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Denkmal für „Cap Anamur“-GründerWolfgang Schäuble erinnert an Rupert Neudeck

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Wolfgang Schäuble, hier im Gespräch mit Marcel Neudeck. 

Troisdorf – Ein Denkmal für Rupert Neudeck? Darin sah nicht nur die Familie des zutiefst bescheidenen und uneitlen Aktivisten zunächst einen Widerspruch, ließ sich aber überzeugen.

Hunderte Gäste aus ganz Deutschland

Und so erinnert nun seit Samstag eine Bronzetafel in Troisdorf an den 2016 verstorbenen Gründer von Cap Anamur/Komitee Deutsche Not-Ärzte und Grünhelmen: Die vietnamesische Gemeinschaft in Deutschland hat die von Joost Meyer aus Aachen geschaffene Arbeit aus Spenden finanziert. Hunderte Gäste aus ganz Deutschland waren zur Enthüllung angereist.

„Ein Zeichen der Dankbarkeit“ solle das Denkmal sein, betonte Politikwissenschaftler John Meester, dessen Eltern zu den Geretteten gehörten – aber auch eine Mahnung: nicht nur zu überlegen, was wir tun könnten, sondern das menschlich Richtige auch in Angriff zu nehmen. Einen „Kompass der Menschlichkeit“ nannte er Neudeck.

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Auch Wolfgang Schäuble erinnert sich

Mit der Inschrift „weder furchtsam noch tollkühn“, Stadtmotto von Neudecks Geburtsstadt Danzig ebenso wie eine Leitlinie seines Lebens, gehe eine Botschaft an die Politik einher: „Zwischen Furcht und Tollkühnheit liegt der Mut.“

„Er bedauerte die Menschen nicht, er handelte“, erinnerte sich Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble an den Verstorbenen. Die Einwände von damals gegen die Aufnahme der Geflüchteten ähnelten denen von heute, doch „er ließ solche Vorbehalte nicht gelten“. Selbst Flüchtlingskind, sei Neudeck stets einem „moralischen Imperativ“ gefolgt. „Alles andere als neutral“ habe sich der Journalist Neudeck stets für die „Habenichtse“ stark gemacht.

Radikale Humanität

Seine Humanität sei stets radikal gewesen, „in bester Absicht oft nahe am Rechtsbruch“. Und ja, er habe Politik und Verwaltung „oft genervt“. An die „Echtheit seiner Persönlichkeit“ erinnerte sich Dr. Norbert Röttgen, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag. Einen „Menschen, dem sein Gewissen Befehl war“, habe er im Spicher Wohnhaus der Familie getroffen, einen Moralisten und Realpolitiker.

Das Fest hinter der Remise der Burg, zu dem auch ein katholischer Chor der Vietnamesen eigens aus Hamburg angereist war, bezeichnete Röttgen als „Geschenk für Rupert Neudeck“. Das Geschenk der Vietnamesen ermutige die Menschen in Troisdorf, sagte Vizebürgermeister Rudolf Eich. Es schaffe einen Erinnerungsort, ein „Denk Mal“ im Sinne Neudecks: Denk nach und dann packe an.

Vietnamesen zeigen, dass Integration gelingen kann

Fröhlich und traurig zugleich erlebe die Familie den Tag, sagte Sohn Marcel Neudeck. „Was hättest Du heute gesagt und empfunden?“, habe er sich in Vorbereitung auf seine Ansprache in Gedanken an den Vater gewandt. Und die Antwort in einem Foto gefunden, das er den Zuschauern zeigte: Rupert Neudeck auf einem der Cap-Anamur-Schiffe, umgeben von Geretteten, die ihm zum Dank ein Bild gemalt hatten.

Nicht selbstlos habe er den Vater in Erinnerung, sondern in all seinem Tun immer sehr bei sich: „Wir müssen uns Rupert als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ Die Veranstaltung werde „ein Tag, an dem die Vietnamesen zeigen, dass Integration gelingen kann“, hatte Christel Neudeck in einem Gespräch vor wenigen Tagen gesagt. Am Samstag wandte sie sich persönlich an die Geflüchteten. „Sie alle sind eine Ermutigung für die Menschen, die heute zu uns kommen.“

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