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SiegburgGesellenstücke der Tischlerinnung sind im Stadtmuseum zu sehen

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Obermeister Wilhelm Gießelbach (rechts) und Innungs-Geschäftsführer Wolfgang Schmeil im Stadtmuseumbei der Ausstellung „Die gute Form“ mit dem Sieger-Möbel, dem Tisch aus Esche von Laurens Hübsch aus Troisdorf.

Obermeister Wilhelm Gießelbach (rechts) und Innungs-Geschäftsführer Wolfgang Schmeil im Stadtmuseumbei der Ausstellung „Die gute Form“ mit dem Sieger-Möbel, dem Tisch aus Esche von Laurens Hübsch aus Troisdorf.

Siegburg – Wolfgang Schmeil konnte gar nicht genau sagen, seit wann die Tischlerinnung Bonn/Rhein-Sieg schon die Gesellenstücke des Handwerks im Stadtmuseum unter dem Motto „Die gute Form“ ausstellt. Der Geschäftsführer der Innung betont allerdings, dass er selbst schon seit 25 Jahren dabei sei. „Und davor fand der Wettbewerb auch schon einige Jahre statt“, erinnert er sich.

Insgesamt 44 Gesellenstücke musste die Jury in diesem Jahr begutachten sowie die Preise und Belobigungen vergeben. Nur zwei Kandidaten müssen wiederholen. Noch bis Montag können die Möbel im Museum unter die Lupe genommen werden. „Das ist für gewöhnlich das besucherstärkste Wochenende im ganzen Jahr. Hier kommen nicht nur die frischgebackenen Gesellen, sondern auch deren Freunde und Familie, um sich die eigenen und fremden Stücke anzuschauen“, fügt Schmeil an.

Einen ganzen Vormittag setzte sich die Jury zusammen, um die Entscheidungen zu fällen. Dazu gehören Günter Au, Schulleiter des Carl-Reuther-Berufskolleg in Hennef, Ulrich Bittner, Architekt und Formgebungsberater des Tischler-Fachverbandes NRW, Museumsleiterin Dr. Gundula Caspary, Heinz Fink, Redakteur der Zeitschrift „Bau- und Möbelschreiner“ sowie Claus-Thomas Sommerey, Architekt aus Bonn.

Den ersten Platz sicherte sich Laurens Hübsch aus Troisdorf, dessen Ausbildungsbetrieb die Schreinerei Stefan Hampel in Bonn war. Sein Esstisch in Esche massiv, geölt, überzeugte die Jury durch seine reduzierte Form- und Materialsprache. Traditionelle Handwerksverbindungen wie Grat und Schwalbenschwanz , so die Jury, habe er in einer zeitgemäßen Formensprache umgesetzt. „Gleich einem Facettenschliff sind die Kanten der massiven Platte bearbeitet und lassen diese dadurch leicht und dünner erscheinen“, heißt es in der Begründung. Durch die Zangenkonstruktion der Beine aus Stahl werde deren Volumen aufgelöst, die Platte wirke fast schwebend.

Auf den zweiten Platz kam Jan Daniel Hermann aus Bonn, der eine Ausbildung bei der Hennefer Schreinerei Benz abgeschlossen hat, mit einem Bett in Eiche massiv. „Obwohl es ein großes Möbel ist, wirkt es dennoch leicht“, erläuterte Schmeil. Mit einfacher, klarer Linienführung habe Hermann ein Gestell für die große Rückenlehne konstruiert, das dem Verlauf der statischen Beanspruchung folge. Die durchgestemmten Zapfen der Holme aus massiver Eiche akzentuierten die Linoleumfläche, so die Jury-Erklärung.

Platz drei geht an Paul Klingenmeyer von der Schreinere Thomas Keipert aus Rheinbach. Bei seinem Sekretär aus Eiche massiv hat er sich sorgfältig mit Beschlag und Funktion auseinandergesetzt. Das Stück kommt aus der Tradition und ist gleichzeitig modern gedacht, wie die Nutzungsmöglichkeit im Stehen und Sitzen und der kleine Stifthalter zeigen.

Ein Sideboard mit Hublift

Daneben gab es Belobigungen für Rachid Bottier für einen Esstisch in Ulme und Robinie sowie Daniel Jung für ein Sideboard mit Hublift, der über einen Antrieb verfügt. Interessante Möbel gab es auch bei den kleinen Gesellenstücken, die die Auszubildenden nach dem zweiten Lehrjahr fertigen. Die Jury sprach Belobigungen aus für Laurens Lamberty (baute ein Säulenmöbel in Nextel-Blaulack und Eiche) sowie Philipp Walter (überzeugte mit einem Wandsekretär aus Eiche und Schichtstoff in Grün und Weiß).

Prüfungsbeste wurden Paul Klingenmayer mit 90,29 Punkten vor Mattis Lill (89,37 Punkte) von der Tischlerei Mario Gießelbach aus Hennef und Sven Schürheck (88,48 Punkte) vom Ausbildungsbetrieb Marx und Schmarowski aus Bornheim.

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