Siegburger LotterieclubVerschworenes Bündnis fürs Glück

Lesezeit 3 Minuten
Zur Gründungsversammlung trafen sich die Mitglieder des Lottovereins im Jahr 1921.

Zur Gründungsversammlung trafen sich die Mitglieder des Lottovereins im Jahr 1921.

Siegburg – Glück kann man nicht erzwingen, aber man kann ihm auf die Sprünge helfen. Ob das die zwölf Zanger Herren einst motivierte, einen Lotterieclub zu gründen, lässt sich nicht mehr erfragen. Denn es ist sehr lange her, dass der Verein „Lotterieclub der 12er“ in der einstigen Gaststätte Quadt aus der Taufe gehoben wurde.

100 Jahre alt wird der Club in diesem Jahr und ist somit der älteste Verein auf der Zange. Und das, obwohl er sich nie ins Vereinsregister hat eintragen lassen. Lediglich zehn knapp gehaltene Paragrafen genügten als Grundlage für ein fest verschweißtes und verschworenes Bündnis.

„Politischen Karakter vertritt die Lotteriegesellschaft nicht“. Vielleicht ist es der Inhalt des Paragrafen 9 im Statut, das den Club bis heute am Leben hält, sind doch viele mögliche Zankäpfel damit aus dem Weg geräumt. Wer gegen den Punkt verstößt, darf eine Runde Kölsch ausgeben oder wird vom „dienst“-ältesten Mitglied, „Staatsanwalt“ Toni Müller, zu einem Zwangsobolus verdonnert. Auch die zwei Euro „für unentschuldigtes Fehlen“ sammelt Müller schnellstens ein.

Fast streng formulierten die Gründungsväter die Verbindlichkeit der Teilnahme an der Versammlung jeweils am monatsersten Samstag, die viele Jahrzehnte im Bonner Hof stattfand. Jedoch habe der Paragraf 4, der mit dem Vereinsausschluss droht, nach seiner Kenntnis noch nie gezogen werden müssen, berichtet Präsident Dieter Muth.

„Man darf das nicht ganz so verbissen sehen“, sagt der 81-Jährige: „Wenn in Siegburg etwas Ungewöhnliches passiert, wird sich schon mal darüber unterhalten, Parteipolitik aber gibt es nicht.“ Ohnehin gehe es bei den Treffen nie ernst zu: „Wir sind ein Stammtisch. Diskutiert wird meist nur, wenn es um das Ziel unseres Jahresausflugs geht.“

„Mitgliederzahl 12 Stück“ heißt es kurz und knackig in der Gründungsniederschrift, was zugleich verpflichtendes Ziel ist. Zum einen kann die Zahl nie überschritten werden, zum andern gilt es, Nachwuchs sicherzustellen. Wenn jemand ausscheidet, werde der Nachfolger „zunächst in den Reihen seiner Familie gesucht“, erklärt Muth. Heute stehe etwa in der Liste der Club-Angehörigen Christoph Binte, der mit Gründungsvater Hermann Binte „verbandelt“ ist“, wie es der Präsident formuliert. Die Familiennachfolge klappt jedoch nicht immer, wodurch mittlerweile viele Zanger, die sich aus allen Berufsgruppen und sozialen Schichten rekrutieren, in den Genuss der Mitgliedschaft kamen.

Dem Eintritt in den Club muss laut Satzung ein einstimmiges Votum aller Mitglieder vorangehen. „Als ich 2011 in den Club der 12er berufen wurde, war das für mich durchaus eine Ehre und auch Selbstverständlichkeit, dieser Traditionsgemeinschaft beizutreten“, sagt Michael Mühlbauer, Mitglied in Familienlinie über seinen „Schwieger-Großvater“ Josef Kümpel.

Mit zehn Viertellosen bei der Preussischen Klassenlotterie fing es an, am 3. Dezember 1921 akkurat von Johann Quadt festgehalten. Je ein Systemschein für Mittwochs- und Samstagslotto wird heute gespielt, nicht minder akribisch verwaltet von Heinz Becker. Er sammelt bei den Versammlungen die Beiträge ein und verkündet das aktuelle Einspielergebnis. „Wir haben fast jeden Monat Gewinn“, erzählt Muth, „mal Dreier, seltener einen Vierer, aber immerhin.“ Einmal brachte die Lottofee den 12ern sogar richtig Glück: 1934 gewannen sie eine Summe von 10 000 Reichsmark.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bei der Frage, was der Club mit einem Millionengewinn im Jubiläumsjahr anfangen würde, denkt Muth zuerst an die Gemeinschaft: „Wir würden unseren Jahresausflug aufstocken und einige Tage länger wegbleiben“, sagt er grinsend. „Alles andere lassen wir auf uns zukommen.“

Rundschau abonnieren