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Siegburger Anwesen wechselt BesitzerWahnbachtalsperrenverband hat Gut Umschoß gekauft

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Luftbild_Gut_Umschosz

Eindrucksvolles Ensemble: Das Gut Umschoß aus der Luft fotografiert.

Siegburg – Ein Herrenhaus mit Reithalle, Swimmingpool und Ländereien sowie einem herrlichem Ausblick auf blaugrüne Wasserflächen: Das Gut Umschoß würde sich als Luxusherberge eignen – oder als Hort des Wahnbachtalsperrenverbandes (WTV). Der Trinkwasserversorger der Region hat das Anwesen oberhalb von Seligenthal für runde fünf Millionen Euro gekauft. Steigen nun die Wasserpreise? „Nein“, versichert WTV-Geschäftsführerin Ludgera Decking.

Zahlen

Das Herrenhaus Gut Umschoß wurde 1937 erbaut. 1938 folgten der dreiflügelige Wirtschaftshof, in den 1950er kamen Lager- und Stallgebäude sowie das Landarbeiterwohnhaus hinzu, die Reithalle 1979. Zum Anwesen, das von der Straße aus nicht einsehbar ist, gehören unter anderem Teichanlage, Holzremise und  Hühnerstall. Die Flächen bestehen größtenteils aus Wald (95,6 Hektar), davon sind 75 Prozent Nadelbäume und 25 Prozent Laubbäume. 12,6 Hektar Ackerland wurden in Pacht bewirtschaftet und 5,5 Hektar Grünland. Die Park- und Freizeitflächen umfassen 2,9 Hektar. (coh)

Ein Zentrum für Wasser, Naturschutz und erneuerbare Energien soll hier entstehen, ein Planungsbüro wird in Workshops Nutzungsvorschläge entwickeln. Denkbar seien auch ein „außerschulischer Lernort“ und vielleicht sogar ein Café. Spruchreif sei davon noch nichts. Auch stehe längst nicht fest, ob der 1937 erbaute Gutshof überhaupt für die Öffentlichkeit geöffnet werde, betont Decking. Die Geschäftsführerin will nicht zu viel versprechen. 2024 soll das Projekt in trockenen Tüchern sein.

WTV löst Platzprobleme

Das 1,2 Millionen Quadratmeter umfassende Areal von Gut Umschoß liegt im Wasserschutzgebiet und ist von Flächen im WTV-Besitz umgeben, nordwestlich liegt die Zentrale Siegelsknippen, südöstlich die Staumauer. Zunächst sei der Verband nur an den Grundstücken interessiert gewesen und habe sich nach dem Tod des letzten Besitzers, eines früheren Kölner Mühlenbesitzers, mit dessen Erben in Verbindung gesetzt, schildert Decking. Doch das Ensemble sei nur komplett zu haben gewesen. Also nüchternes Kalkül statt Romantik: Der WTV könne hier seine Platzprobleme lösen, die Abteilungen Einzugsgebietsschutz und landwirtschaftliche Kooperationen zusammenziehen.

Pläne für eine Kaserne in den 50ern

Eine Kaserne für 1000 Soldaten mit Exerzierplatz sollte bei Gut  Umschoß gebaut werden, diese Nachricht aus dem Bundesverteidigungsministerium schreckte den damaligen Siegkreis auf,  wie  die Tageszeitung am 12. April 1956 berichtete. Dafür sollte eine  rund zehn Hektar große Waldfläche beschlagnahmt werden. Für die höheren Ränge waren 150 Wohnungen in Braschoß geplant. 

Zu den Befürwortern der Kaserne gehörten Geschäftsleute in Kaldauen und Siegburg, die auf  Kundschaft hofften. Die Gegner befürchteten durch den Bau im Landschaftsschutzgebiet negative Auswirkungen auf den Fremdenverkehr und „die Entwicklung eines Villenviertels“. Die Gemeinde Braschoß legte  Protest gegen die „Geheimpläne“ ein, die bekanntermaßen nicht verwirklicht wurden.

Jahrzehntelang war das Gut Umschoß   im Besitz der Kölner Familie Auer, die mehrere Mühlen betrieb, bekanntestes Produkt: „Aurora“.  (coh)

Ein Unterstellort für die land- und wasserwirtschaftlichen Maschinen, Geräte und Gefährte, von denen ein Teil derzeit an Siegelsknippen im Freien stehen, sei die Reithalle. Hufgetrappel bleibt ein Traum. Und der 20 mal 30 Meter große Außenpool? „Der wird wahrscheinlich zugeschüttet“, sagt Decking ungerührt. Der Hofcharakter solle erhalten bleiben, deshalb arbeite der WTV gezielt mit Experten für das Bauen im Bestand zusammen. Geplant sind umfangreiche Umbauten, eine Erweiterung und Modernisierung.

Im Frühjahr bereits liefen die Verkaufsverhandlungen, angeboten wurde das Gut für 5,6 Millionen Euro, der WTV drückte den Preis um etwa zehn Prozent. Die Verbandsversammlung stimmte zu, dann musste per europaweiter Ausschreibung ein Planungsbüro gesucht werden. Die Investitionen könnten über 30 Jahre abgeschrieben werden, erklärte Decking: Das ehrgeizige Vorhaben wirke sich bei einer Trinkwasserabgabe von 46 Millionen Euro Kubikmeter im Jahr kaum auf die Verbraucherkosten aus.

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