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Ende des zweiten WeltkriegsAm 23. März 1945 kam es zu einem Massaker in Kaldauen

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Amerikanische Soldaten durchbrechen bei ihrem Vormarsch ins Rheinland den Westwall.

Siegburg –  "Den Menschen bot sich ein Bild des Grauens", hält Heimatforscher Ulrich Tondar fest. Am 23. März 1945 trieben Nazi-Soldaten 40 ausgemergelte Zwangsarbeiter durch Kaldauen in Richtung Neunkirchen. Dort sollten sie Panzersperren gegen die vorrückenden Alliierten aufbauen. Ihre deutschen Begleiter wollten die Morgendämmerung nutzen, um unbemerkt von den US-Soldaten, die seit dem Vortag schon auf der anderen Sieg-Seite lagen und das Dorf gelegentlich unter Beschuss nahmen, ins Wahnbachtal zu kommen.

Doch die Amerikaner nahmen ihre Bewegungen wahr und schätzten sie wahrscheinlich als eine Truppenbewegung der Deutschen ein. Sie eröffneten das Feuer auf die wehrlosen Menschen mit dem fürchterlichen Ergebnis, dass 18 Frauen und Männer sofort tot waren. Ein Schwerverletzter starb später in der nahe gelegenen Schule, in die ein Teil der Überlebenden getragen worden war. So beschreibt Tondar den grauenhaften Vorfall, den er recherchierte und der heute in der Sprache des Militärs wohl als Kollateralschaden bezeichnet würde.

Nachbarn und Soldaten bargen die Verletzten. Sie kamen in die nah gelegene Schule.

Doch der Platz reichte nicht aus. Das Haus der Familie Heck, in dessen unmittelbarer Nähe das Massaker sich ereignet hatte, diente ebenfalls als Lazarett. Wegen der ständigen Bedrohung durch die Amerikaner und deren präzise wirkenden Waffen sei ein Teil der Verletzten durch die Kellerlöcher ins Haus geschoben worden, berichtet Tondar nach der Befragung von Zeitzeugen. Die Menschen schrien vor Schmerzen.

Es war eine extrem chaotische Situation, die hilfsbereiten Menschen waren überfordert; sie hatten keine fachlichen Kenntnisse, wie schwer verletzten Menschen geholfen werden kann, keine Medizin und kein Verbandsmaterial. Es sei eine außergewöhnliche Herausforderung auch für Käthe Heck gewesen, deren Mann an der Front war.

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Nachbarn brachten Stroh, um Lagerstätten in der Schule und im Haus Heck herzurichten. Ein deutscher Militärarzt versorgte später die Verletzten. Frauen aus der Nachbarschaft brachten Essen. Nach zwei oder drei Tagen wurden die Verwundeten mit Pferdewagen in das Mucher Krankenhaus transportiert, wo sie weiter behandelt wurden.

Die 19 Toten wurden schnell in einem Massengrab neben der Hauptstraße beigesetzt, rechts in Richtung Seligenthal gesehen, an der Grenze zwischen den Dörfern Kaldauen und Münchshecke, auf einem damals noch unbebauten Grundstück. 1949 wurden sie auf den Gedenkfriedhof in Königswinter-Ittenbach umgebettet.

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