Siegburger KaisercarréAnwohner kritisieren Dimension der Baupläne

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Vor dem Bau des Kaufhofs konnte man vom Balkon des Ehepaars Bettina Knappe und Albert Lohmar die Abtei sehen.

Vor dem Bau des Kaufhofs konnte man vom Balkon des Ehepaars Bettina Knappe und Albert Lohmar die Abtei sehen.

Siegburg – Für die Geschäftsleute an der Kaiserstraße bedeutet der bevorstehende Bau des Kaisercarrés eine Erlösung vom jahrelangen Leerstand in der heruntergekommenen Ladenzeile mit der alten Ihr-Platz-Filiale. Für einige Anwohner wurde die Planung an der Rückseite allerdings zeitweilig zum Albtraum, vor allem durch eine Animation, die das Kölner Büro Schulte-Architekten auf seiner Homepage zeigt: Neben dem Carré erstreckt sich dort, wo derzeit noch ein Parkplatz liegt, ein langgezogenes, etwa 15 Meter hohes Technikgebäude als massiver Riegel die Theodor-Heuss-Straße entlang.

„Demnächst gucken wir alle auf eine Wand“, fürchtet Bettina Knappe, bald Nachbarin des Geschäfts- und Wohnhauses. „Wir werden eingemauert und müssen die Schall- und Abluftemissionen der Haustechnik des Kaisercarrés ertragen, die anscheinend den Bewohnern im neuen Gebäude erspart werden sollen.“

Fassungslos über den Entwurf

Bettina Knappe und ihr Ehemann Albert Lohmar wohnen in einem Teil eines Backsteinhaus-Ensembles an der Theodor-Heuss-Straße, das früher ein Bauernhof war und in seinem vorderen Teil zur Kaiserstraße führt. Im Erdgeschoss hatte früher die Metzgerei Lohmar ihr Ladenlokal. Am Hinterhaus und an den Nachbargrundstücken entlang führt eine Gasse, die die Investoren für das Kaisercarré mitbenutzen müssen, wenn sie das Technikgebäude bauen wollen.

Erst als dafür eine Nachbarschaftsvereinbarung geschlossen werden sollte, sei ihnen die Dimension des mauerartigen Baus deutlich geworden, sagen die Eheleute. „Wir waren fassungslos über den Entwurf“, erinnert sich Bettina Knappe. „Das Kaisercarré nimmt uns das Licht weg, die Mauer die Luft.“

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Gehör fanden die rund betroffenen 20 Anwohner mit ihren Sorgen bereits bei der Siegburger Stadtverwaltung. So gab es einen Ortstermin mit dem technischem Dezernat und Bürgermeister Stefan Rosemann; die Investoren, die Kreissparkassentochter Pareto und die Siebers Partner GmbH, wurden gebeten, „Fassade und Dach zu überarbeiten und das Gebäude damit optisch attraktiver zu gestalten“.

Die Änderungen könnten über die Optik noch hinausgehen, wie auf Anfrage der Redaktion Pareto-Geschäftsführer Thomas Köppinger erläuterte. Die hohe Vierstöckigkeit des Gebäudes sei ursprünglich städtebaulich von der Stadt gewollt gewesen, die das Grundstück Pareto zum Verkauf angeboten habe.

Mehrere Varianten würden jetzt entwickelt und mit den Anwohnern abgestimmt. Denkbar sei, die Höhe um vier oder fünf Meter zu reduzieren und den Bau ansprechend zu gestalten, etwa mit einem Spitzdach, Begrünung und einer Andeutung von Fenstern in der Fassade.

Köppinger ist überzeugt, dass das Technikgebäude auch Vorteile für die Nachbarn hat. Große Lüftungsanlagen würden so „eingehaust“, anstatt frei auf einem Dach zu stehen, die Einfahrt für die Tiefgarage verschwinde in dem Gebäude, ebenso wie die Anlieferung für den Discounter im Kaisercarré.

Die Planung fürs Kaisercarré

Mit einem Discounter, dem Vernehmen nach Aldi, und der AOK Rheinland/Hamburg, stehen seit Ende Februar die Ankermieter für das Kaisercarré fest. Neben 4000 Quadratmetern Gewerbefläche sind 70 Mietwohnungen geplant.

Auf einem zweistöckigen Baugeschoss ruhen fünf weitere Etagen, die einen Innenhof umschließen. Baubeginn soll im dritten Quartal dieses Jahres sein. Ein weiteres Wohn- und Geschäftshaus baut Pareto auf dem Areal von Allianzparkplatz und Marktpassage. (ah)

Die Animation, die so viel Unruhe hervorruft, ist nach seiner Darstellung nicht gerade glücklich: Sie zeige lediglich „ein Volumen“, aber keine geplante Architektur. „Ich bin sicher, dass wir das anders gestalten können.“

Bettina Knappe jedenfalls wäre froh um jeden Meter, den das Technikgebäude niedriger wird. Mit 15 Metern würde es ihr Zuhause deutlich überragen.

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