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Mit Schlachtruf ans HämmchenEisbein-Experten lassen es sich seit 25 Jahren schmecken

Lesezeit 3 Minuten
Die nächste Generation rückt nach: Die zwei „Frischlinge“ Lars Behnsen und Christian Bremer (Dritter und Vierter von links) mit Präsident Theo Kirfel (links) und ihren Vätern Achim Bremer (rechts) und Mike Behnsen.

Die nächste Generation rückt nach: Die zwei „Frischlinge“ Lars Behnsen und Christian Bremer (Dritter und Vierter von links) mit Präsident Theo Kirfel (links) und ihren Vätern Achim Bremer (rechts) und Mike Behnsen.

Troisdorf – Dieses Essen kommt nicht einfach so auf Tisch. Theo Kirfel haut auf die Glocke. „Wir begrüßen die Hämmchen mit einem Hämm- . . . “ – „ . . . -che!“, stoßen die anderen im Chor aus. Dreimal schallt der Schlachtruf von der Terrasse des Restaurants „Nineteen’th“ über den Golfplatz von Kriegsdorf. Ehe die Männer mit den schweinchenrosafarbenen Schürzen Messer und Gabel ansetzen, beäugen sie ihr Leibgericht. Hat die Schwarte noch Haare? Ist das Hämmchen groß, sehr groß oder eher klein? Wie sehen die Beilagen, Sauerkraut und Kartoffelpüree, aus?

Restaurant-Chef Andreas Pullmann weiß, wen er da zu Gast hat und dass der Ruf seiner Küche auf dem Spiel steht. „Es ist der Hämmchenclub!“, sagt der 56-Jährige respektvoll. Die 15 Mitglieder lassen sich den gekochten Oberschenkel des Schweins nicht nur schmecken, sondern nehmen auch eine Bewertung vor. Und das seit 25 Jahren einmal im Quartal in wechselnden Gaststätten nach einem festen Reglement.

Nachtisch mit Rum ertränkt

Zum Club-Jubiläum hatten die Profi-Schmauser um Präsident Kirfel auch die Ehefrauen, Söhne, Töchter und Gäste eingeladen, so dass diesmal 40 Hämmchen zu servieren sind. „Das ist absolut eine Herausforderung, aber die nehmen wir an“, sagt Pullmann. Ist er nervös? „Ich nicht, der Küchenchef schon.“ Guido Krüper wirbelt an den Töpfen. Kenole Mäuser balanciert die beiden ersten Hämmchen auf die Terrasse. Der jungen Frau kommt später noch eine bedeutende Rolle zu.

Die vom Club engagierte Kombo spielt Reinhard Meys „Heiße Schlacht am kalten Buffet“, während erste, schwärmerische Kommentare zu hören sind. Das zarte Fleisch, Senf, Püree und Kraut flutschen. „Sehr gut“, sagt Albert Ossendorf, einer der fünf Hämmchen-Experten der ersten Stunde, die heute noch mit von der Partie sind. Er erzählt, wie er im März 2015 im Troisdorfer Haus Schneider den Chef gefoppt hat. „Ich bin in die Küche gegangen und habe zu ihm gesagt: ,Wie kannst du das nur so versauen!’“ Thomas Schneider sei kreidebleich geworden und in sich zusammen gesunken. „Als er dann erfuhr, dass er als bisher einziger Koch 40 von 40 möglichen Punkten erzielt hat, gab es einen Aufschrei.“

Hans-Josef Manner macht mit der Rumflasche die Runde und ertränkt den Nachtisch – immer Herrencreme – mit Hochprozentigem. Dann folgt das Ritual, das Verfechter der feinen Art erschaudern lässt: Genüsslich schlecken die Männer ihr mit Herrencreme beträufeltes Club-Maskottchen Michaela ab, wobei man das Keramik-Schwein nach jedem Zungenkontakt gründlich mit Alkohol desinfiziert.

Kenole Mäuser steigt auf einen Tisch. „Dat is jetz nix Sexuelles“, versichert Theo Kirfel, als er kurz den Oberschenkel vermisst – auch das „Hämmchen der Bedienung“ ist jedes Mal Gegenstand der Bewertung. „Volle Punktzahl“, befindet Kirfel.

Insgesamt gibt es an diesem Abend 36 Punkte und mithin für das „Nineteen’th“ gerade noch das beste, vom Hämmchenclub urkundlich verbürgte Prädikat: „Ausgezeichnet und sehr empfehlenswert“. Der Koch kann aufatmen.

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