90 Jahre altHeinrich Brodeßer hütet die Fischereihistorie

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„Korbmacher Schell bei der Arbeit“ ist diese Federzeichnung betitelt, die Heinrich Brodeßer für das neue Buch „Die Stadt Troisdorf und ihre Stadtteile“ angefertigt hat.

  • Mal so eben Mitglied kann man bei der Bergheimer Fischereibruderschaft eigentlich nicht.
  • Heinrich Brodeßer aber ist seit langem „Ehrenfischerbruder“.
  • Die Geschichte der Fischerei in dem idyllischen Ort gehört zu den Lieblingssujets des Heimatforschers.

Troisdorf – Boss, Brungs, Engels, Grommes, Heinzen, Hennes, Klein, Mertens und Schell, so lauten die Namen der neuen „Stämme“, die heute noch zur Bergheimer Fischereibruderschaft gehören. Mal so eben Mitglied werden geht eigentlich nicht, die Mitgliedschaft wird vom Vater auf den Sohn vererbt. Heinrich Brodeßer aber ist seit langem „Ehrenfischerbruder“.

Kein Wunder: Die Geschichte der Fischerei in dem idyllischen Ort gehört zu den Lieblingssujets des Heimatforschers, der anlässlich des 1000-jährigen Bestehens auch ein Standardwerk zur Geschichte der Bruderschaft vorlegte. Günter Engels, seit 2013 erster Brudermeister, spricht vom „Brodeßer-Buch“, unzählige Male habe er darin bereits Informationen nachgeschlagen. „Für mich ist das die Bibel.“

Neuer Band

Ein neuer Band Brodeßers trägt den Titel „Die Stadt Troisdorf und ihre Stadtteile“ und bietet neben informativen Darstellungen auch die stimmungsvollen wie detaillierten Zeichnungen Brodeßers, die typisch für seine zahlreichen Publikationen sind. Pünktlich zu Brodeßers 90. Geburtstag, den er am heutigen Mittwoch feiert, wollen Dieter Scholl vom Ortsring Bergheim und die Fischerbrüder den Band frisch aus dem Druck überreichen.

Günter Engels und Mitfischbruder Erich Engels (nicht verwandt) haben Brodeßer nicht nur als emsigen Autor und Zeichner in Erinnerung, sondern auch als Lehrer, der ihnen einiges auf den späteren Lebensweg mitgegeben hat, auf der Volksschule zwischen 1957 und 1965 . Streng sei er gewesen, eine Autorität eben. Aber auch ein Schelm, der einmal beim Stabhochsprung angetreten sei. Wobei, sehr zur Schadenfreude seiner Schüler, der Bambus brach.

Wecken mit dem Gartenschlauch

Von Paul Engels (ebenfalls nicht verwandt) ist überliefert, wie Brodeßer auf einer Abschlussfahrt der achten Klasse seine Schüler zu wecken pflegte, wenn die nicht aus den Feldbetten kamen: mit einem wohldosierten Wasserstrahl aus dem Gartenschlauch.

Unvergesslich ist für Günter Engels der Erd- und Heimatkundeunterricht Brodeßers: wie er aus der freien Hand den damaligen Rhein-Sieg-Kreis an die Tafel zeichnete, angefangen mit dem Flusssystem von Rhein, Sieg, Agger, Sülz und Nebenflüssen, gefolgt von den größeren und kleineren Orten. „Das habe ich nie vergessen“, sagt der Brudermeister. Und Erich Engels ist sicher: „Im Vergleich zu Schülern aus anderen Orten hatten wir mehr drauf.“

Die Biografie Brodeßers

Paul Engels hat sich anlässlich des Geburtstags mit der Biografie Brodeßers beschäftigt: 1929 geboren, erlebte er Kindheit und Jugend in Eschmar, wo er ab 1936 die Volksschule besuchte, dann, von 1941 bis 1944, die Mittelschule Troisdorf. Ab Herbst 1944 musste er Schanzarbeit am Westwall und bei Bad Godesberg leisten, während des schweren Artilleriebeschusses in den letzten Kriegswochen war er zu Hause. Nach dem Abitur in Siegburg 1951 besuchte er die pädagogische Akademie in Bonn, legte 1953 die erste Lehrerprüfung ab und trat eine Vertretungsstelle als Lehrer in Kriegsdorf an.

Der Band

„Die Stadt Troisdorf und ihre Stadtteile“ erscheint in Kürze auf 140 Seiten, mit zahlreichen Zeichnungen und zum Preis von zwölf Euro. Erhältlich ist der Band in der Filiale Bergheim der VR-Bank Rhein-Sieg, die die Herausgabe finanziell unterstützte, bei der Kreissparkasse in Bergheim und im Geschäft von Bruno Schöneshöfer an der Bergstraße 3.

Im Juni 1953 kam er an die Bergheimer Schule, legte 1956 die zweite Prüfung ab und wurde 1958 Schulleiter. 1987 zeichnete ihn der Landschaftsverband Rheinland mit dem Rheinlandtaler aus. 1992 ging er in den Ruhestand. Brodeßer ist Mitbegründer des Arbeitskreises Troisdorfer Jahreshefte, für die er 44 Beiträge fertigte – nebst vielen Veröffentlichungen unter eigenem Namen. Günter Engels: „Hut ab vor diesem Mann.“

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