaufführung.

Zuvor hatte Andreas Loesch, Vorsitzender des Bonner Richard-Wagner-Verbandes Bonn, einen „Opernabend zu vier Händen im Hause Wagner“ angekündigt, Christian Ubber von der Siegburger Humperdinck-Musikschule begrüßte wiederum zum Konzert „im Hause Humperdinck“. Was beides für die enge Verbindung der beiden Komponisten sprach.

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Diese „Hausmusik“ jedenfalls hatte es in sich: Ein Riesen-Orchester mussten Simeonidis und Klaas ersetzen. Und dies gelang den beiden Pianisten vorzüglich, die Farbnuancen und Strukturen hörbar machten, unterstützt vom weichen, matten Klang des Steingraeber-Flügels. So konnte man in den „Parsifal“-Auszügen noch stärker Wagners motivische Arbeit verfolgen, und trotz der Reduktion auf 88 Tasten verfehlte ein Stück wie der „Charfreitagszauber“ nicht seine magische Wirkung. Ebenso das Finale aus der „Walküre“ mit seinem filigranen, glitzernden Feuerzauber-Arpeggien.

Fehlte nur noch das Kaminfeuer, das wohl im Salon von Wagner oder Humperdinck gebrannt hat. Aber die „Sonnenflammen“ des Humperdinck-Schülers Siegfried Wagner zündeten auch so. Eine echte Entdeckung, die neugierig machte auf diese vergessene Oper. Und ein Tanz auf dem Vulkan, den das Duo rhythmisch packend und klanglich opulent in Szene setzte.

Virtuos schließlich Marsch und Kavatine aus Donizettis „Lucia di Lammermoor“, eine charakteristische Operntranskription von Richard Wagners Schwiegervater Franz Liszt. So blieb der Abend in der Familie, und als Zugabe gab es leichtgewichtige „Souvenirs de Bayreuth“, in der die Leitmotive des „Ring“-Komponisten rasant durch den Wolf gedreht wurden.

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