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Schiefe Dächer und FensterSiegburger Kindergarten ist einzigartig in Europa

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In den Wald eingefügt sind die Gebäude der neuen Kindertagesstätte. 

  • In Kaldauen ist der erste Waldkindergarten der Stadt an den Träger übergeben worden. Und der ist einzigartig in Europa.
  • Das kleine Dorf ist mit seinen windschiefen Holzhäusern von Otfried Preußlers „Kleiner Hexe” inspiriert.
  • Die Kinder sollen hier vor allem eine Bindung zur Natur aufbauen und Pflanzen und Tiere in ihrer natürlichen Umgebung erleben.

Siegburg – „Wenn man das hier sieht, dann wollen viele wieder zurück in den Kindergarten“, sagte Bürgermeister Franz Huhn bei der Einweihung. Siegburg sei um eine Attraktion reicher mit „diesen krummen Häusern hier“.

In Kaldauen ist der erste Waldkindergarten der Stadt an den Träger übergeben worden, den Evangelischen Kirchenkreis an Sieg und Rhein. Das kleine Dorf „zwischen den Bäumen auf einer Waldlichtung“ sei deshalb möglich gewesen, weil dort laut Bebauungsplan eine Jugendherberge genehmigt worden war. Der Kindergarten sei eine dieser Nutzung entsprechende Einrichtung, betonte Huhn.

Häuser wie von Otfried Preußler

Kai Schaede hat das Haupthaus und die drei Nebengebäude entworfen. „Als Kind war ich fasziniert von den schiefen Holzhäusern im Buch »Die kleine Hexe« von Otfried Preußler“, berichtete der 55-Jährige. „Damals entstand mein Wunsch, so etwas einmal selbst zu bauen.“ Allerdings machte er zuerst eine Ausbildung zum Zahntechniker mit Meisterprüfung. Vor zehn Jahren entschloss er sich dann, sein Leben „radikal zu ändern“. Er konzipiert jetzt ungewöhnliche Häuser. „Das kleine Dorf ist einmalig in ganz Europa“, sagte er.

„Die Kinder sollen Pflanzen und Tiere in ihrer natürlichen Umgebung erleben“, erläuterte Silvia Drees, Leiterin der Einrichtung. Sie verbringen künftig das ganze Jahr in dieser Waldumgebung. Die Mitarbeiter Rene Timmer und Beate Krüger haben deswegen extra eine Zusatzausbildung als Waldpädagoginnen absolviert. „Oft wird heute unbeaufsichtigtes Spielen im Wald als Gefahr empfunden“, so Timmer. „Kinder kennen die Natur manchmal nur noch als intensiv gepflegte Grünfläche mit angelegten Spielplätzen“, ergänzte Krüger.

Werkbänke, ein Spiel- und ein Gerätehaus

Das soll sich hier ändern. Naturerlebnisse sollen im Leben der Kinder wieder ein wichtige Rolle spielen. „Vielleicht haben wir irgendwann noch einige Bergziegen“, formulierte Drees einen Wunsch für die Zukunft. Der aus Windeck kommende Kämmerer Andreas Mast wurde „zum Kümmerer“ für das Projekt, betonte Huhn. „Gewieft, wie die Leute im Bergischen so seien“, habe er das Projekt schöngerechnet. Von den 600 000 Euro Baukosten übernimmt der Landschaftverband Rheinland dem Löwenanteil von 536 000 Euro über eine besondere Förderung.

20 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren haben im Hauptgebäude Platz, in dem sich auch die sanitären Einrichtungen und eine Küche befinden. Die Häuser sind alle aus Holz gebaut und wurden in nur sieben Monaten fertiggestellt. Die drei Nebengebäude beherbergen eine Werkstatt mit Brennofen und Werkbänken, ein Spiel- und ein Gerätehaus. Wege und Freiflächen auf dem Areal sind nicht gepflastert, sondern mit natürlichem Häckselgut abgedeckt.

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Die Fassaden wurden per Hand profiliert und mit Naturfarben gestaltet. Auf eine Außenbeleuchtung wurde in Abstimmung mit Artenschutzgutachten verzichtet, um störende Auswirkungen, insbesondere auf die Vogelwelt, möglichst gering zu halten.  

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