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TroisdorfAngeklagte sollen Jugendliche mit Schlagstock geschlagen und bestohlen haben

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Prozessauftakt in Bonn. (Symbolbild).

Prozessauftakt in Bonn. (Symbolbild).

Troisdorf/Bonn – „Ein Engel“ sei sein Mandant wahrlich nicht, stellte Verteidiger Sebastian Holbeck gleich zu Prozessbeginn klar. Der 35-Jährige habe in seinem Leben schon viele Fehler gemacht. Aber einen Raubüberfall auf Kinder, um ihnen ein Fahrrad abzunehmen, davon sei der Angeklagte „Lichtjahre entfernt“. Doch das wirft die Bonner Staatsanwaltschaft dem 35-Jährigen und seinem 34-jährigen Schwager vor.

Am 13. Juni 2020 sollen sie auf einem Fußweg in Oberlar drei Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren geschlagen und bestohlen haben.

Vor dem Bonner Landgericht müssen sich die Angeklagten wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung in vier Fällen verantworten. Sie sollen die Schüler beschimpft, zwei von ihnen mit einem Teleskopschlagstock geschlagen und ihnen ein Fahrrad abgenommen haben. Zwei Schüler wurden im Krankenhaus behandelt.

Schüler als Aggressoren

„Dieses Geschehen“, sagte Verteidiger Holbeck, der für seinen Mandanten ein Statement abgab, scheine „sehr verzerrt dargestellt“. Vielmehr seien die „drei Rotzlöffel“, die sich später als „arme Hascherl“ stilisiert hätten, wohl die Aggressoren gewesen. Sie hätten die beiden Männer „grundlos aufs Übelste beleidigt und beschimpft“. Daraufhin sei der Ältere aus Wut den Jungen hinterher, um sie zur Rede zu stellen.

Dann habe er – was natürlich ein Fehler gewesen sei – einem mit einem krummen und kaputten Teleskopschlagstock einmal auf den Rücken geschlagen. Der 14-Jährige habe den Schlag abgewehrt, sein Fahrrad fallen gelassen und sei zu Fuß geflüchtet, die anderen seien auf ihren Rädern weggeflitzt. Später habe der Mitangeklagte das Rad mitgenommen. „Auch das ein Fehler“, so Marc Piel, Verteidiger des 34-Jährigen, der sich dafür entschuldige.

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Drei Tage später, so Holbeck, sollen Familienmitglieder des 14-Jährigen vor der Wohnung seines Mandanten erschienen sein, sollen diesen „grün und blau geschlagen“ und erfolgreich die Herausgabe der „Beute“ gefordert haben. Vier Zähne seien ihm ausgeschlagen worden. Von einem solchen Akt der Selbstjustiz wisse er nichts, sagte der 14 Jahre alte Schüler als Zeuge. Sein Fahrrad habe er bis heute nicht zurück. Wie es zu dem Vorfall gekommen ist, konnte er auch nicht aufklären. Die beiden Männer seinen „so breit gegangen, dass wir nicht an ihnen vorbei kamen“. Dann seien sie von ihnen gerempelt und beschimpft worden.

„Ich habe den Eindruck“, sagte einer der Verteidiger nach der Zeugenaussage des Schülers, „die Jungen sind dem Konflikt damals nicht aus dem Weg gegangen.“ Immerhin sei der mittlerweile 15-jährige Fußballer und 1, 85 Meter groß – und die Angeklagten eher schmächtig und kaum 1,65 Meter. Die Nachfrage des Staatsanwalts, ob die Männer es von vornherein auf das Fahrrad abgesehen hatten, musste der Zeuge verneinen. 

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