Mehr als 600 LiebesbriefeTroisdorfer feiern mehrere Tage lang Diamanthochzeit

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Diamant-Kieseierneu

Sichtlich gute Laune herrschte bei Heinz und Rosemarie Kieseier schon an ihrem diamantenen Polterabend.

Troisdorf – Mit einem kleinen Polterabend starteten Rosemarie und Heinz Kieseier am Mittwoch, dem 60. Jahrestag ihrer standesamtlichen Trauung im westfälischen Oberaden, in ihre diamantenen Hochzeitstage. Die enden an diesem Samstag mit einem Gottesdienst und anschließendem Fest im Oberlarer Schützenhaus. Wenn nur annähernd so gute Stimmung herrscht wie bei der Polterfeier, dürfte es ein rauschendes Fest werden.

Verliebt seit früher Jugend

Dass am Mittwoch vor allem Gesang der Stimmungstreiber war, lag an der Zusammensetzung der Gäste. Die rekrutierten sich aus Mitgliedern der Anti-Corona-Sänger, die seit Pandemie-Beginn fast ununterbrochen allabendlich dem Virus mit Gesang trotzen und die die Jubilare mit ihren Vermietern Norbert und Elisabeth Halm ins Leben gerufen haben.

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Wie den Erinnerungen des Jubiläumspaars zu entnehmen war, brannte diese Liebe von früher Jugend an. Beide stammten aus christlichen Elternhäusern, kannten sich von Kindergottesdienst und Jugendgruppe. „Bei ihrer Konfirmation muss sie gemerkt haben, dass ich mich in sie verliebt habe“, erinnerte sich der 83-Jährige.

Das Paar ließ sich nicht beirren auf den Weg in ein gemeinsames Leben. Da ihm während seiner vierjährigen Ausbildung zum Diakon untersagt wurde, „zu wissen, dass es überhaupt Mädchen gibt“, hielten sie mit Liebesbriefen Kontakt. „Wir haben unsere Liebe mit allen erdenklichen Tricks vor der Ausbildungs-Einrichtung geheimgehalten“, gestand Heinz Kieseier.

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In Oberaden gaben sich Rosemarie und Heinz Kieseier im Jahr 1961 das Jawort.

Mehr als 600 Briefe schrieben sich die Verliebten, an Wochenenden fuhr er mit dem Fahrrad von Mülheim an der Ruhr zu seiner Rosemarie Lüdcke bis nach Oberaden, heute ein Stadtteil von Bergkamen im Kreis Unna. Als er fertig war mit der Ausbildung, verlobte sich das Pärchen. Es war der 1. April 1961, lediglich 164 Tage vor der kirchlichen Trauung in der Martin-Luther-Kirche Oberaden.

24 Jahre lang als Pastor in Spich gedient

Seine erste Anstellung als Jugenddiakon erhielt Heinz Kieseier in Solingen-Ohligs. Nach weiteren Examen wurde er am 1. September 1976 Pastor in Spich, blieb es bis zum Ruhestand nach 24 Jahren. „Wir waren ein Doppelgespann“, berichtete der Jubilar. Und: „Ich wäre ohne Rosemarie nicht das geworden, was aus mir geworden ist“, lobte er seine Frau. „Sie war als Pastorenfrau nicht wegzudenken, hat absolut ehrenamtlich gearbeitet. Sie war immer da, wir brauchten keinen Anrufbeantworter.“

Anti-Corona-Sänger

Seit dem 18. März 2020 singen die Anti-Corona-Sänger jeden Abend in der Oberlarer Landgrafenstraße. Der Nachbarschaftschor greift auf ein Repertoire von 520 Liedern zurück, die der Sachse Friedhold Küchle (69) zusammengetragen hat. Küchle war für die Diamanthochzeit angereist, wo er die Kieseiers erstmals persönlich traf. (loi)

Obwohl beide Westfalen sind, seien sie beste und immer fröhliche Rheinländer und wahrscheinlich deshalb so glücklich durch die 60 Jahre gekommen, räumten die Kieseiers ein, die einen Sohn und eine Tochter sowie drei Enkelsöhne haben. „Wir haben immer gefeiert, ein Geburtstag wurde stets zu einer kleinen Hochzeit.“ Unglaublich wohl hätten sie sich in Spich gefühlt. Heinz Kieseier: „Eine schönere Pfarrstelle gibt es nicht.“

Ihr Hobby waren die Radtouren „entlang fast aller deutschen Flüsse“, berichtete die 82-Jährige. Außerdem war das Singen in der Evangelischen Kantorei wichtige Freizeitbeschäftigung und ist es noch heute in der Senioren-Kantorei – und bei den Anti-Corona-Sängern.

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