Gläubige fehlenAus Siegburger Kirche könnte ein Bürgerhaus werden

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Sankt Elisabeth

Sankt Elisabeth auf dem Deichhaus soll möglicher Weise künftig auch als Bürgerhaus genutzt werden.

Siegburg – 62 Jahre sind eigentlich kein Alter für die St. Elisabeth Kirche auf dem Deichhaus. Doch hinter die Zukunft des Gotteshauses muss ein Fragezeichen gesetzt werden, so wie bei vielen anderen auch. „Die alten Kirchen sind gesetzt, die jüngeren bekommen Probleme“, beobachtet Pfarrer Karl-Heinz Wahlen, der sich jetzt mit der Gemeinde auf die Suche nach einer Lösung des Problems macht.

Ein konkreter Vorstoß dazu kam von der Bürgergemeinschaft Deichhaus: Die Kirche solle künftig auch als Bürgerhaus genutzt werden. „Die allgemeinen Krisensymptome der Katholischen Kirche gehen an uns nicht spurlos vorbei“, schreibt Wahlen an die Gemeindemitglieder, es gebe mehr Sterbefälle als Taufen, Austritte hätten auch in der Gemeinde zugenommen. „Dennoch möchten wir Sankt Elisabeth nicht aufgeben, sondern überlegen, wie wir uns hier auf dem Deichhaus behaupten können.“

Auf zwei Versammlungen wird eine Lösung gesucht

Konkret besprochen wird die Frage auf zwei Versammlungen, zu denen die Gemeinde für Donnerstag, 17. Juni, und Dienstag, 22. Juni, eingeladen hat. Martina Sedlaczek, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats St. Servatius spricht von „einem Pilotprojekt zu einer ganz konkreten Sache, dem Fortbestehen der Kirche“. Immerhin sei Kirche „kein Selbstzweck, sondern für Menschen da“.

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Eine Grundlage für die Gespräche wird eine Zwischenbericht von Architektin Mirjam Broich, die dem Kirchengebäude einen „hohen Identifikationswert“ bescheinigt. Zusammen mit der Kita, die mittlerweile in der Trägerschaft der Bürgergemeinschaft ist, und dem Jugendzentrum werde es als Gebäudeensemble wahrgenommen.

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Broich beschäftigte sich auch eingehend mit der sozialen Struktur im Stadtteil, mit Kitas, Schulen und Vereinen. Für die jüngere Entwicklung konstatiert sie: „Durch die räumliche Nähe zur zentralen Kirche St. Servatius nutzen viele Menschen das größere Angebot an zentralem Standort, und die kleineren Pfarreien verlieren immer mehr an Bedeutung.“

Zahl der Gottesdienstbesucher geht zurück

Es seien aber auch schon Tendenzen zu einer Rückkehr zu den dörflichen Standorten zu spüren. Die Anzahl der Gottesdienstbesucher sei rückläufig. Hätten vor zehn Jahren noch mehrere 100 Menschen wöchentlich den Gottesdienst besucht, seien es inzwischen noch 60 bis 80 Personen.

Unter Denkmalschutz seit 1993

Die katholische Kirche Sankt Elisabeth auf dem Deichhaus wurde nach einem Entwurf des Kölner Architekten Josef Bernard gebaut und am 12. Juli 1959 von Kardinal Josef Frings geweiht. Gegliedert ist sie neben Lang- und Querschiff in eine „Werkstattkirche“, die als kleine Kapelle in das Gebäude eingegliedert ist.

Seit 1993 steht der Backsteinbau unter Denkmalschutz. In einer Festschrift zur Einweihung wurde der „Verzicht auf alles jenseits des Wesentlichen Liegende“ und die „in sich ruhende Schlichtheit der Architektur“ hervorgehoben.

Altar, Taufbecken und Kirchturmshahn stammen von dem Künstler und Bildhauer Heinz Gernot, die Glasfenster, die sehr zur freundlichen Atmosphäre des Innenraums beitragen, von Paul Weigmann. (ah)  

Die Kirche sei auf den ersten Blick in einem „baujahrtypischen Zustand“, wobei Sakristei und Versammlungsraum in einem schlechteren Zustand seien als der Kirchenraum. „Es wird davon ausgegangen, dass die Betriebskosten des Gebäudes relativ hoch sind.“

Barrierefrei ist das Gebäude derzeit nicht. Bei einer Mit- oder Fremdnutzung könnten Begünstigungen entfallen, die Kirchen in Bezug auf Wärme- und Schallschutz haben. Pfarrer Karl-Heinz Wahlen betont, dass man ganz offen in die Gespräche gehe, denn am Ende müssten alle hinter den Ergebnissen stehen – und auch ein Nein zum Projekt Bürgerhaus sei denkbar. Allerdings gibt er zu bedenken: „Entweder man macht, oder man wird gemacht.“

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