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Illegaler Tiertransport4000 Hamster und Vögel kämpfen eingepfercht ums Überleben

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Siegburg – Ein Zufall sorgte am Donnerstag dafür, dass ein umfangreicher illegaler Tiertransport in Siegburg aufflog: Ein Mercedes Viano war nach einem Fahrzeugschaden in eine Halle der RKG an der Wahnbachtalstraße gebracht worden.

Die Werkstatt-Mitarbeiter entdeckten bei den Reparaturarbeiten Hunderte lebende Kleintiere im Inneren des Transporters. Sie alarmierten dann die Kreisveterinäre, die Polizei wurde in Amtshilfe ebenfalls aktiv. Auf der Wache wurde Strafanzeige erstattet. Rund 3500 Hamster und an die 500 Vögel kamen ins Tierheim nach Troisdorf.

Zusammengepfercht in kleinen Käfigen waren die Tiere der Hitze ausgesetzt – ohne ausreichende Versorgung. „Wir mussten die nicht artgerechten und zugenagelten Transportkisten gewaltsam öffnen und die toten von den lebenden Hamstern trennen“, berichtet Bianca Jurisch. Sie ist seit neun Jahren Tierpflegerin. „Ich habe schon viel gesehen, aber so etwas Verachtendes habe ich noch nie erlebt. Lebewesen wurden achtlos wie Waren auf engstem Raum transportiert.“

Gurken für die Flüssigkeitszufuhr

Tierpflegerin Corinna Schipper schnippelt Gurken. „Wir müssen den Tieren Flüssigkeit zukommen lassen. Sie sind völlig dehydriert.“ Die befreiten Hamster stürzen sich hungrig auf die Nahrung. Auf der Vogelstation im ersten Stock stapeln sich die Kisten mit den erschöpften Tieren. Noch sind nicht alle befreit. Es muss Platz geschaffen werden.

Die Mitarbeiter haben Verstärkung geholt. Alte Aquarien werden übergangsweise zu Hamsterquartieren. Die putzigen Kerlchen erholen sich schnell, toben umher.

In großen Volieren sind die sichergestellten Vögel untergebracht. Simone Gatz ist seit 16 Jahren Tierpflegerin in Troisdorf. Sie ist schockiert. Prächtige Rosenköpfe wurden in kleinsten Behältnissen eingepfercht, konnten sich kam bewegen.

120 Wellensittiche sind mittlerweile befreit, sie flattern in einer Voliere herum. In anderen Käfigen sind Schönsittiche, Diamanttauben, Zebrafinken und Prachtrosellas untergebracht. Ralf Snyders, Vorsitzender des Tierschutzvereins, informierte die Redaktion. „Wir sind dringend auf Hilfe angewiesen. Wohin mit all den Tieren?“

Übergangsweise ist Platz im Tierheim, aber langfristig muss eine Lösung gefunden werden. Vor allem die Hamster könnten Probleme bereiten. Die Tierfreunde sind an ihre Grenzen gestoßen. Das Veterinäramt teilte mit, dass der aus Belgien kommende Kleintransporter auf dem Weg nach Spanien liegen geblieben war.

In keinster Weise den Vorschriften entsprochen

Durch die schlechten Transportbedingungen – es handelte sich um einen illegalen Transport, der in keiner Weise den europäischen Tierschutzvorgaben entsprach – waren bereits rund 250 Kleintiere verendet. Für die überlebenden Tiere veranlasste Dr. Klaus Mann, Leiter der Abteilung Tiergesundheit des Kreisveterinäramtes, den sofortigen Transport ins Tierheim Troisdorf.

Nach Möglichkeit sollen die Tiere schnell nach Belgien zurückgebracht werden. „Wir stehen über das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in Kontakt mit den belgischen Veterinärbehörden“, so Dr. Mann.  

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