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Siegburger BürgermeisterFranz Huhn geht nach 16 Jahren in den Ruhestand

Lesezeit 5 Minuten
Verbunden mit dem Michaelsberg: Die Ansiedlung des Katholisch-Sozialen Instituts war für Huhn ein Höhepunkt seiner Amtszeit.

Verbunden mit dem Michaelsberg: Die Ansiedlung des Katholisch-Sozialen Instituts war für Huhn ein Höhepunkt seiner Amtszeit.

  • Franz Huhn war 16 Jahre lang Bürgermeister von Siegburg.
  • Am 31. Oktober endet nun seine Amtszeit.
  • Was seine Amtszeit angeht, ist der gebürtige Niederpleiser mit sich im Reinen.

Siegburg – So: Die letzte Ratssitzung ist praktisch vorbereitet, der PC abgebaut, das Büro leer, bereit für die Übergabe, das war es dann nach 16 Jahren für den Verwaltungschef, der am 3. November 69 Jahre alt wird . So aufgeräumt wie sein Arbeitsplatz wirkt auch Franz Huhn in diesen letzten Tagen seiner Amtszeit, die am 31. Oktober endet.

„Zufrieden“ ist das Stichwort, das ihm als erstes auf die Frage „Wie fühlt man sich jetzt?“ einfällt. „Glücklich“ wäre die Antwort gewesen, wenn die Nachfolge in seinem Sinne gewesen wäre und nicht Sozialdemokrat Stefan Rosemann, sondern Parteifreundin Ulla Thiel das Rathaus erobert hätte. „Aber die Wähler haben anders entschieden, und das muss man in einer Demokratie respektieren.“

Was seine 16 Jahre als Bürgermeister angeht, ist er mit sich im Reinen, seinen Job habe er „mit Leidenschaft und Elan“ gemacht, 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag. „Es gab kein Weihnachts- und kein Familienfest, bei dem ich nicht auf der Strecke war, das muss man auch wollen und mögen.“

Zeit für Gartenarbeit und die Enkeltöchter

Umso mehr freut sich der gebürtige Niederpleiser, der mit Ehefrau Conny in Kaldauen lebt, jetzt auf freie Zeit für Gartenarbeit, zum Lesen und vor allem für seine drei Enkeltöchter.

Besonders wichtig ist ihm, dass der städtische Haushalt ausgeglichen bleibt. Trotz Corona könne Kämmerer Andreas Mast im laufenden Jahr mit 22,4 Millionen Euro rechnen. Angesetzt waren 23 Millionen Euro, und das Jahr sei noch nicht vorbei.

Stadt mit landesweit höchsten Schuldenstand

„Wir müssen das, was wir tun, auch verantworten können“, sagt er, auch mit Blick auf den oft kritisierten landesweit höchsten Schuldenstand der Stadt. Den Verbindlichkeiten stünden aber Investitionen entgegen, und alle Darlehen seien langfristig zu null Zinsen finanziert. „Es gibt kein Zinsrisiko“, versichert er.

In böser Erinnerung ist ihm allerdings, dass ihn die städtische Finanzpolitik einmal fast das Amt gekostet hätte, 2015, als Bürger ein Amtsenthebungsverfahren anstrebten, dann am nötigen Quorum scheiterten. Dass der Anlass, die saftige Grundsteueranhebung, Konfliktstoff bieten würde, war ihm klar: „Mir war bewusst, welche Karte ich da ausspielte und was ich darauf setzte.“

Huhn suchte das Gespräch mit den Bürgern

Mit vielen Bürgern habe er auch darüber gesprochen, wo man sparen solle, um den Etatausgleich zu schaffen. Aber dabei sei nichts herausgekommen. Wenn man alles haben wolle, müsse es auch bezahlt werden.

