Neues WohnquartierSiegburger sammeln neue Ideen für alten Sportplatz

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Zwei Varianten zur Bebauung des Sportplatzes stellten die Planer in dem Bürgerworkshop vor.

Zwei Varianten zur Bebauung des Sportplatzes stellten die Planer in dem Bürgerworkshop vor.

Siegburg – Sportgeschichte wurde einst auf dem Sportplatz Siegburg 04 an der Waldstraße geschrieben, doch seit vielen Jahren dämmert das Areal ungenutzt vor sich hin. Dabei handelt es sich mit 1,5 Hektar Fläche um ein echtes Filetstück in der Innenstadt, das entsprechend die Fantasie von Politik, Planern und Bürgern anregt. Das zeigte sich jetzt bei einem Workshop im Rhein-Sieg-Forum, bei dem zwei Planungsvarianten näher diskutiert wurden. Beide sehen ressourcenschonende Lösungen vor, die in der Kreisstadt Modellcharakter bekommen könnten.

Stadtplaner Fabian Deckel vom Büro RHA schilderte die zahlreichen Funktionen, die das stadteigene Grundstück hat und in Zukunft noch erhalten könnte: als Freiraum und Ausgleichsfläche, aber auch, bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum zu ermöglichen.

Verkehr könnte zunehmen

Auch ein Potenzial für Kaltlufterzeugung“ macht der Planer in dem von dichter Bebauung umgebenen Platz aus. Besonders zu achten sei indes auf den zunehmenden Verkehr, vor allem auf der stark von Grundschülern genutzten Bambergstraße.

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Variante 1 firmiert als „Nachhaltige Nachbarschaft Holzbau“, wobei ökologische Aspekte im Vordergrund stehen. Künftige Bewohner sollen sich verpflichten, auf eigene Autos zu verzichten, dafür aber Sharing-Angebote vorfinden, etwa für E-Autos und Lastenräder. Stellplätze werden lediglich für Besucher angelegt.

Sechs Mehrfamilienhäuser für rund 50 Wohnungen werden mit drei bis dreieinhalb Geschossen versehen, dabei auf nachhaltige Baustoffe und Energieversorgung geachtet. Zwei Baufelder, ein westliches und ein östliches sind vorgehen, dazwischen eine breit grüne Schneise. Die Planung bezieht die Schule mit ein: Dort könnte ein „multifunktionaler Nachbarschaftspark“ mit dem Schulhof kombiniert und die Turnhalle abgerissen und neugebaut werden.

Soziale Funktion steht im Fokus

Die soziale Funktion ist bei der zweiten Variante „Gemeinschaftliche Wohnhöfe“ im Fokus. Eine Skizze zeigt fünf locker gruppierte Wohngebäude und einen Nachbarschaftsplatz mit Bäumen. In einem weiteren Haus könnte eine Erweiterung der OGS mit einer Mensa unterkommen, die außerhalb der Schulzeiten auch für andere Gäste gedacht wäre. Die Turnhalle bliebe erhalten. Ein großer Unterschied zur ersten Variante ist eine Tiefgarage.

Anregungen seitens der rund 100 Teilnehmer waren unter anderem eine Erweiterung der Schulturnhalle, ein großer Retentionsraum unter der Sportplatzfläche und eine Prüfung, wie groß der Bedarf an Betreuungsplätzen in Kindertagesstätten künftig aussieht. Viele Anwohner fürchten außerdem ein starkes zusätzliches Verkehrsaufkommen in dem Stadtviertel. Eine Anwohnerin der Hansenstraße beklagte, die Situation dort sei bereits jetzt „unglaublich“.

CDU fordert weitere Variante

Mit einem Flugblatt wendet sich die CDU gegen die beiden Planungsvarianten, die im Workshop diskutiert wurden. Hintergrund: Die Stadtverwaltung hatte in den politischen Gremien insgesamt vier Varianten vorgestellt, mit der Ratsmehrheit von SPD, Grünen und FDP wurden aber zwei davon aus dem weiteren Verfahren genommen.

Die CDU präferiert die vierte Variante, der zufolge keine Wohnbebauung vorgesehen ist, dafür aber Zusatzbauten für die Grundschule, eine Mensa, eine Grünfläche mit Bäume, Spielflächen und Sportgeräten sowie ebenerdigen Parkplätzen. Eine weitere Verdichtung dürfe es nicht geben, stattdessen könne das Kleinklima profitieren, und eine Frischluftschneise bleibe erhalten, argumentiert die CDU. „Da könnte man einen schönen Park machen und eine doppelte Turnhalle“, so CDU-Fraktionschef Jürgen Becker.

Dieter Thiel (Die Grünen) nannte die Lösung „mit Parken und Park“ auf Anfrage „indiskutabel“, man habe „vorsortiert“ . In den im Workshop gezeigten Entwürfen erkenne die Ratsmehrheit ihre Vorstellungen wieder. Frischluftschneisen blieben auch in den beiden vorgestellten Varianten erhalten. (ah)

Nach der Einführung wurden weitere Ideen in vier Arbeitsgruppen gesammelt, auch per E-Mail können noch Vorschläge eingereicht werden. Stephan Marx, der am Workshop noch als Leiter des Planungsamts teilnahm und mittlerweile Leiter des Planungsamts ist: „Wir sind ganz am Anfang eines Planungsprozesses.“

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