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Kampf gegen CoronaVorsitzende des Schöffengerichts in Siegburg schaffen CO2-Ampeln an

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Alles im grünen Bereich: 629 ppm zeigt die CO2 -Ampel auf dem Richtertisch an.

Alles im grünen Bereich: 629 ppm zeigt die CO2 -Ampel auf dem Richtertisch an.

Siegburg – Warm anziehen müssen sich nicht nur die Angeklagten im Amtsgericht. Da auch in Pandemiezeiten öffentliche Prozesse über die Bühne gehen, herrscht regelmäßig Durchzug, auch bei Minusgraden. Wann die Luft zu dick wird, das sehen nun einige Richter schwarz auf grau.

Die CO2 -Ampeln sind kleine, weiße Kästen mit Sensor und Display, die Anzeige funktioniert nicht mit rundem Rot-, Gelb- und Grünlicht, sondern mit Ziffern: Die Kohlendioxid-Sättigung wird mit ppm (parts per million, also Promille) gemessen.

Auf eigene Kosten angeschafft

Drei Geräte seien beim Land Nordrhein-Westfalen angefordert worden für das Strafgericht, der Liefertermin sei offen, berichtet der Vorsitzende Richter Herbert Prümper. Er wollte nicht warten, hat sich auf eigene Kosten eine Ampel beschafft und gleich eine zweite mitbestellt für seinen Kollegen Ulrich Wilbrand, Kosten: einige Hundert Euro.

Prümper und Wilbrand sind Vorsitzende des Schöffengerichts, wo es voller wird im Saal. Zwei Laienrichter sind an der Urteilsfindung beteiligt, von Fall zu Fall nehmen Gutachter, Bewährungshelfer und Anwälte der Nebenklage teil. Bei allen Hauptverhandlungen sitzt eine Gerichtsschreiberin mit auf dem Podium, linker Hand ein Vertreter der Staatsanwaltschaft, rechts ein oder mehrere Angeklagte mit Verteidigern, in der Mitte werden die Zeugen platziert.

Hinten befinden sich häufig auch die Presse, Angehörige der Angeklagten oder neutrale Zuschauer. In manchen Prozessen herrscht Maskenpflicht, das entscheidet der Richter.

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Für kurze Zeit während des ersten Lockdowns im Frühjahr pausierte die Rechtssprechung, bis die Säle mit Plexiglas-Trennscheiben ausgestattet waren. Im zweiten Lockdown wird nun außerdem regelmäßig Frischluft zugeführt, um die eventuell viruslastigen Aerosole zu vertreiben.

Die meisten Richter verlassen sich beim Kampf gegen Corona (noch) auf ihr Näschen und ihr Bauchgefühl. Prümper und Wilbrand stellen jetzt die Ampeln ein. Bei 1200 ppm geht der Alarm los, keine Sirene, eher ein Weckerpiepen. Das Display stets im Blick, reagieren die Richter aber schon bei 800 ppm, „dann sind wir auf der sicheren Seite“, sagt Prümper.

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