Börse in TroisdorfModellbausammler lassen sich nicht täuschen

Lesezeit 3 Minuten
Testen vor dem Kauf: Nicht nur Willi Gehrmann weiß das zu schätzen. „Da wird man nicht übers Ohr gehauen.“

Testen vor dem Kauf: Nicht nur Willi Gehrmann weiß das zu schätzen. „Da wird man nicht übers Ohr gehauen.“

Troisdorf – Ein Amtsgericht und ein Tanzlokal hat am Wochenende Frank Seemann aus Troisdorf erworben. „Zufallskäufe“, wie er betont – und bequem nach Hause zu tragen: Die beiden „Immobilien“ hat der 34-Jährige bei der Modellspielzeugbörse in der Stadthalle erstanden. Drehende Figuren und Discolicht bereichern Seemanns Anlage im „Forum“, wo er mit den Sankt Augustiner Modellbahnfreunden jeden Samstag ausstellt.

Auch bei der zweiten Veranstaltung ihrer Art – Premiere hatte Ausrichter Jürgen Hörner im Vorjahr gefeiert – waren die Modellbahnfreunde wieder klar in der Mehrheit. Vereinzelte Playmobilschachteln oder Plastikbausätze aus der Star Wars-Welt fielen ins Auge. „Es gibt nicht mehr so viele Blechsammler“, weiß Hörner.

Und die hätten dann oft sehr spezielle Wünsche: „Im Originalkarton, unbespielt und von 1932“. Die Originalverpackung spielt aber auch unter den Sammlern der Eisenbahnen eine wichtige Rolle. „Ich habe schon erlebt, dass ein leerer Karton für 800 Euro gehandelt wurde“, so Hörner.

Viele Fälschungen im Umlauf

Wo so viel Geld auf dem Spiel mit dem Spielzeug steht, wird auch getrickst. Karosserien im HO-Maßstab 1:87 werden umgespritzt, Aufbauten umgesteckt, um seltene und damit wertvolle Exemplare vorzutäuschen. „Selbst Kartons werden nachgemacht“, weiß Hörner und empfiehlt „Augen auf beim Kauf“. Rüdiger Göbelsmann aus Troisdorf weiß, wo er schauen muss. Zum Beispiel nach den Klebepunkten, deren Position der Fachmann kennt.

Seit über 30 Jahren sammelt der Architekt Wiking-Autos; „ganz gezielt“ ist er unterwegs, die dicke „gelbe Bibel“ der Wiking-Sammler stets dabei. Etwa 3000 Autos nennt der Familienvater sein eigen, meist für „schlankes Budget“ erstanden. Doch würde er auch mehr Geld ausgeben, gibt er zu. Die letzten Berliner Doppelstockbusse, die ihm in der Sammlung fehlen, wären ihm auch dreistellige Beträge wert.

Ehefrau Judith Göbelsmann hat ihren Mann und die drei Söhne begleitet. „Die Frauen dürfen mitkommen“, kommentiert schmunzelnd Veranstalter Jürgen Hörner das Geschlechterverhältnis. Auch die Ehefrau von Wolfgang Hahn aus Lohmar lässt ihren Gatten hier lieber alleine. „Seit Jahren“ sammelt er, die letzte Anlage allerdings ist ihm bei Hochwasser im RSB-Gebiet „abgesoffen“. Nun trägt er das Material für eine neue Großanlage zusammen, das Projekt für die Zeit nach der Pensionierung im Herbst. Gerne geht Hahn auf derartige Börsen, „da kann man fachsimpeln und mit den Leuten sprechen.“

Sammlung des verstorbenen Vaters

Zum Beispiel mit Erwin Meier aus Troisdorf, der die große Sammlung seines verstorbenen Vaters auflöst. „Der hat über 50 Jahre gesammelt“, zu den besten Zeiten besaß er rund 1000 Loks und 3000 Waggons sowie eine 35 Quadratmeter große Anlage.

Wer sicher sein will, dass die Neuerwerbung tatsächlich funktioniert, kann die Testgleise nutzen, die Jürgen Hörner im Metallkoffer mitgebracht hat. „Das ist das Schöne hier, dass man prüfen kann und nicht übers Ohr gehauen wird“, freut sich Besucher Gehrmann. Ein großer Unterschied zum Internethandel, der den Börsen zu schaffen macht. Am blauen D-Zug-Waggon, für den sich Gehrmann interessiert, leuchten die Rücklichter auf, alles ok. Der Waggon ist sein Geld wert.

Rundschau abonnieren