American FootballDer Stadionsprecher der Troisdorfer Jets singt auch in Musicals

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Als „Rasenschach“ bezeichnet Stefan Friese den Sport American Football. Seit 2010 ist er Stadionsprecher bei den Troisdorf Jets. 

Troisdorf/Köln – American Football und Musical – für Stefan Friese sind das keine Gegensätze: Der 40-Jährige lässt seine Stimme als Stadionsprecher der Troisdorf Jets im Aggerstadion ebenso hören wie auf der Musical- und Konzertbühne. Am Samstag, 4. Dezember, gibt der gebürtige Troisdorfer ein Heimspiel in der Stadthalle.

Über Freunde kam Friese 1997 zu den Jets. Das Probetraining überzeugte ihn, erst eine Verletzung beendete 2004 die aktive Laufbahn des Spielers auf der Position eines rechten „Offense Guard“. Ein großer Fußballfan sei er nie gewesen, beim American Football gebe es ganz andere strategische Herausforderung. „Man nennt es ja auch Rasenschach.“ Kein Wunder, dass man einige Zeit braucht, um das komplexe Spiel zu verstehen.

Seit 2010 ist Stefan Friese Stadionsprecher bei den Troisdorfer Jets

Seit 2010 hilft Friese als Stadionsprecher den Zuschauern der Jets nachzuvollziehen, was auf dem Spielfeld geschieht. „Ich versuche bei jedem Spiel, die Neulinge abzuholen und zu erklären, was nicht gleich verständlich ist.“

Vorbereiten konnte sich Friese auf diese neue Aufgabe im Verein nicht: Nur 20 Minuten vor dem Spielbeginn wurde klar, dass er für den erkrankten Sprecher einspringen sollte. „Aber ich hatte den Eindruck, dass ich dafür Talent hatte.“ Offenbar so viel, dass der Vorgänger im Amt wenig später zurücktrat.

Parallel zum sportlichen Einsatz entwickelte der junge Friese seine Bühnenambitionen. „Musical und Schauspiel waren schon immer ein Thema“, seit er mit sechs Jahren „Starlight Express“ gesehen hatte. Die Mischung aus Schauspiel, Musik und Akrobatik fasziniert ihn bis heute. Mit der Theatergruppe des Sieglarer Heinrich-Böll-Gymnasiums stand er erstmals auf der Bühne, zunächst absolvierte er aber eine Ausbildung zum Chemielaboranten. Komparsenrollen brachten ihn vor Fernsehkameras, kleine Sprechrollen kamen hinzu.

2009 zog es Stefan Friese auf größere Bühnen

Nach vier Jahren als Zeitsoldat tat er schließlich 2009 das, „was ich schon zehn Jahre machen wollte“: aus Produktion und Aufnahmeleitung beim Film einen Beruf zu machen. „Ohne es großartig gelernt zu haben“, wie er bekennt. Aber: „Wenn man erst mal drin ist, ist es schwer, wieder rauszukommen.“

Lücken zwischen den einzelnen Engagements – „beim Film hat man selten einen Festvertrag“ – nutzte er, um bei sogenannten Auditions vorzusingen. „Das geht meistens in die Hose.“ Der Weg zum Musicalruhm ist kein Spaziergang. Ein Engagement für „Robin Hood“ im Sauerland ebnete schließlich den Weg, „zumindest der Musicalwelt zu zeigen, dass ich das Handwerk beherrsche“.

Und das mit Erfolg: Im Oktober 2018 übernahm er als Einspringer für eine Woche die Rolle des Pumbaa in der Hamburger Produktion von „König der Löwen“. Eine wichtige Weichenstellung für Stefan Friese, der heute in Köln lebt. „Ich habe festgestellt, dass ich das ab und zu machen möchte, aber nicht auf Dauer.“ Sieben bis neun Vorstellungen in einer Woche seien „Akkordarbeit“, die man erst einmal durchhalten müsse.

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Stattdessen machte er sich noch im selben Jahr selbstständig mit einer Agentur, die sich auf das Musical spezialisiert hat. Wenn ein Angebot kommt und es nicht zu zeitaufwendig ist, bietet er dann auch seine eigenen Dienste an.

Vor allem aber widmet er sich der Organisation und Ausrichtung von eigenen Produktionen: Im Herbst 2019 rief er das „Musicalfestival Cologne“ ins Leben, Veranstalter ist seine Agentur auch für die Weihnachtstour „Sound of Christmas“, die am Samstag, 4. Dezember, in Troisdorf Station macht. Auf der Bühne wird neben Anton Zetterholm und seiner Ehefrau Harriet Jones sowie der Kölnerin Andrea von Grafenstein auch Stefan Friese stehen – und zeigen, dass er nicht nur vom American Football etwas versteht.

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