Branche unter DruckTaxifahrer kämpfen mit Pandemie, hohen Spritpreisen und Uber

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Atamar Sahin (2.v.r.) und seine Kollegen  sehen ihre Branche von mehreren Seiten unter Druck. 

Rhein-Sieg-Kreis – Erst die Corona-Pandemie, dann der dramatische Anstieg des Dieselpreises. Da sind die unterschiedlichen Tarife in der Taxenordnung zwischen Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis sowie der große Konkurrent Uber in der Personenbeförderung eher Nebenschauplätze – die Taxifahrer aus der Region kämpfen weiterhin um das Überleben.

Nach dem Einbruch wegen der Pandemie hat sich das Geschäft etwas erholt. Aber: „Wir machen immer noch 40 Prozent weniger Umsatz als vor Corona“, berichtet Taxifahrer Atamer Sahin. Seit 28 Jahren lebt er in Troisdorf und hat mit vier Partnern 2014 ein kleines Unternehmen gegründet. Der hohe Preis des Diesels habe für die Branche einen erneuten Rückschlag bedeutet.

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Die Taxiunternehmen stehen zur Corona-Pandemie gleich vor neuen Herausforderungen: den hohen Dieselpreisen.  

„Ich habe vor Wochen für 2,30 Euro getankt“, schimpft sein Kollege. Beide sind allerdings froh, dass der Dieselpreis an den Tankstellen wieder unter zwei Euro liegt. Sahin: „Wir versuchen natürlich, clever zu tanken und besonders abends. Dann ist es etwas billiger.“

Großer Unterschied zu Bonn

Die beiden Kollegen, die hinter dem Siegburger Bahnhof an der Konrad-Adenauer-Allee auf Fahrgäste warten, stehen einer weiteren Erhöhung der Tarifordnung kritisch gegenüber (siehe „Tariferhöhung möglich“). In Bonn sei der Tarif pro Kilometer weiterhin sehr niedrig.

Tariferhöhung ist möglich

Tariferhöhung ist möglich

199 Taxikonzessionen sind beim Rhein-Sieg-Kreis derzeit gemeldet, aufgeteilt auf 41 reine Taxi- und 40 Mischbetriebe (Taxen und Mietwagen). Die Gebühren sind durch die Taxenordnung für den Rhein-Sieg-Kreis geregelt. Im September 2021 wurde der Grundpreis von 3,70 auf vier Euro erhöht. Der Kilometerpreis stieg tagsüber um zehn Cent von 2,30 auf 2,40 Euro und am Wochenende sowie nachts von 2,40 auf 2,60 Euro.

Der Rhein-Sieg-Kreis prüft derzeit mit Blick auf den stärker ansteigenden Mindestlohn und die gestiegenen Betriebskosten eine erneute Anpassung. Dazu sei in den nächsten Tagen ein erster Austausch mit der Fachvereinigung Personenverkehr geplant, von der vor wenigen Tagen ein entsprechender Erhöhungsantrag beim RSK eingereicht worden sei. „Die Beratungen sind entsprechend noch völlig offen, weshalb über etwaige Erhöhungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Aussagen getroffen werden können“, teilt die Pressestelle der Kreisverwaltung mit. (que) 

Erneute Anpassung wird geprüft

Der Rhein-Sieg-Kreis prüft derzeit mit Blick auf den stärker ansteigenden Mindestlohn und die gestiegenen Betriebskosten eine erneute Anpassung. Dazu sei in den nächsten Tagen ein erster Austausch mit der Fachvereinigung Personenverkehr geplant, von der vor wenigen Tagen ein entsprechender Erhöhungsantrag beim RSK eingereicht worden sei. „Die Beratungen sind entsprechend noch völlig offen, weshalb über etwaige Erhöhungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Aussagen getroffen werden können“, teilt die Pressestelle der Kreisverwaltung mit. (que) 

Wenn es im Rhein-Sieg-Kreis nach der Erhöhung im September nun zum Oktober nochmal nach oben gehe, bedeute der Unterschied zwischen den Kollegen aus Bonn und Rhein-Sieg bis zu 40 Cent pro Kilometer. „Früher waren das nur zehn Cent Unterschied“, betont Sahin. Schon jetzt würden an den Säulen im Siegburger Bahnhof Bonner Kollegen angefordert.

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Ein Troisdorfer Taxifahrer, der namentlich nicht genannt werden möchte, hofft hingegen auf die Erhöhung, die allerdings in seinen Augen im Oktober zu spät komme: „Jetzt ist der Sprit an der Tankstelle teuer.“ Immerhin sind sich alle einig, dass die Pandemie schrecklich für die Branche gewesen sei, es aber langsam wieder aufwärts gehe. Nacht- und Abendfahrten sind noch lange nicht beim alten Stand angekommen, und alle freuen sich wieder auf gute Geschäfte bei großen Festen wie Pützchens Markt und Weihnachtsfeiern, die in den vergangenen beiden Jahren fast komplett ausgefallen waren.

Verschwundenes Schild

Der Siegburger Taxi-Fahrer Erhan Arslan berichtet, ein Taxi-Schild an der Konrad-Adenauer-Allee sei verschwunden. Es seien sogar Strafzettel an Taxifahrer verteilt worden, die auf Kunden gewartet hätten. Auf Nachfrage bestätigte Stadtsprecher Jan Gerull das Malheur: „Jemand hat den Mast an der Konrad-Adenauer-Allee umgestoßen, umgefahren oder abgeknickt, an dem das Schild befestigt war. Der Mast ist in der Nähe aufgetaucht, das Schild ist weg.“  Er versprach: „Wir kümmern uns um ein neues Schild. Die Beschaffung kann aber etwas dauern, weil es ein Spezialschild war, das individuell angefertigt worden war.“ (que)

Auch bei der Maskenpflicht scheint sich die Situation zu lockern. Viele Taxifahrer haben die Plexiglasscheiben, die die Fahrersitze und die Rücksitze getrennt hatten, wieder abgenommen. Nach letztem Stand müssen die Kunden und die Fahrer weiterhin Maske tragen, weil die Taxis zu den öffentlichen Verkehrsmitteln gehören. „Viele Kunden fragen aber, ob sie die Maske ausziehen können“, sagt der Taxifahrer aus Troisdorf.

Zu guter Letzt ärgern sich die Taxifahrer, die in Siegburg beisammen stehen, über den Online-Vermittlungsdienst zur Personenbeförderung, Uber. „Das ist für uns natürlich ein ganz großer Konkurrent; manchmal ist das bis zu 40 Prozent billiger“, ärgert sich Sahin. „Es ist für mich schwer nachvollziehbar, wie solche Preise gehen.“ Sahin hofft, dass zumindest bald der Sprit durch die Steuervergünstigung für drei Monate ab 1. Juni etwas billiger sein wird.

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