Unvergesslich wird ihm die „Flüchtlingskrise“ bleiben, die in der Kreisstadt gar nicht erst zu einer solchen wurde. Die Erstunterbringung der Flüchtlinge am Neuenhof gelang, dann die dezentrale Einquartierung. Huhn erinnert sich an die erste Nacht: Um 3 Uhr seien die Busse gekommen, alle Menschen habe man unterbringen und noch mitten in der Nacht mit Essen versorgen könne.

Erstunterbringung von Geflüchteten gelang

Dann fanden sich bei der letzten Gruppe, einer großen Familie, Läuse. Ein Rathausmitarbeiter hatte mit der Einweisung in eine separate Wohnung die rettende Idee, dort aber stand kein Essen zur Verfügung. Als auch das in aller Frühe noch organisiert wurde, wusste Huhn: „Wenn du solche Mitarbeiter hast, bewältigst du auch die ganze Krise.“

Ein schlimmes Datum war der 7. August 2018, als auf dem Brückberg von der ICE-Trasse aus ein Böschungsbrand auf Wohnhäuser überschlug. Huhn war in Urlaub, ergatterte aber mit Hilfe eines Siegburger Reisebüros mitten in der Nacht einen Rückflug. „Solche Bilder hat man eher aus Kriegsfilmen in Erinnerung. Aber auch da haben die Siegburger zusammengestanden und geholfen.“

Stadt sei insgesamt gut aufgestellt

Insgesamt sei die Stadt gut aufgestellt, mit einem blühenden Kulturleben, gutem Angebot an Schulen, Plätzen für alle Kinder in Kitas oder Tagespflegeeinrichtungen und den laufenden Stadtentwicklungsprojekten wie den Neubauten auf Goldbergareal und Allianzparkplatz, der Sanierung von Rathaus und Schulzentrum Neuenhof oder der Doppelturnhalle an der Alleestraße. „Mit den großen Baustellen kann man sich profilieren, man kann aber auch an ihnen scheitern“, sagt er mit Blick auf Nachfolger Rosemann.

Ein Höhepunkt war für Huhn die Ansiedlung des Katholisch-Sozialen Instituts auf dem Michaelsberg: Vorausgegangen waren eingehende persönliche Gespräche mit dem Kölner Erzbischof Joachim Meisner in dessen „ganz bescheiden eingerichteter“ Wohnung.

Bis 2004 war Huhn Leiter des Berufskollegs in Siegburg

Huhn war bis 2004 Leiter des Berufskollegs in Siegburg. Im Bürgermeisteramt habe ihm die Erfahrung geholfen, ein Kollegium mit 140  Lehrern zu leiten, zudem habe er neben Germanistik auch Wirtschaftswissenschaften studiert und unterrichtet. Vor allem auf seine Kenntnisse in Buchhaltung habe er immer wieder zurückgreifen können.

Seine Karriere erzählt er aber auch der Perspektive eines Schülers: Von seinem Vorgänger und Parteifreund Rolf Krieger, „ein städtebaulicher Visionär“, habe er als Vize-Bürgermeister viel gelernt, ebenso wie von Architekt Hartmut de Corné, der unter anderem das moderne Stadtmuseum und den ICE-Bahnhof plante.

Die Gründe dafür, dass die CDU ihre absolute Mehrheit und Bürgermeisterkandidatin Ulla Thiel die Stichwahl verlor, sieht er in seiner Partei und ihrem Wahlkampf: „Immer weiter so, so geht es nicht“, analysiert er. „Es reicht nicht, aufzuzählen, was man getan hat, die Leute wollen wissen: Was tun wir morgen?“

Kurz nach der Wahl konnte man ihm durchaus anmerken, wie sehr ihn das Ergebnis angefasst hatte. „So grausam endet die Ära Krieger-Huhn“, hatte er am Abend des 13. September festgestellt. Heute scheint er das schon gelassener zu sehen: „Der CDU wird eine Erneuerung gut tun. Da sind viele junge Leute dabei.“

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