Neue Impulse für beide LänderSiegburger Lehrerin kooperiert mit Schule in Benin

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In dem westafrikanischen Land Benin hat Ramona Hunzelmann einen Lehrerworkshop initiiert.

In dem westafrikanischen Land Benin hat Ramona Hunzelmann einen Lehrerworkshop initiiert.

Siegburg – Klassen mit 60 bis 80 Schülern, Uniformen, geschorene Haare – in Benin sieht der Schulalltag anders aus als in Siegburg. Das weiß Ramona Hunzelmann, Lehrerin am Gymnasium Siegburg Alleestraße, aus eigener Erfahrung. Zwei Mal war sie bereits in dem westafrikanischen Land und hat dort einen Lehrerworkshop initiiert. Dieser sei dazu da, sich mit den beninischen Lehrern auszutauschen und neue Impulse zu geben.

Improvisierte Räume

So versucht Hunzelmann zum Beispiel, den afrikanischen Lehrern neue Unterrichtsmethoden näherzubringen, für die nur wenig Material benötigt wird. „In Benin gibt es einen ganz anderen Unterrichtsstil als hier, die Lehrer sind viel autoritärer“, sagt Hunzelmann. Den Schulen fehlt außerdem das Geld.

Die Liste der Probleme in beninischen Bildungseinrichtungen ist lang: Die Gebäude bestehen oft nur aus improvisierten Räumen, die kaum Schutz vor Regen und Unwetter bieten können, Unterrichtsutensilien gibt es kaum, die Bezahlung der Lehrer ist schlecht und ihre Ausbildung unzureichend.

Fast nur männliche Lehrer

Außerdem sei die Rolle der Frau in Benin noch eine andere. Daher gibt es fast nur männliche Lehrer. „Die Frauen brauchen mehr Unterstützung. Ich würde gerne mehr mit Lehrerinnen zusammenarbeiten“, sagt Hunzelmann. Weiterhin ist der Schulbesuch zwar bis zur siebten Klasse verpflichtend, aber kaum jemand kontrolliere das, erst recht nicht auf dem Land.

Die meisten Schulgebäude in Benin könnten einem Unwetter kaum standhalten.

Die meisten Schulgebäude in Benin könnten einem Unwetter kaum standhalten.

Im Gymnasium in Siegburg unterrichtet Hunzelmann Französisch und Erdkunde. Dass sie Lehrerin werden wollte, habe sie schon mit 19 Jahren gewusst. Damals verbrachte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Tansania und unterrichtete dort in einer Grundschule. „Die Grundschule geht dort bis zur siebten Klasse“, sagt Hunzelmann. Das Jahr über lebte sie in einem Waisenheim für Kinder, deren Eltern an Aids gestorben sind: „Wenn man die Hintergrundgeschichten der Kinder kennt, ist das nicht immer ganz ohne.“

Partnerschaft zwischen zwei Klassen

Ihr FSJ sei auch der Grund für ihr Engagement in Afrika. Als Studentin in Münster sei sie Mitglied der Studentenorganisation „Weitblick“ gewesen, die Schulen in Benin baut. Heute arbeitet die junge Lehrerin mit der beninischen Organisation „Education Service International“ (ESI) zusammen, die sich für die Bildung von Kindern und Jugendlichen einsetzt. Vergangenes Jahr waren zwei Vertreter der Organisation am Gymnasium in Siegburg zu Gast und schauten sich den Unterricht an. „Für die war es sehr spannend, mal eine deutsche Schule zu sehen“, erzählt Hunzelmann.

Zu Beginn des vergangenen Jahres haben sie und Kollegen aus Benin eine Partnerschaft organisiert. Eine Klasse aus der Q1 des Gymnasiums in Siegburg und eine Klasse aus einem Lycée in Benin tauschten über das Handy Bilder, Videos und Tonaufnahmen aus. Zum Beispiel hätten sie sich gegenseitig Klassenfotos geschickt. Den Siegburgern fiel dabei auf, dass alle Schülerinnen und Schüler aus dem Lycée geschorene Haare und Flipflops trugen. Die Beniner kommentierten besonders die Löcher in den Jeans mancher Deutscher: In ihrem Land sei dies ein Zeichen von Armut.

Schüler tauschen sich untereinander aus

Auf beiden Seiten hatten die Schüler Fragen über das jeweils andere Land. Einmal ging es um die Rolle der Frau in den beiden Kulturen. „Die Schüler aus Benin wollten wissen, warum die Mädchen hier nicht so früh schwanger werden“, erzählt Hunzelmann. In Zukunft wolle sie das Projekt ausbauen. Für nächstes Jahr plant die Lehrerin, erneut nach Benin zu fliegen, um den Workshop fortzuführen. Als nützlich habe sich die Einführung in die Arbeit am Computer erwiesen. „Jetzt haben die Lehrer keine Scheu mehr, ins Internetcafé zu gehen“, sagt Hunzelmann.

Schon zwei Mal war Ramona Hunzelmann in Benin, nächstes Jahr fliegt sie wieder dorthin.

Schon zwei Mal war Ramona Hunzelmann in Benin, nächstes Jahr fliegt sie wieder dorthin.

„Ich möchte aber nicht, dass meine beninischen Kollegen denken: Die Deutsche kommt jetzt und sagt uns, wie Unterricht funktioniert.“ Sie selbst nehme nämlich auch viel mit, vor allem auf persönlicher Ebene: „Ich habe viele herzliche Menschen getroffen.“ Die Rückmeldung sei ausschließlich positiv gewesen. „Deswegen habe ich da Motivation, auf jeden Fall weiterzumachen.“

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