Konflikte in Kreuzkirche SieglarTrennung von Pfarrerin und Rücktritte im Presbyterium

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Die Kreuzkirche in Sieglar: In der Gemeinde gibt es Streit um die Zusammenarbeit mit der Pfarrerin Birgit Ventur.

Die Kreuzkirche in Sieglar: In der Gemeinde gibt es Streit um die Zusammenarbeit mit der Pfarrerin Birgit Ventur.

Troisdorf – „Es bleibt kein gutes Gefühl“ sagte die Superintendentin Almut van Niekerk. Doch hege sie die Hoffnung, „dass wir den weiteren Weg ohne noch mehr Verletzungen gehen können“.

Im August hatte eine Mehrheit des Presbyteriums die Trennung von der amtierenden Pfarrerin Dr. Birgit Ventur beschlossen, aus Protest dagegen waren drei Sieglarer Mitglieder des Gemeindevorstands zurückgetreten. Der offenbar schon Jahre andauernde Konflikt im Gemeindebezirk Sieglar der evangelischen Friedenskirchengemeinde prägte die Diskussion in der ersten Stunde einer Gemeindeversammlung in der Kreuzkirche.

Ehrenamtler rausgeschmissen?

Ehrenamtler seien „rausgeschmissen“ worden, Jugendliche „vergrätzt“, hatten Unterstützer der Pfarrerin nach dem Rücktritt gegenüber der Redaktion erklärt. Birgit Ventur sei „vorgeführt“ worden, die Gemeindebezirke Spich und Oberlar hätten sich gegen Sieglar zusammengeschlossen. „Die Sieglarer haben nix zu kamellen“, erklärte Dirk Weisensee, einer der zurückgetretenen Presbyter.

Ein „manipulatives Wesen“ warfen andere Kritiker Pfarrer Ulrich Pollheim vor, „kapituliert“ hätten die zurückgetretenen Presbyter. „Total schockiert“ zeigten sich die Unterstützer Venturs darüber, „dass das unter Christen so stattfindet“.

Die Tatsache, dass die Geistliche nach einem Unfall im Sommer 2017 nicht in der Lage war, die Amtsgeschäfte wahrzunehmen, hätten ihre Gegner „tierisch ausgenutzt“. Harsche Kritik an der Gemeindeleitung zog schließlich auch die Absage des Konfi-Camps für 2018 nach sich: „Es gab keine Versuche, das Camp zu retten“, sagt Sabine Simon, Ehrenamtlerin aus der Gemeinde. Die Absage bestätigte Pfarrer UIrich Pollheim, der allerdings eine andere Sicht der Dinge darlegt.

Nach dem Unfall der Pfarrerin und der Kündigung der Jugendleiterin hätten gleich zwei Säulen des Camps gefehlt; mit der Absage habe man sonst fällige Abstandszahlungen vermeiden wollen. „Ein langer Prozess“ sei dem Rücktritt der Presbyter vorangegangen, „Probleme um Personal, im Binnenverhältnis und im Pfarrerteam“ habe es schon vor Jahren gegeben.

„Es ist eine Trennungsgeschichte“

Insgesamt sechs Beratungsprozesse gab es laut Pollheim seit dem Dienstbeginn der Kollegin 2011. Zuletzt nahmen die Beteiligten im Sommer eine Mediation in Anspruch. „Es ist eine Trennungsgeschichte“, sagte die Superintendentin van Niekerk, von dieser Zeitung um eine Stellungnahme gebeten. „Keiner will Frau Ventur etwas Böses.“ Aber: Ein „Scheitern muss man sich irgendwann eingestehen“, erklärte sie zu Beginn der Gemeindeversammlung.

Nun gebe es ein „Einvernehmen, dass wir nach vorne blicken“ und nicht „halbdreckige Wäsche noch einmal durchwaschen“. So habe auch Ventur – die nach ihrem Unfall noch nicht voll genesen ist und ein betriebliches Eingliederungsmanagement durchläuft – erklärt, sich einen neuen Wirkungskreis suchen zu wollen. Auch Peter Gottke aus dem Kreissynodalvorstand betonte: „Irgendwann ist es besser, wenn man auseinandergeht und sich nicht zerfleischt.“ Appelle zum Blick nach vorn und zur Befassung mit Sachthemen kamen auch aus dem Kreis der Gemeindeglieder – und wurden von einer Mehrheit der Versammlungsteilnehmer mit Beifall quittiert.

Das sagt die Pfarrerin

Für alle Beteiligten sei es eine schwierige Situation, teilte Pfarrerin Dr. Birgit Ventur mit, von dieser Zeitung um eine Stellungnahme gebeten. Sie wolle keinen Scherbenhaufen hinterlassen, den Weg in eine berufliche Zukunft nicht verbauen.

Schriftlich äußerte sie sich zu der Gemeindeversammlung und zum Konflikt in der Friedenskirchengemeinde. Ihre Stellungnahme in Auszügen:

„Meine Sicht der Dinge ist eine Einzelstimme, zumal die drei Presbyteriumsmitglieder, die mich unterstützt haben, von ihrem Amt zurückgetreten sind“, schreibt Ventur.

„Um mich selbst, die Gemeinde und auch das Presbyterium zu schützen, möchte ich zu den angedeuteten Spannungen keine Stellung nehmen. (...) Nicht nur das Presbyterium sieht keine Möglichkeit, die Zusammenarbeit fortzusetzen. Nach den Ereignissen der letzten Wochen und Monate sehe auch ich selbst keine Möglichkeit mehr für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Leitungsorgan der Gemeinde – so sehr ich bedauere, dass dies bedeutet, auch von den Gemeindemitgliedern Abschied nehmen zu müssen.“

Ventur steht nach eigenen Angaben „in engem Kontakt mit der Superintendentin und dem Landeskirchenamt in Düsseldorf, um erfolgreich den Weg in eine neue Pfarrstelle zu finden“.

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