Corona in der MusikbrancheKultclub Kubana steht vor der Kurzarbeit

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Jürgen Hoffmann steht vor Konzertplakaten für das Kubana.

Jürgen Hoffmann steht vor Konzertplakaten für das Kubana.

Siegburg – „Bis jetzt wurden kaum Karten zurückgegeben, die Rock- und Metalszene hält zusammen.“ Jürgen Hoffmann, Inhaber des Musikclubs Kubana an der Zeithstraße, kann sich in der unsicheren Corona-Zeit wenigstens auf sein Publikum verlassen, doch ansonsten fällt ihm wenig Positives ein. Sein gesamtes Geschäft ist betroffen und geschlossen, außer dem Konzertbetrieb auch das Fitness-Studio, die Saunalandschaft und das Restaurant. Einmal werde er noch Gehälter überweisen. „Aber dann muss ich wohl Kurzarbeit einführen“, sagt der 66-Jährige. Seit 40 Jahren sei er ein freier Unternehmer, so etwas sei ihm noch nie passiert.

Musikclub Kubana: Für Bands eine feste Adresse

Auf der Internetseite des Clubs schlägt sich die Krise folgendermaßen nieder: Anvil, verlegt vom 26. März auf den 10. Dezember. Linkin-Park-Tribute Livin Theory verlegt vom 27. März auf den 26. März 2021. Ross the Boss, am 2. April abgesagt, ein neuer Termin wird noch bekannt gegeben. So klein Siegburg von der Einwohnerzahl her auch ist, die Kreisstadt hat einen florierenden Liveclub, in dem zeitweise täglich Konzerte steigen.

Einige Bands kommen seit Jahren immer wieder, Extrabreit etwa, Jürgen Zeltinger, Chris Thompson, Mothers Finest, Cover- und Metalbands geben sich die Klinke in die Hand. Für viele seiner Gäste sei Musik ein wichtiger Lebensinhalt, der Gig eine Gelegenheit, Freunde zu treffen. Und das fehle jetzt.

Zur Person

Jürgen Hoffmann wurde 1980 Vizeweltmeister, zweifach Europameister und mehrmals Deutscher Meister im Shotokan-Karate und war von 1990 bis 2003 Landes- und Bundestrainer. 1979 eröffnete er an der Kaiserstraße einen Sportclub für Karate-, Judo- und Gymnastikkurse.

Der Taisho Sportclub ist Landesleistungsstützpunkt des Deutschen Karateverbandes (DKV). 1984 folgte die Erweiterung um ein Fitness-Studio, damals das erste in Siegburg.

Im Jahr 1994 zog das Taisho an die Zeithstraße 86-88, 2002 in den markanten Neubau an der Zeithstraße 100, wo heute auch die Marivent Sauna sowie der Musikclub und das Restaurant mit Cocktailbar Kubana etabliert sind. (ah)

„Es ist nicht einfach, die Termine zu verlegen“, erläutert Hoffmann, der bei den Verlegungen sukzessive vorgeht und alle zwei Wochen verschiebt. „Ich hoffe, dass die Konzerte dann in einem Jahr doppelt so voll werden.“ Immerhin würden die Nachholtermine ja beworben wie ein neues Konzert. Die Szene sei in einer schwierigen Lage. Zwar gebe es bei den Tribute-Bands viele Musiker, die noch einen anderen Beruf hätten, nicht wenige lebten aber auch von der Musik. Hoffmann selbst hat rund 90 Mitarbeiter, 20 davon in Festanstellung. Viele würde Kurzarbeit wohl hart treffen, angesichts der eher niedrigen Gehälter in der Gastronomie. „Vertretbar ist das nur durch Zuschüsse.“

Kellner mit Mundschutz?

Problematisch könnte seiner Ansicht nach auch der Wiedereinstieg werden, wenn die Infektionen massiv zurückgehen. So zerstückelt wie der Ausstieg aus allen Veranstaltungen und dem Gastronomiebetrieb dürfe der Neustart nach der Krise nicht werden. Es mache wohl kaum Spaß, wenn der Kellner einen Mundschutz tragen und das Essen auf Distanz zuschieben müsse. Dann sitze die Angst mit am Tisch. Die Gastronomen könnten anfangs zu wenig Gäste haben: „Dann machen Sie wieder auf und haben gleich zum Start ein Minus.“ Da sei es schon besser, etwas länger geschlossen zu bleiben.

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Hoffmanns große Hoffnung ist die Entdeckung eines Impfstoffs oder von Medikamenten für schwer Erkrankte, wenig hält er von der Vorstellung, man könne abwarten, bis 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung infiziert und eine Herdenimmunität erreicht sei. „Wie lange dauert das?“, müsse man sich fragen, und was geschehe, wenn das Land noch mehrere Erkrankungswellen verkraften müsse. Für ihn persönlich sei erst einmal wichtig, wann er das Fitness-Studio wieder öffnen könne: „Da können wir sofort von Null auf 100 hochfahren.“

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