Mobilfunkstandard 5GIm Troisdorfer Industriepark sind die Wege plötzlich kürzer

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Das Scannen des Etiketts könnte für Juri Drister bald überflüssig sein, wenn der Computer dank 5G-Technik die Ladung erkennt und die Wege optimiert.

Troisdorf – Das ist wohl das Wesen eines Pilotprojekts: „Wir wissen noch gar nicht, was rauskommt“, sagt Norbert Stenzel, Standortleiter des Spezialchemieherstellers Kuraray in Troisdorf. Drei Jahre haben Stenzel und die übrigen Projektpartner Zeit, Erkenntnisse über die zukünftige Nutzung des Mobilfunkstandards 5G zu gewinnen; das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert das Vorhaben im Troisdorfer Industrie-Stadtpark mit insgesamt 3,57 Millionen Euro.

„Wir sind für den Anwendungsfall zuständig“, beschreibt Stenzel die Aufgabe von Kuraray und ZWI Technologies; dazu gehört ein Leitsystem für die vielen Gabelstapler auf dem Firmengelände. Schon jetzt werden Aufträge über WLAN an die Stapler übermittelt, wird die Kommissionierung digital unterstützt.

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In Zukunft könnten die Stapler selbst wichtige Daten an die Zentrale übermitteln: Welcher Stapler ist am nächsten dran und gerade frei, um eine notwendige Fuhre zu übernehmen? Wie ist es um den Ladezustand bestellt, und wie viel Gewicht darf das Fahrzeug heben?

5G-Netz wird noch aufgebaut

Außerhalb von Lagerhallen sind autonom fahrende Hubmaschinen im Industrie-Stadtpark noch kein Thema. Doch schon jetzt stehen die Projektbeteiligten auch vor der Frage „Wie verändert sich die Arbeitswelt?“ Hier sieht Holger Stenzel die Führungskräfte der Unternehmen gefordert; überdies begleitet ein arbeitswissenschaftliches Institut das Projekt.

Wer nach Hinweisen auf die neue 5G-Technik sucht, wird enttäuscht. „Die ist noch gar nicht da“, verrät Stenzel. „Viereinhalb G“ nennt er, was etwa Telekom und Vodafone anbieten. Auch im Projekt müssen sich die Partner bislang noch mit 4G und WLAN behelfen. Steht das Netz aber einmal, dessen Aufbau am Standort die städtische Troiline vorantreibt, wird es in der Lage sein, große Datenmengen in hoher Geschwindigkeit zu übertragen.

50 weitere Kommunen können mitmachen

Projektpartner in Troisdorf sind neben Kuraray und ZWI Technologies das Fraunhofer-Institut für angewandte Informationstechnik und die Troiline GmbH, die als Tochter der Stadtwerke Troisdorf das unabhängige 5G-Campusnetzwerk im Industriepark aufbaut. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt vom Institut für Technologie und Innovationsmanagement der RWTH Aachen sowie dem Institut für Arbeit, Leistung und Gesellschaft.

Bundesweit hat das Ministerium in einem mehrstufigen Verfahren zehn Projekte ausgewählt. Dabei geht es um landwirtschaftliche Innovationen ebenso wie um digitale Verwaltung, Personennahverkehr oder Patientenversorgung, Waldbrandbekämpfung oder Logistik.

Vor wenigen Tagen wurde der Innovationswettbewerb erheblich ausgeweitet; bis zu 50 weitere Kommunen können jetzt Förderanträge stellen, heißt es in einer Mitteilung des Bundesministeriums. (dk)

Eine Eigenschaft, die für das zweite Anwendungsvorhaben unverzichtbar ist, den 5G-Werkzeugkoffer, der mancher nächtlichen Rufbereitschaft den Schrecken nehmen könnte. Mixed Reality (MR) ist dafür das Stichwort, die Kombination aus echten und künstlich geschaffenen Bildern, die zum Beispiel bei Wartungs- oder Reparaturarbeiten zum Einsatz kommen kann.

In das Sichtfeld einer MR-Brille lassen sich Betriebsanleitungen und Konstruktionszeichnungen einspielen, während ein Techniker auf Distanz umgekehrt die Bilder von der Schadensstelle empfangen und mit ihrer Hilfe die notwendigen Schritte zur Reparatur anleiten kann. Und das vollkommen unabhängig davon, wo er sich auf der Welt gerade befindet.

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Ein virtuelles Menü, auf eine Brille projiziert, ermöglicht Fernreparaturen. Robin Eschrich testet es.

Hier könnte der 5G-Standard seine Stärken besonders gut ausspielen, prognostiziert Holger Stenzel: Nur wenige Millisekunden werde die Latenz betragen, die Verzögerung bei der Übertragung von Daten.

Eine erste Idee gibt es als Antwort auf die Frage „wie kann man das vermarkten“, wie Holger Stenzel erklärt. „Man kann den Kunden eine solche Brille aufsetzen“, längere Produktionsstillstände durch Havarien oder die teure Anreise von Fachleuten zur Reparatur ließen sich vermeiden. Es kommt also doch was raus, oder? „Am Ende“, sagt Standortleiter Stenzel, „wird hoffentlich ein Prototyp daraus, der funktioniert“.

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