Junge UnternehmerTroisdorfer produzieren nachhaltige Mode „für den Flow“

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Flowseekers

Vincent (grauer Pulli) und Kornelius Schulte-Kellinghaus haben das Klamottenlabel Flowseekers gegründet. Die Firma sitzt im Elternhaus der beiden in Müllekoven.

Troisdorf – Die Unternehmensgründer sind auf Socken unterwegs, schließlich ist der Firmensitz auch ihr Elternhaus: In Müllekoven produzieren Vincent und Kornelius Schulte-Kellinghaus die Stücke ihrer „Flowseekers“-Kollektion. Hier erhalten Hoodies und Kappen, T-Shirts, aber auch ein Rucksack, das firmentypische Design.

In Kornelius’ einstigem Kinderzimmer haben sie die Werkstatt eingerichtet. Der Billardtisch im Dachgeschoss wird eher als Arbeitstisch genutzt. „Mama und Papa sind eingebunden“, sagen die beiden – ein Familienunternehmen also. Für einen Trip mit Freunden hatten sie erstmals Pullover bedruckt. „Wir hatten da Bock drauf“, lautet die einfache Antwort auf die Frage, ob es denn nicht schon genug Klamottenlabels gebe.

Eine Plattform für mehr

„Klamotten sind eine gute Plattform für mehr“, sagt Kornelius (24), der in Köln Maschinenbau studiert. „Es soll nicht nur ein neues T-Shirt sein, es steckt eine Botschaft dahinter“, erklärt Bruder Vincent (21) die Idee,

Es geht ihnen um den Flow, diesen besonderen, so erfüllenden Zustand, der sich unter günstigen Umständen bei einer anstrengenden Aktivität einstellen kann. „Obwohl es anstrengend ist“, so Kornelius, „fühlt man sich froh und glücklich.“ Der Appell an ihre Kunden: „Geht raus und habt diese Momente!“ Eine Botschaft, die ankommt: „Vierstellig“ ist die Zahl verkaufter Artikel seit dem Startschuss.

Leidenschaftliche Skifahrer sind sie beide, Kornelius fährt Downhill-Skateboard, Vincent spielt Fußball. „Jeder hat den Flow bei einer anderen Sache“, sagt er. Als Motiv auf den Pullis oder T-Shirts allerdings sind Berge und Skateboards vorherrschend.

Rohlinge von Fairwear zertifiziert

Die Motive drucken sie in Siebdrucktechnik auf die Kleidungsrohlinge. „Anfangs haben wir das anschließend mit Backpapier und dem Bügeleisen fixiert“, erinnern sich die beiden; inzwischen übernimmt eine Maschine diesen Arbeitsschritt, der die Aufdrucke haltbar macht.

Aus Bangladesh kommen im Wesentlichen die Rohlinge, von der Fairwear-Foundation ist der Hersteller zertifiziert. „Das war uns wichtig“, betonen die Brüder. Das Siegel stelle sicher, dass die Textilien unter guten Arbeitsbedingungen hergestellt wurden.

Mit wasserbasierter Farbe arbeiten Vincent und Kornelius schon heute, die Kartons, die häufig ihr Vater Paul zur Post bringt („der Chefpraktikant“), sind aus Recyclingmaterial wie das Klebeband. Weitere Kollektionen sollen noch mehr Gewicht auf die Nachhaltigkeit legen; bei der Baumwolle – deren Anteil im Stoff zwischen 80 und 100 Prozent liegt – soll die aus biologischem Anbau stammende Menge noch wachsen.

Firma neben dem Studium

Neben dem Studium – Vincent studiert Sport und Sozialwissenschaften auf Lehramt – nehme das Unternehmen „wahrscheinlich mehr Zeit ein, als es sollte“, vor allem, wenn neue Designs oder Modelle auf den Markt kommen sollen. Dann wird auch Mutter Sylvia eingespannt, die Labels an die Mützen näht. In solchen Phasen kommen die beiden, die inzwischen Wohnungen in Köln haben, stets nach Müllekoven zurück. „Allein ist das nicht sehr effektiv und auch langweilig.“

Darüber hinaus gibt es aber durchaus eine Arbeitsteilung: Während sich Kornelius um Social Media und Ideen kümmert, macht der jüngere Bruder Organisation, Planung und Finanzen. „Wir haben beide am Anfang aus dem Ersparten etwas investiert“, externe Geldgeber haben sie nicht. „Es wächst halt langsamer, zumindest, solange wir studieren“, sagt Kornelius, der im Wahlfach an der Uni einen Businessplan aufgestellt hat.

Danach aber wollen sie die Flowseekers in Vollzeit betreiben. Ihr Ziel ist es, 2020 eine Werkstatt mit einem Showroom für kleine Events in Köln zu mieten.

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