Stadthalle TroisdorfSuzanne von Borsody las aus den Schriften der Malerin Frida Kahlo

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Suzanne von Borsody brachte viele Facetten der Figur Frida Kahlo zum Vorschein. 

Troisdorf – Natürlich war die mexikanische Malerin Frida Kahlo (1907-1954) eine herausragende Künstlerin und frühe Ikone der Frauenbewegung. Aber sie konnte auch nach allen Regeln der Kunst lästern, ein Aspekt, den die Schauspielerin Suzanne von Borsody bei ihrem Gastspiel in der Stadthalle nicht außen vorließ. Genüsslich rezitierte von Borsody die Abrechnung Kahlos mit ihren zahlreichen Nebenbuhlerinnen oder dem bräsigen Kulturverständnis ihrer Zeitgenossen. So zeigten sich neue Facetten einer Frau, die bis heute vor allem als „Malerin der Schmerzen“ wahrgenommen wird.

Bereits seit einigen Jahren ist Suzanne von Borsody mit diesem Programm unterwegs, das sich aus Biografien, Briefen, Notizen, Tagebüchern und Gedichten der Malerin speist. Auch in Troisdorf trug die Schauspielerin Kleidung und Frisur, die an Kahlos typische indigene Tracht erinnert. Immer wieder wurden ihre Gemälde, historische Aufnahmen und Dokumente auf die Bühne projiziert, während das Trio „Azul“ mit Anibal Civilotti, (Gitarre), Omar Plasencia León (Percussion) und Kurt Holzkämper (Kontrabass) mit lateinamerikanischen Klängen den Rahmen setzte.

Frida Kahlo wurde insgesamt 33 Mal operiert

Als 18-Jährige erlitt Frida Kahlo bei einem Straßenbahnunfall schwere Verletzungen. Insgesamt 33-mal wurde sie deshalb während ihres Lebens operiert, weitgehend erfolglos. Während der langwierigen Krankenhausaufenthalte entdeckte sie die Malerei für sich. Zum Entsetzen ihrer Familie verliebte sie sich in den 20 Jahre älteren Maler, Sozialisten und notorischen Frauenhelden Diego Rivera, den sie gleich zweimal heiraten sollte. Frida Kahlo lebte intensiv in dieser schwierigen Beziehung zu Rivera (selbstironisch als „die Taube und der Elefant“ charakterisiert), ihren zahlreichen Affären sowie dem Kampf mit dem Alkohol und ihren vielfältigen gesundheitlichen Problemen.

Dabei gelang es von Borsody auf beeindruckende Weise, die Malerin über ihre Texte mit Leben zu füllen. Das begann mit einem Gedicht der damals 15-Jährigen zur Eröffnung, das schon andeutete, welche außerordentliche Persönlichkeit hier heranwuchs. Ja, sie konnte halt- und bedingungslos lieben, wie es ein Brief an ihren damaligen Liebhaber, den Fotografen Nickolas Muray, zeigte und sie konnte schwer an ihrer Liebe tragen, wie ein anderer Brief zu ihrer desolaten Ehe mit Rivera aus dem Jahr 1934 dokumentierte. Dieser hatte eine Affäre mit einer von Kahlos Schwestern angefangen, was die Künstlerin ebenso tief verletzte, wie entschlossen machte: „Ohne ihn bin ich nur ein Stück Dreck“, hat sie an anderer Stelle geschrieben.

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Es sind teilweise erschütternde, mitunter aber auch amüsante und immens geistreiche Sätze, für die die versierte Bühnen- und Fernsehschauspielerin von Borsody stets genau die richtige Stimme fand. Zum Ende ihres Lebens fand Frida Kahlo die künstlerische Anerkennung, die sie immer angestrebt hatte. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits bettlägerig, als Spätfolge ihres Unfalls musste ihr ein Unterschenkel amputiert werden: „Was brauche ich Füße, wenn ich fliegen kann?“, kommentierte sie lakonisch.

Frida Kahlo wurde am 13. Juli 1954 tot aufgefunden. Mit ihrem letzten Tagebuch-Eintrag: „Fröhlich warte ich darauf, das Haus zu verlassen und hoffe, nie wieder zurückzukommen“ endete der Abend, mit dem ihr Suzanne von Borsody ein würdiges Denkmal setzte.

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