Umgehung von Troisdorf-SpichIm Rat gibt's keine Mehrheit für die neue Straße

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SPD-Umgehung_Troisdorf

Die Unterführung an der Ranzeler Straße wäre je nach Blickrichtung Anfang oder Endpunkt einer Umgehung zum Gewerbegebiet Heuserweg.

Troisdorf – Um den Plan einer Umgehungsstraße für Spich ist ein Streit zwischen den Fraktionen im Stadtrat entbrannt. Es geht um die seit Jahren diskutierte Verbindung zwischen dem Kreisverkehr B 8/Belgische Allee und dem Gewerbegebiet Heuserweg.

Einmütig hatte der Stadtentwicklungsausschuss dafür gestimmt, dem Kreistag für die Neuaufstellung des Landschaftsplanes Siegburg, Troisdorf und Sankt Augustin eine Ausweisung des städtischen Schilfsees als Naturschutzgebiet zu empfehlen. Das Ansinnen der Grünen, auch den „Grünen See“ unter Naturschutz zu stellen, der Privatbesitz ist, lehnten CDU und FDP ab.

Allerdings sehen die Mehrheitspartner ohnehin viele Hindernisse für eine Umgehung zwischen dem Kreisverkehr an der Ranzeler Straße und dem Gewerbegebiet Heuserweg.

Fahrdamm zwischen Seen ist zu schmal

Denn der bislang wenig mehr als einspurige Fahrweg auf dem Damm zwischen den beiden Seen müsste dafür verbreitert werden, erläuterten die Fraktionsvorsitzenden Harald Schliekert (SPD) und Thomas Möws (Grüne) bei einem Ortstermin. In einem künftigen Naturschutzgebiet Schilfsee sei es unmöglich, in benötigtem Umfang Erdreich anzuschütten.

SPD-Umgehung_Spich

Zu schmal für einen Ausbau zur Umgehungsstraße ist aus Sicht von Achim Tüttenberg, Niko Novacek, Thomas Möws und Harald Schliekert (von links) der Damm zwischen Schilfsee und Grünem See. 

Die Idee könne außerdem nur verwirklicht werden, wenn die Stadt dem Eigentümer den See abkaufe. Auch die dort verlaufende Nato-Pipeline stelle ein Hindernis für solche Pläne dar. Abgesehen davon sei im städtischen Haushalt bis 2025 überhaupt kein Geld für das Projekt vorgesehen.

CDU sieht Vertrauensbruch gegenüber Spicher Bürgern

Die CDU spricht von „Vertrauensbruch“ gegenüber den Spichern, denen eine Entlastung vom Gewerbeverkehr auf der Hauptstraße versprochen worden sei. In der Tat hatten Grüne und SPD in ihrer Kooperationsvereinbarung nach der Kommunalwahl 2020 festgehalten, dass die Südumgehung Spich „ein möglicher Baustein zur Entlastung des Spicher Ortskerns“ sei. Die Partner wollten „die vorhandene Streckenführung erhalten und optimieren“, dabei Natur- und Landschaftsschutz aber beachten.

Das ist aus Achim Tüttenbergs Sicht kein Widerspruch zur nun vorgebrachten Haltung. Man habe prüfen wollen, ob das Vorhandene zum Beispiel mit einer Ampel für Wechselverkehr zu ertüchtigen sei, ohne etwas Neues zu bauen. „Erhalt ist möglich“, nannte er als Ergebnis dieser Untersuchung, eine Veränderung dagegen wohl nicht.

„Die klare Ansage des rot-grünen Bündnisses ist es, durch vorgeschobenen Naturschutz die Entlastung der Menschen in unserer Stadt von Gewerbeverkehr zukünftig unmöglich zu machen“, erklärte dagegen die CDU-Fraktionsvorsitzende Katharina Gebauer. „Schon bei den früheren Planungen wurde aufgezeigt, dass eine solche Anbindung zu einer spürbaren Entlastung der betroffenen Straßen in Spich führt.“ Eine solche abzuweisen könne außerdem andere Projekte wie die Entlastungsstrecke für den Güterbahnverkehr durch Eschmar, Sieglar, Oberlar und Spich gefährden.

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„Das rügen wir“, erklärte für die FDP der Fraktionsvorsitzende Sebastian Thalmann. Eine Ausweisung als Naturschutzgebiet werde eine Umgehung verhindern, die Spich auch dann entlaste, wenn nur ein Teil des Verkehrs umgeleitet würde. Lediglich auf dem Papier profitiere die Natur von einer Veränderung des Schutzstatus. „Im Tatsächlichen“ ändere sich durch ein Festhalten am Landschaftsschutz nichts.

Nur um 25 Prozent werde der Verkehr zurückgehen, sagte Thomas Möws unter Berufung auf ein Gutachten. Unklar sei auch, welchen Weg die Lkw weiter nehmen sollten, wenn sie am Kreisverkehr Heuserweg angekommen seien, ihr Ziel aber der Industriepark an der Mülheimer Straße sei, fügte Achim Tüttenberg (SPD) hinzu.

Die Kooperationspartner wollen daher eine Umgestaltung der Hauptstraße beantragen: Fußgängerampeln und Fahrradstreifen sollen den Weg durch den Ort für Lastwagen unattraktiv machen. Auch ein örtliches ÖPNV-Netz solle in ein Konzept eingebunden werden.

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