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Sportlerin des Jahres 2020Radpolo-Spielerin Leonie Lippok nominiert

Lesezeit 3 Minuten
Mit Spaß und Ehrgeiz bei der Sache: Leonie Lippok.

Mit Spaß und Ehrgeiz bei der Sache: Leonie Lippok.

Rhein-Sieg-Kreis – Kurz, aber knackig – so könnte man das bisherige Sportjahr wohl treffend zusammenfassen. Obwohl Saisons abgebrochen und Großevents wie die Olympischen Spiele Corona-bedingt abgesagt werden mussten, blieben genügend Highlights übrig. Aufstiege wurden gefeiert und Titelgewinne bejubelt. So haben Mitarbeiter des Rhein-Sieg-Anzeiger, der Rhein-Sieg Rundschau und Bonner Rundschau sowie Kreissportbund-Präsident Wolfgang Müller erneut eine bunte Kandidatenauswahl für die Sportlerwahl 2020 treffen können. Für die drei Kategorien wurden jeweils 20 Sportler, Sportlerinnen und Mannschaften aus dem Rhein-Sieg-Kreis nominiert. Bevor unsere Leser Anfang 2021 abstimmen dürfen, werfen wir schon jetzt einen Blick auf die Kandidatenliste.

Talent geerbt

Leonie Lippok (20/RV Siegburg): Das Talent hat Leonie Lippok wohl von ihrer Mutter Britta geerbt. Sie spielte in der 1. Radpolo-Bundesliga und war sowohl mehrfache Landesmeisterin der Elite als auch deutsche Jugendmeisterin. Lange Zeit sträubte sich Lippok junior allerdings, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten beziehungsweise neben dem Einer-Kunstrad auch das Polorad zu besteigen: „Ich weiß gar nicht genau, warum. Denn als ich mich dann mal aufs Polorad gesetzt habe, fand ich es direkt cool. Es war ähnlich wie Kunstradfahren, weshalb ich mich direkt mit dem Stock abstützen und sofort ein paar Bälle schießen konnte“, so die gebürtige Siegburgerin.

Schnell war klar, dass sie (wie ihre Mutter) die Position der Torhüterin einnehmen würde: „Ich hatte wenig Angst vor dem Ball, ein gutes Gleichgewichtsgefühl und schnelle Reflexe.“

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Schnell Ersatzspielerin

Das war vor sechs Jahren. Die heute 20-Jährige erinnert sich: „Zwei Monate nachdem ich mit dem Radpolo begonnen hatte, war ich schon Ersatzspielerin.“ Zu Beginn musste sie Lehrgeld zahlen: „Ich kannte ja nicht mal richtig die Regeln. Und das Zusammenspiel mit Jana Hildebrandt, deren Partnerin kurzfristig mitten in der Saison aufgehört hatte, war nicht optimal.“ Entsprechend verlor das junge Team jedes Spiel haushoch, wurde von den Gegnern dennoch gelobt: „Sie waren beeindruckt von unserem Kampfgeist – und von meiner Reaktion im Tor.“ Als Linkshänderin hatte Lippok zusätzliche Vorteile: „Ich führe den Polostock mit links, was eher die Ausnahme ist. Das sorgt für Überraschungseffekte.“

Als die Jura-Studentin gerade richtig Feuer und Flamme war für ihre neue Sportart, sorgte 2015 eine schwere Verletzung für eine Zwangspause. Beim Schulsport zog sie sich einen Schienbeinkopfbruch zu und fiel ein Jahr aus. „Danach musste ich wieder bei Null anfangen und habe noch ehrgeiziger trainiert als vorher“, berichtet das Eigengewächs des RV Siegburg.

Rasanter Erfolg

Schnell stellte sich der Erfolg ein. Von 2016 bis 2018 spielte sie in der Hessen-Jugendliga, „weil es in NRW eigentlich nur den RV Siegburg gibt, der aktiv Radpolo betreibt. Wir mussten das Bundesland wechseln, um außer Konkurrenz Spielerfahrung zu sammeln.“ Auch als Juniorin blieb sie 2019 der Hessen-Liga treu. Ende des vergangenen Jahres konnte sie mit ihrer Teampartnerin Julia Hildebrandt (19) beim Deutschlandpokal der Elite bis ins Halbfinale vorstoßen.

2020 waren gerade die ersten beiden Spieltage der 2. Bundesliga der Elite gespielt, da kam es wegen der Corona-Pandemie zu einer Unterbrechung. Letztlich wurde die Spielzeit komplett abgebrochen; es gab weder Auf- noch Absteiger. Aktuell sind die Aussichten auch nicht rosig. Die ersten beiden Runden im Deutschlandpokal (19./23. Dezember) wurden bereits abgesagt. Und auch die nächste Zweitliga-Saison, die am 30. Januar starten sollte, wird wohl ausfallen.

Ihre Trainerin Susanne Hildebrandt ist sich aber sicher, dass Lippok sofort wieder in die Halle kommt, wenn zumindest das Training erlaubt ist: „Sie ist die Erste auf dem Rad und die Letzte, die wieder absteigt. Anders als ihre Mutter, die keine Scheu vor Zweikämpfen hatte, versucht Leonie mit ihrer guten Technik zum Ziel zu kommen.“ Obwohl Tochter und Mutter „das Talent eint, sind sie grundverschiedene Charaktere“. Doch das schadet offensichtlich nicht. Bekanntlich führen viele Wege nach Rom. Und zum Erfolg.

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