Siegburg/Much – Der Siegburger Wochenmarkt ist um eine Institution ärmer. Die beiden Mucher Helga und Horst Nostheide haben sich mit ihrem auch im weiten Umland bekannten Käsestand in den Ruhestand verabschiedet. „Wir bedauern das außerordentlich. Das war ein prägender Stand für den Markt und hat Kunden von weit her gelockt“, meint Ursula Thiel, im Siegburger Rathaus für den Wochenmarkt zuständig.

Horst Nostheide (76), bei seinen Kunden als der „Käsepapst“ anerkannt, machte um sich selbst kein großes Aufhebens. „Ich bin hier nur der Praktikant“, sagte er einmal bescheiden und verwies auf Ehefrau Helga, mit der er den 20 Meter langen Stand mit mehr als 300 verschiedenen Käsesorten auf dem Markt mehr als ein Vierteljahrhundert betrieb.

Ehepaar besuchte die Landwirte

Wohin immer der Kundengeschmack tendierte, ob mild oder würzig, hart oder fließend weich, Nostheides hatten für jeden die richtige Idee. Um ihre „Sucht“, wie Nostheide einmal „die Sache mit dem Käse“ umschrieb, zu befriedigen, fuhren die Mucher selbst nach Frankreich, in die Schweiz, nach Belgien und Holland.

Sie besuchten die Landwirte in einsamen Gebirgsdörfern, Käsereien in den Alpen und Schafbauern in den Pyrenäen. Mit vielen Herstellern verband das Paar ein inniges Vertrauensverhältnis: „Man kennt sich.“ Bekannt waren Nostheides auch viele ihrer Kunden von Nah und Fern. Gern wurde am Stand ausgiebig geplaudert, über Geschmack gesprochen, Neuigkeiten ausgetauscht und zwischendurch das eine oder andere Stück Käse probiert. Oft las der „Käsepapst“ die Gesichtszüge der Kunden und wusste sofort, welches Stück er als nächstes über die Theke reichen würde und welches nicht. „Die werden uns fehlen“, meinte ein Kunde gestern.

Die Kreisstadt plant noch einen offiziellen Abschied für Nostheides, wenn Käsepapst und Gemahlin wie auch der Bürgermeister zurück aus dem Urlaub sind.