Streit über BrandschutzSiegburger Tanzschule bangt um ihre Existenz

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Sebastian und Christina Gocht engagieren sich für den Weiterbetrieb der Tanzschule Steps in der Marktpassage.

Sebastian und Christina Gocht engagieren sich für den Weiterbetrieb der Tanzschule Steps in der Marktpassage.

Siegburg – „Locker, familiär, kein eingestaubtes Flair, das ist keine Benimmschule“, so beschreiben Christina und Sebastian Gocht die Tanzschule „Steps“ im Herzen Siegburgs, der sie seit vielen Jahren als Kunden die Treue halten. Ihre beiden Töchter hätten sie dort immer gut aufgehoben gewusst, die jüngere tanze heute in einer Standardformation der Zweiten Bundesliga. „Der Tanz in den Mai oder oder das Oktoberfest sind in Siegburg gesellschaftliche Ereignisse“, erzählt Sebastian Gocht, der mit seiner Frau Christina selbst seit Jahren dort tanzt.

Doch die Existenz der Tanzschule steht auf dem Spiel, da die Vermieterin Pareto, eine Immobilientochter der Kreissparkasse Köln, auf dem Areal von Allianzparkplatz und Marktpassage ein neues Wohn- und Geschäftshaus baut. Für die oberen Räume der Tanzschule in einem ehemaligen Kino ging bereits die Kündigung zum 31. Mai ein.

Provisorium

Mehr als fraglich ist, ob ein großer Raum im Keller von einem Saal in einen Doppelsaal umgebaut werden kann, um eine gewisse Zeit finanziell über die Runden zu kommen und gleichzeitig neue Räume suchen zu können. Die Gochts und andere Tanzschüler halfen den Inhabern Marc Lob und Esther Dickers beim Umräumen, damit dort wenigstens bis September 2023, wenn auch dort der Mietvertrag ausläuft, weitere Kurse und Tanzkreise angeboten werden können.

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Doch die Hauseigentümerin Pareto spielt beim Einbau einer erforderlichen Trennwand nicht mit. Den Umbaumaßnahmen könne man „mit Blick auf die Einhaltung der Brandschutzbestimmungen und den vorab vom Mieter vorzulegenden und noch nicht vorliegenden Planungen, Gutachten etc.“ nicht zustimmen, schreibt Geschäftsführer Thomas Köppinger auf Anfrage der Redaktion. Eine Zustimmung setze prüffähige Unterlagen und Planungen insbesondere unter Beachtung der aktuellen Brandschutzbestimmungen voraus.

Geplanter Baubeginn sei 2023

„In Situationen, in denen wir als Vermieterin Gefahr laufen, für Schäden an Personen oder Dingen, die wegen nicht beachteter baurechtlicher und brandschutztechnischer Vorschriften entstehen könnten, haftbar zu werden, sind Bitten um Unterlassung, Abmahnung und letztendlich Kündigung der Weg, den wir gehen müssen.“ Geplanter Baubeginn für das neue Wohn- und Geschäftshaus auf dem Allianzparkplatz sei 2023, die Fertigstellung 2025 vorgesehen.

Sebastian Gocht lässt die Argumente nicht gelten und ist davon überzeugt, dass die Belange des Brandschutzes erfüllbar sind. „Was wir nicht verstehen, ist, warum die sich so dagegen sperren.“ Alternative Flächen, die Pareto in der Marktpassage angeboten habe, kämen nicht in Frage. Voraussetzung, eine Genehmigung zu beantragen, sei allerdings die Einwilligung von Pareto. Die Tanzschule sei wegen der Corona-Pandemie ohnehin in denkbar schwieriger Lage, schildert Sebastian Gocht.

Bitte um Hilfe

Nach dem ersten Lockdown seien die Tanzschüler froh gewesen, als es Mitte Mai unter strengen Hygienevorschriften weiterging. Dann wurde der Betrieb aber seit Anfang November wieder eingestellt. Das Ehepaar Gocht schrieb die Stadt, den Kreis, und die Kreissparkasse als Unternehmensmutter der Pareto mit der Bitte um Hilfe an, 280 Tanzschüler sicherten per Mail die Unterstützung des Vorstoßes zu.

Die Pressestelle der Kreisstadt schrieb auf Anfrage, sie könne keine Stellungnahme abgeben, da ausschließlich das Verhältnis zwischen Vermieter und Mieter berührt werde. „Bei Fragen rund um die Themen Nutzungsänderung und/oder Brandschutz steht die untere Bauaufsicht der Kreisstadt Siegburg selbstverständlich zur Verfügung.“

Kulturelles Engagement

Christina Gocht wundert sich über die Haltung, da die Pareto eine Tochter der Kreissparkasse Köln sei und diese eigentlich bekannt für ihr gesellschaftliches und kulturelles Engagement ihrer Stiftungen. „Dürftig“ findet sie entsprechend die Antwort der KSK: „Die Kreissparkasse bittet um Verständnis, dass sie nichts zu dem Mietvertragsverhältnis und den sich daraus ergebenden Rechten und Pflichten sagen kann“, heißt es aus dem Sekretariat des Vorstands. Jeder Immobilieneigentümer stehe allerdings in der Verantwortung, die baubehördlichen und brandschutztechnischen Auflagen umzusetzen – bei Versäumnissen drohten sonst Stilllegungen und Geldbußen.

„ Natürlich liegt mir die Förderung von Kultur und Sport in der Region am Herzen“, schrieb Landrat Sebastian Schuster dem Ehepaar zurück, immerhin sei er mehr als 20 Jahre lang Präsident des Kreissportbundes gewesen. „Es ist mir deshalb ein Anliegen, dass Ihnen die Hintergründe und Pläne für das Projekt der Pareto in Siegburg erläutert werden.“ Ralf Klösges, der verantwortliche Direktor der KSK, habe sich dazu bereit erklärt und und werde sich melden.

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